Blog, Industrie 4.0

#171 – Überfälliger Befreiungsschlag

Erfahrene Fachkräfte im Fokus
Es ist an der Zeit, dass wir «Alten» uns im Rahmen der aktuellen Lockerung der Bestimmungen zur Bekämpfung der Pandemie bemerkbar machen. Diejenigen welche sich noch nicht unter die Leute getrauen, haben in den letzten Wochen gelernt, welche digitalen Hilfsmittel eine Zusammenarbeit auf Distanz ermöglichen. Es ist an uns, dort wo wir gebraucht werden, unkompliziert und hilfsbereit aufzutreten. Viele kleine KMU haben nicht die Ressourcen, den Willen oder die Energie sich auf umfangreiche Beraterverträge mit hohen Kostenfolgen und ungewissem Ausgang einzulassen. Sie wünschen sich jedoch krisenerprobte und kompetente ältere Fachkräfte oder Unternehmer zum Austausch in einer schwierigen Zeit. Leute mit Empathie, einer gewissen Grosszügigkeit und Abgebrühtheit für Entscheide in der Not. Wichtig ist dabei die Vertrauensbasis mittels offener Gesprächskultur, ohne Standesdünkel oder Besserwisserei. Die Erfahrung von älteren Fachkräften muss als Folge von temporären Schliessungen für die Unternehmungen also nicht zwingend verloren gehen. Zusammen sichern wir so den Wissenstransfer und gestalten eine nachhaltige Zukunft.

George Tooker, Landscape with Figures 1965

50+ «DIE ALTEN BEHALTEN!»
Daniel G. Neugart, Präsident und Geschäftsführer von save50plus.ch, LinkedIn vom August 28, 2019 schrieb zum Thema der erfahrenen Fachkräfte, die bereits ab 50 «ausgemustert» werden, einen lesenswerten Blog. Erfahrung einfach brach liegen zu lassen kann sich eigentlich niemand leisten und doch verlieren ältere Semester, auch während der Corona-Pandemie, oft ihre vermeintlich sichere Stelle. Vielfach wird die aktuelle Ausnahmesituation dabei als Vorwand benutzt um bereits geplante Veränderungen umzusetzen. Zu einem gewissen Grad sind wir «Alten» auch selber schuld daran, wenn wir nicht mehr gefragt sind. Unsere Ausbildung und das vermeintliche Fachwissen werden nicht mehr gebraucht, unser Wissensstand ist veraltet. Viele von uns verschliessen sich gegenüber technologischen Entwicklungen, sehen im Fortschritt nur noch Bedrohung und sind nicht bereit für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit jüngeren Generationen, ohne «Ressentiment». Wir «Alten» stehen deshalb in der Pflicht, unseren Marktwert zu steigern durch Weiterbildung, Offenheit für Neues oder die Bereitschaft flexibel in alternativen Strukturen zu arbeiten. Was einfach klingt, ist meist eine sehr komplexe Herausforderung. In den meisten Fällen ist eine akute Angst die Stelle zu verlieren zwar unbegründet, doch in der sich rasend schnell wandelnden digitalisierten Arbeitswelt sollte man sich präventiv auf ein solches Szenario einstellen um nachweislich die besseren Karten in der Hand zu haben.

Unser Risiko ist das lange Leben in Eigenverantwortung
Tatsache ist, dass die heute 55-jährigen statistisch gesehen sich noch auf 25-30 Jahre aktives Leben freuen können. Wahrscheinlich viele sind sich dessen zu wenig bewusst. Dabei braucht es für eine gute Lösung auf allen Seiten ein Entgegenkommen. Der alternde Mensch reagiert etwas langsamer, erträgt Kritik und die Last hoher Verantwortung weniger gut. Die «Alten» haben dagegen den grossen Vorteil ihrer (langjährigen) Erfahrung, müssen sich aber auf eine Diskussion mit den «jungen Wilden» auf Augenhöhe einlassen können. Mit dem Alter kommt auch eine gute Portion Weisheit, gesammeltes Wissen wird «Be-Greifbar» (Geschichtsbewusstsein). In Zeiten neuer Technologien ist die Beherrschung analoger Techniken ebenso wichtig als Entscheidungshilfe für die Modelle der Zukunft. Die vielleicht grösste Kompetenz von «Alten» ist deren Verstand und die Aussensicht.

George Tucker, Standing figures, 1965

Leidenschaft und Erfahrung von «Alten» als Ressource
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte», Frauen und Männer im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung, auch in der Krise mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein uns registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

#163 – Disruptive Entwicklungen?

