Blog, Industrie 4.0

Flexible «Alte» gesucht

Angst vor Veränderung
Diese Mutlosigkeit und die Selbstbemitleidung älterer Stellensuchender in den Medien, die nach 400 Bewerbungen noch keine Anstellung gefunden haben, ärgert. Seit zwei Jahren besteht die Plattform «kompetenz60plus.ch» als Gefäss zum Austausch zwischen KMU und älteren Fachleuten. In dieser Zeit hatte ich zahlreiche Gelegenheiten zur Auseinandersetzung mit dem Thema «Arbeiten im Alter», mit gestandenen «Patrons» von KMU, in der Beratung von Jungunternehmen oder mit älteren Fachkräften. Dabei stelle ich fest: Wir haben verlernt, oder nie gelernt, flexibel zu sein und uns trotz guter (Grund-)Ausbildung auf neue Situationen einzulassen. Wir sehen von vornherein nur Probleme mit angebotenen Chancen, anstatt neue Herausforderungen freudig anzupacken. Wir prokrastinieren Entscheide und hoffen, meist ohne Glück, auf optimalere Gelegenheiten. Doch der Arbeitsmarkt verändert sich rasant, auch getrieben durch die Digitalisierung. Kooperationen, Unternehmungsgründungen, flexible Arbeitsorte, Teilzeitpensen oder flache Hierarchien sind einige wenige Schlüsselbegriffe mit welchen sich auch ältere Mitmenschen vertraut machen müssten. Dazu das Beispiel aus Asien, welches uns alle inspirieren sollte.

Neubau Treppe, SRF News- und Sport-Gebäude, Bild: Penzel Valier Architekten, Zürich 2019

Schneller als jede Wissenschaft
Unter diesem Titel publizierte Fabian Peters, Stylepark 03.02.2020, die Eindrücke von Raphael Gielgen, der für den Möbelproduzenten VITRA nach der Zukunft der Arbeit (Future of Work) sucht. Gielgen wollte wissen was passiert, wenn 100’000 Ingenieure und Designer jeden Tag mit dem Willen aufstehen, etwas Neues zu erfinden? Dazu reiste er mit einer Gruppe Unerschrockener ins Perlflussdelta – jene chinesische Sonderwirtschaftszone, die im weitesten Sinne das Hinterland der ehemaligen Kolonien Hongkong und Macao bildet. Fast 70 Millionen Menschen leben dort mittlerweile auf einer Fläche, die weniger als halb so gross ist wie die Schweiz. «Praktisch niemand kommt von dort» sagt Gielgen, «alle sind zugezogen. Die Chancen, die die Sonderverwaltungszone bietet, zieht Macher aus ganz China und zunehmend auch darüber hinaus an.» Gerade wurde dort etwa die längste Brücke der Welt, die Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke fertiggestellt, die das Perlflussdelta überspannt und das Wegenetz des Ballungsraums erheblich verbessern soll. Weitere Megaprojekte sind längst im Bau und in der Planung.

Ein riesiges Labor
«Learning Journey» nennt Raphael Gielgen diese Expeditionen, die er in regelmässigen Abständen mit wechselnden Experten, Unternehmern, Architekten und Querdenkern durchführt. Immer geht es darum, dem Zeitgeist den Puls zu fühlen, globale Entwicklungen in frühen Stadien zu beobachten und Dynamiken zu analysieren. Das Thema «Design to Production» stand im Fokus der Reise ins Perlflussdelta. Die Vielfalt an Produzenten in Kombination mit dem zur Verfügung stehenden Kapital und den «Incubators», in denen Start-ups an neuen Ideen brüten, erzeugen ein ungeheures wirtschaftliches und technisches Momentum. Im Gegensatz zum «Westen» befindet sich diese ganze Region laut Gielgen in einem permanenten Beta-Status, verbunden mit einer fröhlichen Naivität beim Entwickeln. Hier ist nichts alt, nichts eingefahren, nichts «bewährt». Das verleiht allen eine gewisse Leichtigkeit, ohne den permanenten Optimierungswahn, dem ewigen «schneller, höher, weiter».

Mut für Neues
Anders als in Europa oder, noch ausgeprägter, in Japan gebe es keine Prozesshaftigkeit in China, sagt Gielgen. Es gebe auch keine Vorstellung von Langlebigkeit, weil niemand damit Erfahrung habe. «Alles ist neu, aber das heisst auch: Es gibt keine Routinen.» Das im Westen so beklagte Silodenken habe noch gar keine Zeit gehabt einzusetzen. Dieser Zustand, so glaubt Gielgen, der in den alten Industrienationen längst vergessen sei, könne hier wiederentdeckt werden. «Wenn man etwas von hier mitnehmen kann, dann den Mut, auf Lücke zu arbeiten. Hier ist der westliche Ansatz, alle Probleme mit einer Excel-Tabelle oder einer Powerpoint-Präsentation in den Griff zu bekommen, zum Scheitern verurteilt.»

