Blog, Industrie 4.0

#220 – Mix von Daten und Systemen

Herausforderung Altsysteme
Wir werden immer älter und mit uns die verwendeten Systeme. An diese haben wir uns derart gewöhnt, dass wir jeder Veränderung oder Aktualisierung mit grösster Skepsis begegnen. Mit unserem Verharren in alten Mustern sind wir unbewusst auch eine Gefahr für die Sicherheit im Netzwerk. Ohne kompatible Geräte und Programme stossen wir immer wieder an Grenzen, müssen oft händisch überbrücken. Digitale Technologien verändern sich rasend schnell, mit entsprechendem Einfluss auf die Entwicklung vertrauter Applikationen, die sich plötzlich nicht mehr aktualisieren lassen. Neue Massstäbe hinsichtlich Sicherheit und Kundennutzen setzen beispielsweise das Zahlungs- und Bankenwesen, der öffentliche Verkehr oder die Post. Es ist wichtig, nicht den Moment zu verpassen, wenn die Systeme, die man nutzt, die eigenen Bemühungen am «Wachsen» hindern. Sei es beim Bewerbungsprozess für eine neue Stelle, oder bei der täglichen Arbeit in seinem KMU. Trotz diesem Hintergedanken sind wir oftmals dennoch unschlüssig, weil wir den Austauschprozess als zu teuer, riskant und umfangmässig als zu komplex einschätzen. Damit resultiert eine Verschiebung unseres Fokusses auf die Instandhaltung bestehender Systeme, was enorme Ressourcen in Beschlag nimmt und mitunter riskante Umwege erfordert. Die Herausforderung in Bezug auf die Altsysteme ist real.

L’Oeuf Electrique, 1942 von Paul Arzens, Künstler, Ingenieur und Designer. Bild: Michel Zumbrunn – Chassis Aluminium, Reichweite 96km, Höchstgeschwindigkeit 70km

Digitale Abstinenz
Milliarden von Menschen haben dank digitaler Technologie weitreichenden Zugang zu Dienstleistungen und Informationen, was noch vor ein paar Jahrzehnten unvorstellbar war. Doch es gibt sie noch immer, die «Verweigerer». Seit bald dreissig Jahren werden die immer gleichen Gründe für das digitale Abseitsstehen ins Feld geführt. Man schätzt sich zu alt für Neues, obwohl wir heute noch bis ins hohe Alter aktiv sind. Den vermeintlichen Verlust an Privatheit durch Datenmissbrauch, steuern wir selbst durch unser Verhalten, indem wir nur soviel von uns preisgeben, wie absolut notwendig. Auch deshalb lohnt sich ein regelmässiges Update und Aufräumen der Systeme. Unbedingt.

Vom Umgang mit den eigenen Daten
Nur weil wir nichts zu verbergen haben, heisst noch lange nicht, dass wir alle unseren Informationen mit allen bedingungslos teilen möchten. Da hilft es, sich mit den Vorgängen im Hintergrund der «Wischbewegungen» vertraut zu machen. Auch wir «Alten» sind in der Pflicht, uns zu informieren. Wer weiss schon, was morgen sein wird, welche Gesetze in zehn oder zwanzig Jahren gelten werden, wie künftige Regierungen und Regime unsere Handlungen – und Daten – von heute in welchem Kontext neu oder anders beurteilen werden. Welche Datensätze mit welchen anderen Informationen verknüpft werden und zu wieder neuen Zwecken verwendet oder welche Korrelationen und Ableitungen daraus gezogen werden. Im Interview mit René Scheu, NZZ vom 11. Mai 2021, über die digitale Mündigkeit, definiert Anna Zeiter, Global Chief Privacy Officer von Ebay, diese so: «Ich bin Herr meiner Daten und bestimme selbst, wer welche Informationen über mich wann bekommt». Sie bestreitet, dass digitale Kunden überall Datenspuren hinterlassen und für die Tech-Firmen so durchsichtig wie Wasser sind. Deren Privatheit schwindet nicht, auch die Freiheit erodiert nicht. Wir hatten noch nie so viel Datenschutz und als Nutzer noch nie so viele Rechte wie heute, gerade in Europa und in den USA. «Datensouveränität» oder «Datenkompetenz» könnte ein neues Schulfach heissen, das schon in der Primarstufe gelehrt wird. Der Umgang mit den eigenen Daten, die jeder von uns laufend produziert, gehört zu den Kernkompetenzen mündiger Bürger im 21. Jahrhundert.

Datensicherheit
In einer total vernetzten Welt gibt es keine absolute Datensicherheit. Landes- und Kulturgrenzen gibt es im Internet keine. Daten unterscheiden nicht zwischen Original und Kopie, auch «Blockchains» können angegriffen werden. Die Frage nach der Datensicherheit ist einer der grossen Streitpunkte der gegenwärtigen Debatte um neue Kampfflugzeuge für die Schweiz. Der Beitrag von Georg Häsler und Lukas Mäder, NZZ vom 12. Mai 2021, macht klar, der Kampfjet ist Teil eines elektronischen Gesamtsystems – die totale Autonomie gibt es nicht. Ein Kampfjet ist eine multifunktionale Plattform, ausgerüstet mit Sensoren, um Gefahren zu sehen, und Waffen, um diese zu bekämpfen. Das Flugzeug ist aber auch Teil eines komplexen elektronischen Netzwerks, auch wenn es im Einsatz keine stehenden Verbindungen zu den Herstellern und Herstellerländern gibt. Für Wartung und Einsatzplanung vertraut man auf Speichermedien die von Menschen physisch verschoben werden. Doch die Kompromittierung der Software-Aktualisierungen kann bereits früher geschehen: beim Hersteller oder gar bei einem Zulieferer. Die Sicherheit der Lieferkette muss deshalb höchste Priorität haben. Autonom sind solche Systeme trotzdem nicht, denn die Interoperabilität, also die Fähigkeit, möglichst eng mit Verbündeten zusammenzuarbeiten ist zentral. Die Cyberbedrohung lässt Räume verschmelzen. Die Landesverteidigung hält sich nicht mehr an die Landesgrenze. Der Schutz der Systeme erfolgt deshalb im Verbund effektiver als im Alleingang. Das gilt auch im privaten Bereich.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Engagement in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