Das Auftauchen des Corona-Virus
«Nein warten Sie hier, dies ist der Ausgang, nicht der Eingang. Ich sage Ihnen dies zu ihrem eigenen Schutz, Sie sind gefährdet, nicht ich», gestikulierte der Sicherheitsmitarbeiter beim Supermarkt, überfordert mit der Konsequenz seiner Behauptung. Er kam mir dabei so nahe, dass ich einzelne gelierte Haare unterscheiden konnte. Wir «Alten» werden dieser Tage oft recht rüpelhaft zurechtgewiesen. Dies ist auch Ausdruck einer allgemeinen Ohnmacht, der unsere Gesellschaft momentan ausgesetzt ist. Plötzlich sollen wir Senioren möglichst nicht mehr in der Öffentlichkeit sichtbar sein, wir stellen eine vermeintliche Gefahr für die Allgemeinheit dar. (Die Gefahren für das Gesundheitswesen mit überfüllten Intensivstationen sind reell, aber nicht Teil dieser Betrachtung). Auch in den sozialen Medien ärgert man sich darüber, dass «Alte» an der frischen Luft spazieren gehen und damit die Jungen beim Joggen stören. Dass wir «Boomer» genau diesen Jungen monatelang die Windeln wechseln und nebenbei auf vieles verzichten mussten, bleibt unerwähnt.

Die Folgen der Pest von 1348 in Venedig. (Gravur nach einem Gemälde von Luigi Sabatelli, 1772–1850). Bild: Prisma / Dukas, NZZ am Sonntag 20.03.2020

Disruptive Entwicklungen?
Eminenzen die selber einer «Risikogruppe» angehören, wie der 79-jährige Dr. Anthony Fauci, Immunologe und Amerikas Top-Experte für ansteckende Krankheiten bleiben sachlich, während einige selbsternannte, ebenfalls ältere, «Experten» hierzulande im Interview wiederholt von den rund 25% der schweizer Bevölkerung eine selbstauferlegte Isolation sugerrieren. Umso mehr müssen wir auch in dieser schwierigen Zeit dagegenhalten und das Image von Senioren positiv darstellen und dürfen sie allein wegen ihres Alters nicht abstrafen. Die gegenwärtige Lage mit ihrer zusätzlichen Komplexität führt unweigerlich in eine Phase der Verpolitisierung. Schon vor Ausbruch der Pandemie wurden wir nicht mehr zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, die aktuelle Situation leistet Vorschub für eine noch weiterreichende Stigmatisierung von uns «Alten» am Arbeitsmarkt. Das wird sich im Nachgang der Krise schon aus finanziellen Gründen nicht so schnell ändern. Man sollte deshalb nicht glauben, dass wir bezogen auf ältere Fachkräfte, eine Phase des Wandels durchleben. Vieles wird trotz vermeintlicher Disruption im Anschluss schnell und noch pronozierter wieder in die alten Bahnen zurückkehren. Als «Alte» sind wir deshalb in der Pflicht, die Vorteile von gemischten Teams hervorzuheben, indem wir auf die Jungen zugehen und unkompliziert unsere Hilfe anbieten.

Ältere reagieren gelassener
Oft wird angenommen, dass vor allem ältere Menschen mit ausserordentlichen Massnahmen Mühe haben, dabei reagieren wir einfach gelassener, im Sinne von: «Jetzt gilt es halt ein weiteres Regime auszuhalten». Mit dem Alter kommt auch eine gute Portion Weisheit, gesammeltes Wissen wird «Be-Greifbar». Ältere Menschen haben mehr Kraft, mit Druck umzugehen, und können ihn durch ihre Erfahrungen abfedern. Erfahrung beruht ja bekanntlich auf der Vergangenheit und im Alter verfügt man über einen grossen Rucksack davon. Gepaart mit Empathie, einer inneren Ruhe und Verantwortungsbewusstsein haben wir «Alten» definitiv die Nase vorn. Gerade in Zeiten von grosser Unsicherheit hilft unser Wissen um die Mechanismen der analogen Techniken auch bei der digitalen Umsetzung von Massnahmen. Wir «Alten» verfügen dank unserer Erfahrung auch oft über ein industrieübergreifendes Beziehungsnetz, Hilfsbereitschaft und ein Höchstmass an Begeisterungsfähigkeit.

Vorurteile gegenüber älteren Mitmenschen
Man kann als biologisch älterer Mensch bekanntlich geistig noch sehr jung sein. Im Gegensatz dazu gibt es Dreissigjährige, die bereits aufgehört haben, neugierig zu sein. Wir «Alten» wurden in den letzten 40 Jahren mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert. Als Gesprächspartner verfügen wir deshalb über die notwendige Empathie für die Ängste in Krisenzeiten. Unsere Karriere haben wir erfolgreich hinter uns und sind gerne bereit unsere Kompetenz, mit vollem Ehrgeiz, im Team zusammen mit jungen, wilden und allenfalls katastrophenunerfahrenen Personen, zugunsten innovativer Projekte erfolgreich umzusetzen. Gefragt sind vor allem hohe Selbstverantwortung und Flexibilität. Der «Altersbonus» erlaubt uns, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten, auch weniger populäre Meinungen zu vertreten.