Wir «Alten»
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte» im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

Ältere Mitarbeitende – Gewinn oder Last?

Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitenden
In der Schweiz scheiden ältere Menschen immer früher aus dem Erwerbsleben aus. Die Gründe dafür sind weit komplexer als vordergründig diskutiert. Man kann als biologisch älterer Mensch bekanntlich geistig noch sehr jung sein. Im Gegensatz dazu gibt es Dreissigjährige, die bereits aufgehört haben, neugierig zu sein. Zu einem gewissen Grad sind viele «Alte» jedoch selber schuld, wenn sie nicht mehr gefragt sind. Sie verschliessen sich gegenüber technologischen Entwicklungen, sehen im Fortschritt nur noch Bedrohung, wissen alles besser und sind nicht bereit für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit jüngeren Generationen.

Elbphilharmonie Hamburg: Inneneinrichtung Marcel Besau, Daniel Schöning und Eva Marguerre

Vertrauen: «Wissen teilen» statt «Wissen ist Macht»
Im vorbereitenden Gespräch bezüglich meinem Inputreferat für einen Berufsverband wurde der Begriff des Vertrauens wiederholt erwähnt. Dazu braucht es ein Entgegenkommen auf beiden Seiten. Gefragt sind heute vor allem Arbeitswelten mit flachen Hierarchien, hoher Selbstverantwortung und Flexibilität. Die Motivation von Mitarbeitenden im Team ersetzt das lineare Denken von gestern. Anstelle vom «Brüten» im stillen Kämmerlein, vernetzt man sich und arbeitet industrieübergreifend an Innovationsbeschleunigungen. Der grosse Vorteil von uns «Alten» ist der «Altersbonus» welcher es erlaubt, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten, auch weniger populäre Meinungen zu vertreten. Mit dem Alter kommt auch eine gute Portion Weisheit, gesammeltes Wissen wird «Be-Greifbar».

Die Lehrer unserer Lehrer, ein Paradoxon des Bildungswesens
Angesichts der marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden vermehrt Teams bestehend aus Frauen, Männern und SENIOREN erfolgreicher sein. Unternehmen die weiterhin beim Management am klassischen Silodenken oder an starren Hierarchien festhalten, werden ins Hintertreffen geraten. Der verstorbene Knut Bleicher, Ökonom der Universität St. Gallen, hat es so auf den Punkt gebracht: «Wir arbeiten in Strukturen von gestern mit Methoden von heute an Strategien für morgen vorwiegend mit Menschen, die die Strukturen von gestern geschaffen haben und das Übermorgen in der Unternehmung nicht mehr erleben werden.». Dieser Umstand muss nicht zu Konflikten führen, vielmehr sollten wir «Alten» uns etwas entspannen und die Gelegenheit nutzen, immer wieder Neues zu lernen. Zumal unser Wissen um die Mechanismen der analogen Techniken auch bei der digitalen Umsetzung von Projekten hilft. Wir «Alten» verfügen dank unserer Erfahrung oft über ein industrieübergreifendes Beziehungsnetz und ein Höchstmass an Begeisterungsfähigkeit.

«kompetenz60plus.ch»
Genaueres zur Plattform «kompetenz60plus.ch» erfahren Sie im doppelseitigen Beitrag von Anfang Jahr in der Schweizerischen Gewerbezeitung oder im Videoclip (3:43′) «FokusKMU» für das Lokalfernsehen vom vergangenen Februar.

Bitte machen Sie mit, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | Skype: live:werner_2636

Blog, Industrie 4.0

Was uns 2019 erwartet

Angeregt durch einen Text von Isabelle Roughol, LinkedIn, 14. Dezember 2018 finden Sie hier eine Auswahl an Themen, die im nächsten Jahr an Relevanz gewinnen.

