Blog, Industrie 4.0

#214 – Kompetent und flexibel

Eine unerwartete Anfrage
«Ich suche eine kurzfristige Unterstützung für ein Forschungsprojekt. Ich brauche jemanden, der in der räumlichen Koordination von Lüftungsanlagen Erfahrung hat und im April täglich für bis zu zwei Stunden zur Verfügung steht. Die Person sollte sich in Englisch unterhalten und an einem Online-Call teilnehmen können.» Diese Anfrage am Tag nach dem Osterwochenende inspirierte den folgenden Text zum Thema «On-Demand-Talente». Dass der Trend, kurzfristig Fachkräfte weltweit über digitale Kompetenzplattformen zu rekrutieren, während dem zweiten Lockdown in der Corona-Pandemie auch die Schweiz erreichte, ist evident. In ihrem Beitrag «Führung durch Design», Boston Consulting Group, 17. November 2020, befassen sich Joseph B. Fuller, Manjari Raman, James Palano, Allison Bailey, Nithya Vaduganathan, Elizabeth Kaufman, Renee Laverdiere und Sibley Lovett mit dem Potenzial von hochqualifizierten On-Demand-Mitarbeitenden für Unternehmungen. Um ihre digitale Reise auf Kurs zu halten, überdenken einige Führungskräfte die Strategie, vorhandene Kompetenz zu finden und einzusetzen.

Transport der 22 Mumien zum neuen Gizamuseum durch Kairo, Ägypten, 3. April 2021. Bild: YouTube

Organisationsmodelle für Unternehmen
Denn es ist das Talent, nicht die Technologie, die den eigentlichen Schlüssel zur digitalen Transformation darstellt. Um den sich schnell ändernden Anforderungen eines Unternehmens (auch KMU) an menschliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gerecht werden, setzen Führungskräfte auf digitale Talentplattformen, wie «kompetenz60plus.ch», mit denen ihre Unternehmen die richtigen Mitarbeitenden zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsetzen können. Dabei spielen Alter, Wohnort oder Geschlecht eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist die zeitnahe Verfügbarkeit, die schnelle Reaktionszeit auf Anfragen von Firmen und die realistische Selbsteinschätzung unserer Fähigkeiten. Voraussetzung ist auch die Präsenz von uns «Alten» mit einem aktuellen Profil auf den digitalen freiberuflichen Marktplätzen oder Crowdsourcing-Innovationsplattformen. Laut einer Umfrage unter fast 700 US-amerikanischen Geschäftsführenden, die gemeinsam von der Boston Consulting Group und dem Projekt der Harvard Business School zur Verwaltung der Zukunft der Arbeit durchgeführt wurde, sehen CEOs die Nutzung dieser Plattformen durch ihre Organisation eher rosig. Kompetenzen sind nämlich vorhanden, aber um den Wert solcher Plattformen freizusetzen, müssen Führungskräfte die eigenen Organisationsmodelle ihres Unternehmens überdenken.

«On-Demand-Workforce-Modell»
Ein gemischtes «On-Demand-Workforce-Modell» wird dabei als mögliche Lösung vorgeschlagen. Die Autoren haben dazu fünf Schlüsselpunkte herausgearbeitet:

01. Neudefinition der Unternehmenskultur
Anstatt die Anzahl der Mitarbeiter zu «verwalten», wird der Unternehmenserfolg an den erzielten Ergebnissen gemessen. Berücksichtigt werden dabei die besten Ideen – ob von innerhalb oder ausserhalb des Unternehmens. Angesichts der erforderlichen Neugestaltung muss dieser kulturelle Wandel von den Führungskräften der C-Suite (CEO, CFO, COO oder CIO) vorangetrieben werden, um den strategischen Weg für die gemischte On-Demand-Belegschaft der Zukunft festzulegen.

02. Überdenken der Wertvorstellungen von Mitarbeitenden
Mitarbeitende auf allen Ebenen müssen verstehen, wie sie von Plattformen profitieren können, welche Ressourcen hinzufügen, Projektrückstände verringern und das Delegieren von Routine- und nicht wesentlichen Aufgaben erleichtern. Ohne Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes. Vollzeitbeschäftigte müssen ihre externen Partner vor allem auch befähigen, indem sie die richtige Anleitung anbieten, den Arbeitsumfang definieren und institutionelles Wissen bereitstellen (Willkommenskultur).

