Arbeiten im Alter

Mobile_Geraete
Auch ältere Menschen sind «mobil»

Auszugsweise: Spiegel online 19. Januar 2018 (Deutschland – ähnlich für die Schweiz)

Warum arbeiten Senioren nach der Pensionierung weiter?
Für 37 Prozent der Senioren zwischen 65 und 74 ist die Arbeit laut Destatis wichtigste Quelle des Lebensunterhalts. «Aus unserer Sicht belegen die Zahlen erneut, dass viele Menschen im Ruhestand arbeiten, weil sie mit ihrer Rente kaum über die Runden kommen.» Finanzielle Gründe oder die Angst vor Altersarmut können den anhaltenden Trend allein aber noch nicht erklären, sagt Jürgen Deller, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg. «Für die meisten, die nach der Pensionierung weiterarbeiten, ist Arbeit einfach positiv besetzt.» Ihnen gehe es zum Beispiel darum, soziale Kontakte zu behalten oder sich weiter gebraucht zu fühlen.

Was haben Unternehmen davon?
«Ältere Arbeitnehmende haben ein riesiges Erfahrungswissen, das so schnell nicht zu ersetzen ist», sagt Rudolf Kast, Chef des Demografie-Netzwerks und der Botschafter der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). Das zeigt auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Firmen bemühen sich demnach vor allem um ältere Mitarbeitende, wenn es in ihrer Branche einen Mangel an Fachkräften gibt – im verarbeitenden Gewerbe etwa oder im Maschinenbau.

6 thoughts on “Arbeiten im Alter”

  1. Neben oben erwähnten Argumente dürfte der soziale Wunsch nach den als positiv gewerteten «geordneten Tagesstrukturen», dem «dazu zu gehören», dem «anerkannt zu werden», dem der Gesellschaft «etwas beizutragen und allenfalls zurückzugeben» eine wichtige Rolle spielen. Letzteres findet man öfters bei erfolgreichen und gut situierten Menschen, die sich ehrenamtlich und kostenlos einbringen und teilweise derart von Saulus zum Paulus hin zu einem Gut-Mensch (Philanthropist) mutieren.

    Anderen, wollen nicht akzeptieren, dass das letzte Hemd keinen Taschen hat, folgen Ihrer Prägung und es geht weiterhin nur darum für sich und die Nachfolgegeneration möglichst viel bzw. mehr als notwendig anzuhäufen Wiederum andere sehen sich mit der bitteren (bewusst gewollter?) Realität mangelhafter sozialer Absicherung konfrontiert und müssen weiter arbeiten. Zu letzteren werde ich wohl auch gehören.

    Entschuldigt, wenn ich eine Optik einnehme. Das Neo Liberale Denken hat nichts mit der liberalen Denkweise von «Liberté, Egalitè, Fraternitè» der Französischen Revolution zu zu tun, welche mein Verständnis von Liberalismus darstellt.sondern fußt weiterhin auf dem überholten Feudalismus. Darauf, dass jeder «Smarte und Tüchtige» (privilegierte) in der Lage ist genügend anzuhäufen und dann vom «passiven Einkommen» zu Leben und sich derart abzusichern.Einigen wenigen gelingt es. Der Mehrheit nicht, kann es auch nicht! Behinderte und Menschen, welche dazu zwei Einkommen und gar Beihilfen benötigen um über die Runden zu kommen ist dies trotz «Sozialsystemen» nicht möglich. Das ist Realität.

    Tief in unserem Stammhirn ist immer noch der Urmensch verankert. Bei den Wandervölker gehörte es dazu, dass Ältere die nicht mehr mithalten konnten sich auf den Tod vorbereiteten und ehren und würdevoll mit der allerbesten Verpflegung zurückgelassen wurden.Letztendlich geht es uns deshalb darum «dazu zu gehören» und im Rahmen seiner Möglichkeiten sich als «noch nützlich» zu präsentieren um nicht weiter ausgegrenzt, diskriminiert und zurückgelassen zu werden.
    Die Diskriminierung von Älteren und die Ausgrenzung von Fachkräften 50+ und Menschen mit Einschränkungen ist in unserer von Leistung- und Rücksichtslosigkeit geprägten Gesellschaft eine sichtbare bittere systemische Realität.Früher wurde in die IV abgeschoben, diese Kasse schiebt nun auch ab.