Gemischte Teams und flache Hierarchien
Angesichts der marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden vermehrt Teams bestehend aus Frauen, Männern und SENIOREN erfolgreicher sein. Unternehmen die weiterhin beim Management am klassischen Silodenken, den starren Hierarchien festhalten, werden ins Hintertreffen geraten. Manager müssen sich vermehrt anstrengen um ihre «Autorität» zu wahren. Fortschritt baut immer auf neuen und bestehenden Erkenntnissen auf. Generationen- und branchenübergreifende Teams sind dabei nachgewiesenermassen im Vorteil. Ortsunabhängiges Arbeiten (Home-office, Co-working) wird zunehmen. Kreativität und «Soft Skills» (Menschlichkeit) am Arbeitsplatz werden gefragt sein. Integrität wird wichtiger als Wachstum um jeden Preis und Loyalität gegenüber Arbeitgebenden wird wieder positiv gewertet. Für das Überleben von Unternehmen werden Mentoren, kritisch Denkende und Kreative immer wichtiger (eine Chance für uns «Alte»). Praktische Erfahrung wird wichtiger als unzählige theoretische Kurse mit fraglichen Diplomen.

Kraftwerk, «Co-working» im ehemaligen Unterwerk Sellanu Zürich

Was uns im kommenden Jahr sonst noch erwartet
2019 werden wir mehr Zeit im Internet als am Fernseher verbringen. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung oder ein Fünftel der Beschäftigten wird in 2019 der Generation Z angehören (geboren nach 1997). «Inklusives» Design wird zur Norm und künstliche Intelligenz wird in allen Bereichen der Entwicklung und im täglichen Leben anzutreffen sein. Die Automation (Roboter und maschinelles Lernen) wird überproportional repetitive Tätigkeiten und damit vielfach «Frauenarbeit» ersetzen. Krankenkassen werden uns für gesunde Ernährung finanziell belohnen. Die USA und China werden ihren Technologie- und Handelskrieg intensivieren (Vormachtstellung 5G Standard – Internet der Dinge). Verbrennungsmotoren werden zuerst besser ehe sie verschwinden. Die Gesundheitsdaten oder Apple Pay auf dem iPhone werden einen Dominoeffekt auslösen und andere Anbieter mobilisieren. Auch weitere Finanzoptionen, neben den traditionellen Banklösungen werden an Wichtigkeit gewinnen. Ethik wird zum Kennwert für Firmen. Marken werden nicht mehr einfach «neutral» beurteilt und müssen für ihre Reputation Stellung beziehen (Rohstoffbeschaffung, Arbeitsbedingungen, Provinienznachweise).

Kraftwerk, Sitzungsraum, «Co-working» im ehemaligen Unterwerk Sellanu Zürich

Als Zugabe zwei Themen aus einer schweizer Denkfabrik
W.I.R.E. ist ein führender interdisziplinärer Think Tank, der sich seit rund zehn Jahren mit globalen Entwicklungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigt.

Was mit unseren Daten geschieht
Die Personalisierung des Marketings schreitet mit den rasant wachsenden individuellen Kundendaten unaufhaltsam voran und bildet eine neue Grundlage für eine massgeschneiderte und automatisierte Kommunikation. Im Szenario «La marque, c’est moi» eröffnen die Daten im digitalen Marketing der Zukunft eine Segmentierung von Kundengruppen jenseits der traditionellen Kriterien, sodass Angebote zunehmend mit dem Nutzer verschmelzen und Marken sich komplett auf das Individuen ausrichten.

Immobilität als neuer Luxus
Smarte Technologien und autonome Fahrzeuge definieren die Grundlagen unserer Fortbewegung neu. Eine wirklich intelligente Mobilität berücksichtig jedoch differenzierte Bedürfnisse, die dem Wunsch nach Fortbewegung zugrunde liegen und einen Transport von Menschen und Gütern nur dann erfordert, wenn er wirklich Nutzen stiftet. Der Weg in eine wirklich intelligente und nachhaltige Mobilität entspringt dabei einem Paradox: Nämlich, dass die Antworten auf eine wachsende Nachfrage in einer Umkehrung eines Denkmodells münden, das nicht eine maximale Mobilität, sondern Immobilität ins Zentrum stellt. Es ist längst Realität, dass lange Pendlerwege im Alltag nicht mehr als Zeichen von Erfolg gelten und hohe Folgekosten nach sich ziehen, nicht nur was die ökologische Bilanz, sondern auch den Alltagsstress betrifft.

«kompetenz60plus.ch» die Plattform «von uns. für uns.»
Wir «Alten» verfügen als Partner im Team über einen altersbedingten Wissensvorsprung und viel Lebenserfahrung. Als Konsumenten sind wir Vertreter eines stark wachsenden Marktpotenzials und kennen unsere Bedürfnisse aus erster Hand. «kompetenz60plus.ch» ist auch die Plattform für Klein- und Kleinstunternehmen (KMU’s) wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Helfen Sie mit und registrieren Sie Ihre Kompetenz oder Ihr Unternehmen oder kontaktieren Sie uns per Email, zusammen führen wir dieses Projekt zum Erfolg. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: Werner K. Rüegger | Skype: wernerkrueegger