03. Umstrukturierung der Arbeiten in überschaubare Komponenten
Die schwierigste Aufgabe besteht darin, welche Arbeiten von internen Mitarbeitenden erledigt und welche externen Mitarbeitenden zugewiesen werden sollen. 20% der Führungskräfte, welche die digitalen Talentplattformen nutzten, vermelden Schwierigkeiten bei den Zielvorgaben und der Unterteilung in kleinere, überschaubare Aufgaben, damit die Arbeit leichter von und zu externen Partnern übertragen werden kann.

04. Überprüfen aktueller Funktionen innerhalb der Organisation
Vollzeitmitarbeitende sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Talent dort einzusetzen, wo es für sie am sinnvollsten und aufregendsten ist. Hilfreich ist die Bereitstellung einer internen Talentplattform oder eines «Opportunity Hub», um die Sichtbarkeit der Fähigkeiten von Mitarbeitenden zu verbessern und mehr interne Mobilität zu ermöglichen. Durch Identifizierung der eigenen Kompetenzen, auch für die Zukunft des Unternehmens, entsteht die richtige Mischung aus internen und ausgelagerten Talenten.

05. Neuausrichtung von Prozessen und Richtlinien
Die Integration temporärer Talente im Team muss erleichtert werden, durch Prozesse die es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeit zu erledigen, während die Vorschriften eingehalten, rechtliche Probleme vermieden, geistiges Eigentum geschützt und die Cybersicherheit gewährleistet werden. Beim Erstellen präventiver Richtlinien, müssen die Anforderungen auch für ausgelagerte Talente gelten.

Kompetente «Alte» stellen ihre Erfahrung zur Verfügung
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Wir «Alten», Frauen und Männer, im Team auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen unsere Erfahrung mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

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#213 – Mobilität und Industrie 4.0

«Einmal im Monat ins Büro kommen, um die persönlichen Kontakte zu pflegen»
Die andauernden Restriktionen von persönlichen Freiheiten, lassen uns vermehrt über den Sinn unserer Arbeit in dieser «Lebenssituation» nachdenken. Wir sitzen zuhause und kommunizieren per Video, Email oder Telefon im Team. Die Pandemie hat die Karten neu gemischt, schreibt Marie-Astrid Langer in der NZZ vom 24. März 2021. Innert weniger Tage hatten die Tech-Konzerne des Grossraums San Francisco im März 2020 entschieden, dass ihre Mitarbeitenden bis mindestens Ende des Jahres nicht ins Büro zurückkehren sollten. Wie so häufig folgten die Startups dem Vorbild dieser Konzerne. Die Frist verschiebt sich seitdem dauernd nach hinten. Tech-Angestellte fragen sich immer mehr, weshalb sie in einer Stadt wohnen bleiben, welche die höchsten Mieten im ganzen Land hat, in der aber Kinos, Museen, Fitnessstudios, Theater und Restaurants fast lückenlos geschlossen sind – also alles, was das Stadtleben attraktiv macht? In einem Massenexodus verliessen sie im Frühjahr und Sommer 2020 San Francisco, die Stadt verlor seither rund 10% ihrer Einwohner. Facebook hat beispielsweise damit begonnen, explizit Positionen an einer «remote location» (an abgelegenem Standort) auszuschreiben. Einzige Bedingung ist, dass die Mitarbeitenden in einem Radius von vier Autostunden um eine bestehende Facebook-Niederlassung wohnen.

Vermisste Spontanität
Die Forschung hingegen zeigt, dass Firmen innovativer sind, wenn ihre Mitarbeiter am gleichen Ort zusammenkommen. Der Ökonom Enrico Moretti von der Universität Berkeley hat basierend auf Patentanmeldungen nachgewiesen, dass Fachkräfte besonders dann produktiv und einfallsreich sind, wenn sie in Technologie-Hubs wie dem Silicon Valley mit anderen zusammenarbeiten. «Menschen physisch und vor allem emotional nah beieinander zu haben, ist eine Voraussetzung für Innovation», sagt auch Laszlo Bock, ehemaliger Senior Vizepräsident und Personalchef bei Google. Nur dank Nähe entstünden jene Zufallsbegegnungen, bei denen neue, verrückte Einfälle aufkämen. Kreativprozesse sind etwas besonderes. Diese Arbeit lebt davon, dass man sich gegenseitig dreinredet. Spontanität ist dabei enorm wichtig.