    100’000 Ausgesteuerte, 50’000 davon in der Sozialhilfe, 800’000 die mehr arbeiten und verdienen wollen und müssten aber nicht können, davon 500’000 Working Poor und all die Behinderten sind meist die echten, bewundernswert Starken und Tüchtigen. Dies sind Ihrem Bereich «Fachkräfte», vielleicht nicht gerade die welche aktuell gesucht werden, aber mit viel Potential um entsprechend ausgebildet zu werden, sofern man sich auf sie einlassen will. Leider werden diese systematisch ausgegrenzt bis sie krank werden.Sie sind nicht Schwach oder Arm sonder wirtschaftlich Schwach gehalten oder Opfer von Umständen. Die Armen, dass sind die wirtschaftlich Starken und Überheblichen welche opportunistisch dauernd flexible Kurzstreckenläufer suche und Diversität sowie Gender Management nur als Marketing begriff verstehen.

    Der «Fachkräftemangel» ist, tut mir leid dies zu adressieren, oft hausgemacht durch fehlende und mangelnder Planung, fehlender Ausbildung, fehlende Attraktivität und Wertschätzung des Mitarbeiters jenseits des monetären sowie oft auch ein Resultat von hire und fire und der «freien Marktwirtschaft». Ein Unternehmer der klagt, dass Mitarbeiter zwischen 25 – 40 das Unternehmen verlassen und schwierig zu finden sind muss sich über seine Behandlung, seine Attraktivität, seine Preise und Lohnpolitik, seine nicht monetären Wertschätzung, seinen Mehrwert und seine Philosophie Gedanken machen. Wenn er in Glaubenssätzen wie Preisführerschaft, Volumen, Command, Control & Sanction usw. verstrickt ist, hat dieser ein Problem!

    Pensionierten und Freiwilligenarbeit, kostenlos und ehrenamtliche, angesichts dessen das wir als Gesellschaft vieles wirtschaftlich nicht bezahlen wollen und glauben es auch nicht tun zu können, kann eine gute Sache sein. Auch der Wunsch etwas zurückzugeben, da man es «erfolgreich geschafft» hat ist Edel und verdient Anerkennung. Ob es letztendlich nur eine Beruhigung des eigenen Gewissen ist, muss jeder für sich entscheiden.

    Betrachtet man es objektiv, ist all dieses «gut gemeinte» oft eine Subventionierung und Verzerrung der wirtschaftlichen Realität unserer Gesellschaft. Über 800’000 Arbeitskräfte in der Schweiz, die über kein «Renten Grundeinkommen» verfügen stehen bereit um mehr zu leisten. Ob es fair ist weiter selber zu arbeiten und nicht für diese Platz zu machen und weiterhin zu diesen unfair in Konkurrenz zu stehen, muss jeder für sich beantworten.

    Leistungen von Pensionären werden oft vergünstigt oder zum Nulltarif erbracht, Kosten und Leistungserbringung welcher sich die Gemeinschaft derart unsolidarisch weiterhin entziehen kann. Die bekanntesten, klassische und emotionsgeladenden politischen Themen sind Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Altersvorsorge welche in einer Gesellschaft die insgesamt immer weniger Arbeitsplätze, stetig steigenden Kosten und nicht steigende Löhnen anbietet zum Glaubenssatz «Privatsache» hochstilisiert werden. Das Spiegelbild einer Gesellschaft welche systemisch stetst die Kosten von einer Kasse auf die andere abwälzt, Kostendeckung ausschließt und auf den Bürger und letztendlich die Allgemeinheit abwälzt.

    Die zunehmende Schere zwischen Reich und Arm ist Realität. Unsere Sozialsysteme sehen das Anhäufen zwecks passiven Einkommens nur bedingt vor und praktizieren primär das oben beschriebene abwälzen, den Vermögensverzehr und anschließenden das Macht besetzte «Gewähren» von Almosen und deren Rückzahlung aus dem Alterskapital. Dies ist eine weitere bittere Realität.