Wir «Alten»
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte» Frauen und Männer im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

Abschied vom Gewohnten

Gestern war der dritte Digitaltag Schweiz, mit Beiträgen aus Forschung, Industrie und Wirtschaft. Im vergangenen Jahr entstand aus meiner Sicht nicht wirklich viel Neues, vielleicht die eine oder andere vielversprechende Weiterentwicklung. Ziel solcher Veranstaltungen ist sicher der Versuch uns Menschen auf laufende oder bevorstehende Veränderungen einzustimmen und Schwellenängste abzubauen. Der Tag zeigte auch mit welchen Schwierigkeiten junge Startups in der Schweiz zu kämpfen haben. Innovation wird bei uns nicht gerade euphorisch unterstützt, es fehlt an Offenheit. Noch immer herrscht ein grosses Misstrauen gegenüber den «jungen Wilden».

Die beratungsresistenten «Alten»
Eine Mitteilung aus der Bankenwelt lässt indes hoffen. Daniel Imwinkelried, NZZ vom 3.9.2019, schrieb unter dem Titel «Techniker übernehmen bei Banken das Ruder» über das Unvermögen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten technologische Entwicklungen im Zusammenhang mit mobilen Anbietern abzuschätzen. Sie bekunden zusehends Mühe, die Geschäftsmodelle ihrer Banken an die Bedürfnisse immer besser orientierter, digital affiner Kunden anzupassen. Eine mögliche Erklärung für die Unbeweglichkeit der Banken ist in der Altersstruktur der Führungskräfte zu sehen.

Ansicht des Treppenaufgangs in den Turm des Ulmer Münsters. Im Stil der Gotik wurde der Bau 1377 begonnen, der Westturm erst im 19. Jahrhundert vollendet. Bild: © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Ingenieure und Informatiker an die Schalthebel
Ein Chef muss verstehen, über welche Kanäle Kunden mit der Bank kommunizieren wollen und wie diese Interaktion möglichst einfach und angenehm ausgestaltet werden kann. Aber auch in den rückwärtigen Bereichen drängt es sich auf, Prozesse so weit wie möglich zu automatisieren und zu digitalisieren. Er sei übrigens Ingenieur, betont Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam jeweils, wenn Kritiker sein Fachwissen in Finanzfragen anzweifeln. Und so führt seit Anfang September die ETH-Ingenieurin Mariateresa Vacalli die Bank Cler. Ein Zacken digitaler werden will auch die Schweizer Universalbank (SUB) der Credit Suisse – und sie hat mit dieser Aufgabe vor kurzem ebenfalls einen Informatiker beauftragt. Mario Crameri, der Chef IT and Operations der SUB, soll eine Einheit mit dem Namen Direct Banking schaffen, die Retail- und Gewerbekunden mit Basisdienstleistungen versorgen wird. Es scheint Crameri ein grosses Anliegen zu sein, die Produktepalette zu reduzieren.

Analytisches Denken ist gefragt
Da Banken eigentlich schönwetter Organisationen sind, die einem schon beim leichtesten Nieselregen gerne draussen stehen lassen, finde ich solche Entwicklungen vielversprechend. Bei der Suche nach Führungskräften gewinnen zunehmend sogenannte «soft skills» an Bedeutung. Anders als Fachwissen und theoretische Kenntnisse («hard skills») lassen sich diese kaum erlernen und sind nur schwer zu überprüfen. Dazu zählen beispielsweise soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Empathie oder Kommunikationstalent. In dieses Kapitel fallen auch Eigenschaften wie Neugier, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung – aber auch ein geübter Umgang mit neuen Medien, eine strukturierte und zielorientierte Arbeitsweise und die Fähigkeit, analytisch zu denken, Probleme zu lösen und Belastungen standzuhalten.

Auf Veränderungen reagieren
Viele «Alte» verfügen immer noch über die notwendige «Abgebrühtheit», mit Pragmatismus Projekte klar zu kommunizieren und dank ihrem Netzwerk die Zusammensetzung der Beteiligten an ständig wechselnde Gegebenheiten anzupassen. «kompetenz60plus.ch» ist die Plattform, ein Sammelbecken kompetenter Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind und noch etwas bewegen möchten. Genaueres dazu erfahren Sie im doppelseitigen Beitrag von Anfang Jahr in der Schweizerischen Gewerbezeitung oder im Videoclip (3:43′) «FokusKMU» für das Lokalfernsehen vom vergangenen Februar.

Bitte machen Sie mit, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | Skype: live:werner_2636