Stadtzentrum von Peking, China, Auswirkung des Sandsturms in der Wüste Gobi, SRF, März 2021

«Virtuelle Mobilität» ist auf dem Vormarsch
Einem Bericht der BCG Boston Consulting Group, 4. März 2021 von Von Orsolya Kovács-Ondrejkovic, Rainer Strack, Jens Baier, Pierre Antebi, Kate Kavanagh und Ana López Gobernado ist zu entnehmen, dass gemäss einer Umfrage unter fast 209’000 Menschen in 190 Ländern, die Zahl der Leute, die bereit sind, zur Arbeit ins Ausland zu ziehen, zurückgegangen ist. Dabei spielt auch die Bewältigung von COVID-19-Ausbrüchen in den einzelnen Ländern eine Rolle. Unter den beliebtesten Auswanderungszielen, neben den asiatischen Ländern, findet sich Kanada an erster Stelle für Personen mit Master-Abschluss oder Promotion, für Personen mit digitaler Ausbildung oder Fachkenntnissen und für Personen unter 30 Jahren. Daneben hat sich ein neues Modell herausgebildet, das sich auf internationale Fernarbeit bezieht und aus dem Trend der Fernarbeit während der COVID herauswächst. Fast zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie bereit sind, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der in ihrem Heimatland nicht physisch präsent ist. Die USA sind in diesem Szenario das begehrteste «Reiseziel», was darauf hindeutet, dass die amerikanische Beschäftigung immer noch eine grosse Anziehungskraft behält. Diese Offenheit für virtuelle Arbeit kann für Arbeitgebende von besonderem Interesse sein, wenn sie Schwierigkeiten haben, Stellen im IT- und digitalen Bereich zu besetzen.

Industrie 4.0
Diese Fernbeschäftigung bietet auch uns «Alten», Plattformen wie «kompetenz60plus.ch», vermehrte Möglichkeiten, uns weiterhin am wirtschaftlichen Geschehen zu beteiligen. Oft werde ich gefragt, was ich unter Industrie 4.0 verstehe. Ich denke wir befinden uns mitten drin, in dieser vierten Industrierevolution. Es ist das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, orts- und zeitunabhängig. Es sind nicht mehr die linearen und voraussehbaren Entwicklungen, sondern vernetzte Abläufe mit ihrer eigenen Logik. Darauf müssen wir uns einlassen, denn wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen, Abwarten ist keine Option. Bemerkenswert ist der Umstand, dass rund 40% der Schweizer KMU auch heute noch der Ansicht sind, dass die Digitalisierung keine Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell hätte. Als «alter weisser Mann» schaue ich zurück und bin überzeugt, dass Erfahrungen wichtig und stete Neugier, sowie Wandelbarkeit noch wichtiger sind. Deshalb müssen wir für die Gestaltung der Zukunft, nebst den «jungen Wilden» auch die kompetenten «Alten» mit einbinden.

Die Pandemie zeigt Schwächen im Geschäftsmodell
Wir haben ein Problem – und sind in der Krise kalt erwischt worden. Die Pandemie zeigt die Schwächen wie unter einem Brennglas, nicht nur gesellschaftlich, politisch und medizinisch, sondern eben auch technologisch. Dies sagt Martin Vetterli, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) im Interview mit Marc Tribelhorn und Antonio Fumagalli in der NZZ vom 25.März 2021. Die Schweiz verweigert sich der Realität aus Bequemlichkeit. Wir sind reich, traditionell und träge. Haben wir ein IT-Problem, holen wir uns Hilfe, etwa bei Experten im Ausland. Europa hat in den 1980er Jahren die IT-Entwicklung verschlafen, und zwar aus reinem Snobismus. Man dachte damals, Informatik sei keine ernsthafte Wissenschaft, man könne das Feld ruhig den Amerikanern überlassen und einfach ein IBM-Produkt kaufen. Wir müssen die Pandemie als Chance sehen, denn das Thema Digitalisierung wird nicht verschwinden. Wer die heutige Welt verstehen will, muss die digitale Welt verstehen, zumindest ansatzweise. Es reicht nicht mehr, zu wissen, wie man eine Excel-Tabelle oder eine Powerpoint-Präsentation erstellt. Was wir brauchen, ist eine digitale Mündigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Das fängt in der Schule und bei der Erziehung an. Heute sind wir viel zu naiv. Alle laufen mit dem Smartphone und dem Laptop herum, aber kaum jemand weiss, was da passiert mit den Daten und den Downloads.