    Pensionierte die sich als Freelancer zu niedrigem Lohn und ohne Sozialabgaben einbringen sind gern gesehen, da kostensenkend und flexibel Erfahrung eingebracht werden kann. Ein Grundeinkommen haben diese ja und können jederzeit wieder problemlos abgebaut werden. Flexibilität auf Kosten der Mitarbeiter und Gesellschaft statt entsprechende Kapitalreserven einzusetzen kann so noch mehr optimiert werden. Das Ganze, wie auch die angedachte schwachsinnige Überbrückungsrente, animiert teure Mitarbeiter im mittleren Alter abzubauen, deren Löhne zu kürzen, das Ausbilden auf die Gesellschaft abzuschieben und das wirtschaftliche Ungleichgewicht weiterhin zu verschärfen.

    Kümmern sich Pensionierte (kostenlos, Sozialabgaben und Steuerbegünstigt) um Angehörige, Enkelkinder oder Charity Aufgaben ersparen Sie der Gesellschaft Kosten entziehen Ihr aber zugleich Einnahmen. Zudem konkurrenzieren Sie unfair die in diesen Bereichen professionell agierenden Unternehmen. Das gleiche gilt für große Teile der Moderne Plattform Arbeiten der Sharing Econonomy bei denen der grösste Teil der Wertschöpfung und die Preisfindung, Steuer- und Sozialabgabenfrei im Ausland stattfindet. Jeder «Junge Alter» muss für sich entscheiden, ob und was er wie unterstützen will.

    Jeder «Junge Alte» muss letztendlich für sich entscheiden, will ich mich für eine echte Share, Care & Improve oder weiterhin für eine Command, Control& Sanction Gesellschaft zu Gunsten einiger wenigen einsetzen? Hier ist kostenlose freiwillige Arbeit in der Aufklärung und Politik sinnvoll.

    1. Lieber Arnaldo
      Deine Bitterkeit irritiert und steht dir wahrscheinlich vor deinem Glück. Einige von uns arbeiten (oder versuchen über die Pensionierung hinaus Arbeit zu finden) weil wir Freude haben und noch etwas «Bewegen» wollen. Für die Weiterbildung ist jeder und jede von uns selber verantwortlich. Dafür haben wir tausende Stunden investiert und auf vieles verzichtet. Ich glaube auch nicht, dass Menschen die einen Mehrwert erbringen nur des Geldes wegen entlassen werden. Danke!
      Beste Grüsse, Werner

  2. Hallo verehrte Autoren. In einem Zeitalter, wo wir weiter in der elektronischen, und vor allem in der roboterisierten Entwicklung voranschreiten ist es nicht mehr vermeidbar, dass sehr viele der heutigen durch Menschen besetzten Jobs durch Maschinen ersetzt werden. Schon heute reden wir mit Computern wenn wir mit Banken, Airlines oder anderen Unternehmen in Kontakt kommen wollen. Wir scannen selber im Supermarkt, zahlen elektronisch und freuen uns an der Einfachheit dieser Moeglichkeiten. Zuvor gab es Menschen, welche fuer diese Aufgaben einen Job hatten.
    Durch diese nicht mehr aufzuhaltenden Entwicklungen ist es fraglich, wenn sich die Pensionierten weiterhin aktiv im Arbeitsmarkt bewegen wollen und somit Arbeitsmoeglichkeiten von denen wegnehmen, die es mehr benoetigen. Ueberlassen wir der juengeren Generation die noch vorhandenen Jobs. Diese Generationen sind mehr auf das Geldverdienen angewiesen als die meisten Rentner in diesem Land. Thom V.(Berater fuer WellBeing)

    1. Danke für diesen Kommentar, der leider auf einem Missverständnis beruht. Wir «Alten» versuchen im Team mit den «jungen Wilden» als Mentoren, Coaches oder Sparringspartner, Digitalisierungsprojekte in KMU’s umzusetzen. Niemand spricht davon, dass wir den Kassier:innen oder Krankenpfleger:innen den Job wegnehmen wollen. Danke!

    2. Es geht nicht darum Jobs wegzunehmen, sondern zu helfen, Fehler zu vermeiden, andere Blickwinkel oder eine Aussensicht einzubringen. Mit wenig Aufwand, aber viel Erfahrung. Und dann liegt es wieder an den «Jungen», ob sie dies aufnehmen, einbauen, berücksichtigen wollen. Solche Jobs gibt es leider nirgends.

Ihr Kommentar. Danke!

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