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#158 – Babyboomer im Team von Startups

In der Startup-Szene bemerke ich seit einiger Zeit einen Trend, sich mit uns «Alten» auszutauschen. Die «jungen Wilden» sehen positives in gemischten Teams von Jung und Alt, Männern und Frauen. In seinem Blog, veröffentlicht am 6. Oktober 2019 auf LinkedIn, schreibt Michael Grampp warum Babyboomer (geboren zwischen 1945 und 1964) mit in den Gründerprozess von Startups gehören.

Erfahrung und Risikobereitschaft
Von all den Generationen: Silent Generation, Babyboomer, Generation X, Generation Y / Millennials und Centennials, scheinen seiner Ansicht nach vor allem die Babyboomer Eigenschaften zu haben, die für die Gründung von Unternehmen und den Start einer unternehmerischen Karriere erforderlich sind. Dazu gehören Erfahrung und Risikobereitschaft, ein grosses Netzwerk und die hohe Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit. Es lohne sich, jemanden mit viel Erfahrung zu beschäftigen, der zum Beispiel bei der Verwaltung des Personals oder in der Produktion eine hervorragende Leistung für das Unternehmen bringt. «Alte» ergänzen aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen mit dem Eingehen von Risiken das Team bestens. Sie bauten über viele Jahre hinweg grosse professionelle Netzwerke, die es einfacher machen, sich im Wettbewerb zu behaupten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass viele Babyboomer über die finanziellen Mittel verfügen, um sich als Investoren im Startup zu beteiligen, finanziell oder durch kostenlose Beratungsleistungen.

SBCZ Schweizer Baumuster-Centrale Zürich, Fläche bereit für Werkstattgespräche, Januar 2020

Hohe Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit
Wenn es um Kommunikationsfähigkeiten geht, sind die Boomer ebenfalls im Vorteil. Sie wissen genau, wie sie mit Kunden in Kontakt treten müssen, und geben diesen die Gewissheit, dass es sich hier um ein «seriöses» Unternehmen handelt. Wie Untersuchungen zeigen, sind altersunterschiedliche Teams erfolgreicher und innovativer als gleichaltrige Teams. Die «Alten» geben dem Startup ein Gefühl von Sicherheit und Weisheit. Der Mythos, wonach ältere Menschen die Technologie nicht verstehen oder von deren Wandel überwältigt sind, beruht auf einem falschen Vorurteil. Natürlich gibt es ältere Menschen, die technisch nicht affin sind. Aber auch unter der jüngeren Generation gibt es viele, deren Verständnis für Technologie aufhört, wenn mehr gefragt ist, als nur über Apps zu wischen. Entscheidend ist vielmehr der Wille, neue Dinge zu lernen.

Gerontopsychologie
Wir lieben es, uns zu erinnern um anderen dies mitzuteilen. Ganz besonders ältere Menschen erzählen gerne, oft und (zu) ausführlich von ihren Erfolgen im Berufsleben. Diese Erzählungen werden über die Jahre auch immer «farbiger», da wir uns gerne an die Höhenpunkte erinnern und viel Negatives ausblenden. Doch ist dieser Austausch gemäss meinem kürzlichen Gespräch mit Frau Dr. Burcu Demiray, spezialisiert auf Gerontopsychologie (Alterspsychologie) vom psychologischen Institut der Universität Zürich, für das Wohlbefinden von uns «Alten» ganz wichtig. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat das laufende Jahrzehnt dem Thema «gesundes Altern» gewidmet. Gemäss Dr. Demiray ist es auch wichtig die eigene Lebensgeschichte zu dokumentieren um diese für unsere Nachkommen zu erhalten.

Reminiszenz, nicht Nostalgie
Solches Erinnerungsvermögen dürfen wir allerdings nicht mit Nostalgie oder einer allgemeinen Verklärung verwechseln. Vielmehr geht es darum, die Erfahrung der älteren Generation für die Zukunft nutzbar zu machen. Tatsache ist, dass wir uns nach dem heute gültigen Pensionierungsalter 64/65 bei guter Gesundheit auf 25 weitere Jahre aktiven Lebens freuen dürfen. In meinem Blogbeitrag vom 24. Oktober 20219 beschreibt der heute 76-Jährigen Philosoph Ludwig Hasler dies folgendermassen: Wir sind «exzentrische» Wesen, wir müssen aus uns hinaus, wollen wir nicht vereinsamen. Wir müssen etwas vorhaben, an etwas mitwirken, das grösser ist als das eigene «Ich». Wir müssen an einer Zukunft mitzuwirken, selbst wenn die nicht mehr die unsere sein wird – an der Zukunft unserer Menschenwelt. Gepaart mit einer umfassenden Erfahrung, unserem Netzwerk und unseren Beziehungsfähigkeiten werden wir Babyboomer damit zum entscheidenden Faktor für den Aufbau eines erfolgreichen Startups.

Wir «Alten»
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte» im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
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