Kompetente «Alte» stellen ihre Erfahrung zur Verfügung
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Wir «Alten», Frauen und Männer, im Team auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen unsere Erfahrung mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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#198 – Zeitalter der Kreativökonomie

Hoffnung ist keine Strategie
Sollen wir wieder zu den alten Denkmustern und Gewohnheiten zurückkehren, sobald sich die besondere Lage beruhigt, fragt sich manches KMU. Auch dank staatlicher Hilfe will man die kommenden Monate der Gesundheitskrise möglichst unbeschadet aussitzen, bis ein «rettender» Impfstoff verfügbar wird. Dabei wäre jetzt der Moment, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, wie wir diese aktiv mitgestalten wollen. Seit einigen Monaten arbeiten viele Firmen daran, ihre Geschäftsmodelle anzupassen um sich mittelfristig neu auszurichten. Museen, Galerien und Ausstellungen testen kreative Formate zur Simultanübertragung von Veranstaltungen im Internet. Videokonferenzen eigenen sich hervorragend für die interne Kommunikation, aber auch zur Kollaborationen mit externen Partnern als Ergänzung zu den eigenen Angeboten. Wirtschaftliche Überlegungen begünstigen ein Zusammenrücken artverwandter Betriebe. Im Bausektor sind es Produzenten wie Laufen, Geberit oder ERNE die ihre Produktpaletten im Badbereich branchenübergreifend erweitern um damit auch Schnittstellenprobleme Ihrer Kunden zu lösen. Der Trend zu lokaler Produktion darf jedoch nicht mit Versorgungssicherheit verwechselt werden. Versorgungssicherheit bedeutet, dass man bei kritischen Gütern nicht von einer einzigen Quelle abhängig ist. Viele Firmen bewerten dazu ihre Lieferketten neu. Das Ergebnis ist, dass man seine Quellen diversifiziert, was in der Folge zu mehr Globalisierung führt.

Helicopteraufnahme: Los Angeles, Thanksgiving-Verkehr, 23. November 2017, Yang-Yi Goh

Der Handel zeigt den Weg
Im Handel beschleunigt die gegenwärtige Krise den angestossenen Wandel gewaltig. In einer Mitteilung mit der Überschrift «Adjö, Ikea Katalog» wurde die Kundschaft anfangs Dezember 2020 über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt: «Das Kundenverhalten und der Medienkonsum haben sich gewandelt, und der Ikea-Katalog wurde immer weniger genutzt». Die online-Umsätze bei Ikea seien im vergangenen Jahr weltweit um 45 Prozent gestiegen, die Website verzeichne zudem inzwischen mehr als vier Milliarden (!) Besucher. Ikea wolle deshalb digitaler werden und ein neues Kapitel aufschlagen. Profitiert hat auch Amazon. Der online Händler wird in diesem Jahr zum grössten privaten Arbeitgeber, mit 2’800 Neuanstellungen pro Tag.

Was bringt die Zukunft
Die aktuelle Situation zwingt uns alle, Altbekanntes zu hinterfragen und hilft uns, aufgeschobene Projekte endlich an die Hand zu nehmen. Obwohl zurzeit Corona die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, dürfen wir unsere Bestrebungen bezüglich Klimaschutz nicht aus den Augen verlieren, zumal hier ein Zusammenhang besteht. Covid-19 rief uns auf erschütternde Weise ins Gedächtnis, dass wir Teil der Natur sind und sie nicht wirklich kontrollieren können. Der Reset ebnet den Weg für eine von Nachhaltigkeit und Entschleunigung geprägte Post-Corona- Gesellschaft. Wie eine solche aussehen könnte findet man in der Zusammenfassung von Lena Papasabbas und Nina Pfuderer vom Deutschen Zukunftsinstitut. Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und hat die Trend- und Zukunftsforschung in Deutschland von Anfang an massgeblich geprägt. Heute gilt das Institut, gemäss eigenen Angaben, als einer der einflussreichsten Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung und ist die zentrale Informations- und Inspirationsquelle für alle Entscheider und Weiterdenker. Im Bericht vom 1. Dezember 2020 mit dem Titel «Die Megatrends nach Corona: Zeit für eine Revision» listen Papasabbas und Pfuderer einige Trends, welche uns in naher Zukunft beschäftigen werden. Die Gesamtdokumentation finden Sie unter diesem Link. Meine Zusammenfassung der Zusammenfassung beschränkt sich auf Themen rund um kompetente «Alte».

Digitale Kommunikationstechnologien
Individualisierung ist das zentrale Kulturprinzip der westlichen Welt, das seine Wirkungsmacht zunehmend global entfaltet. Im Kern bedeutet Individualisierung die Freiheit der Wahl, aber ihre Auswirkungen sind komplex und bringen sowohl scheinbare Gegentrends wie eine Wir-Kultur als auch neue Zwänge hervor. Vor allem während der Corona-Krise wurden Solidarität und Gemeinschaft zunehmend wichtiger als Abgrenzung und Individualität. So dominiert das Prinzip der Vernetzung bereits seit Jahren den gesellschaftlichen Wandel und eröffnet ein neues Kapitel in der Evolution der Gesellschaft. Corona hat die Digitalisierung vollends von der Zukunft in die Gegenwart geholt und dabei schweizweit viele Schwachstellen aufgedeckt, wie zum Beispiel die mangelhafte Kommunikation, respektive mangelnde Transparenz in der Corona-Politik von Bund und Kantonen auf Grund fehlender Daten.

«Alte» als Risikogruppe
Rund um den Globus wird die Bevölkerung älter – und gleichzeitig bleiben die Menschen länger gesund. Die neue Lebensphase im letzten Drittel des Lebens mit gleichzeitigem Abschied vom Jugendwahn bewirkte eine grundlegende Umdeutung von Alter und Altern. Die Corona-Krise führt jedoch zu einer Trendumkehr – «Alter» ist plötzlich gleichbedeutend mit «Risikogruppe», wenn auch zu unrecht.

Wissenskultur mit neuen Arbeitsmodellen
Die Welt wird schlauer: Der globale Bildungsstand ist heute so hoch wie nie. Vor allem im Zusammenhang mit dem Trend hin zu Konnektivität verändert sich unser Wissen über die Welt und auch die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen – unsere Wissenskultur. Die Corona-Krise hat Bildung endgültig digitalisiert, kooperative und dezentrale Strukturen zur Wissensgenerierung vorangetrieben und innovatives Denken angekurbelt. Neue Arbeitsmodelle (darunter auch Home-office) führen zu einen epochalen Umbruch, der mit der Sinnfrage beginnt und die Arbeitswelt von Grund auf umformt. Das Zeitalter der Kreativökonomie ist angebrochen – und es gilt Abschied zu nehmen von der rationalen Leistungsgesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Potenzialentfaltung eines jeden einzelnen Menschen. In Zukunft geht es um die gelungene Symbiose von Leben und Arbeiten. Die Corona-Krise macht unsere Arbeitswelt agiler, flexibler und digitaler – ein Effekt, der von Dauer sein wird.

Urbanisierung und Mobilität
Die Stadt als Lebensraum hat sich durch Corona verändert. Zuvor war der Alltag von Städterinnen und Städtern von hoher Mobilität geprägt, die Lebensqualität ergab sich aus den zahlreichen Angeboten der Metropolen. In Zeiten des Lockdowns wurde plötzlich das Zuhause zum wichtigsten Lebensraum, das öffentliche Leben kam zum Erliegen. In Bundesbern beklagt man den mangelnden Austausch (Apérokultur) unter den Parlamentariern. Diese Bedeutungsverschiebung in die eigenen vier Wände bleibt und wird die Urbanisierung weiterhin begleiten. Auch unsere Erfahrung von Mobilität wird nicht mehr dieselbe sein. Vor Corona war diese ein Teil des Alltags der meisten Menschen – der sich tendenziell beschleunigte und komplexer wurde. Die plötzliche Entschleunigung, hervorgerufen durch ein kleines Virus, ermöglicht eine Neubeurteilung dieser Mobilität, deren Zukunft vernetzt, digital, postfossil und geteilt ist.

Kompetente «Alte» stellen ihre Erfahrung zur Verfügung
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Wir «Alten», Frauen und Männer, im Team auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen unsere Erfahrung mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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