Blog, Industrie 4.0

#174 – Wie weiter?

Kurzarbeit macht auch träge
Es ist Montag und die Zürcher Quartier- und Altstadtläden bleiben, wie schon vor der Krise, trotz potenzieller Kunden geschlossen. Ordnung muss sein, Wettmachen verlorener Umsätze durch Anpassung des Regimes ist hier kein Thema. Noch haben viele Geschäfte und Gastrobetriebe, auch an hoch frequentierten Lagen, reduzierte Öffnungszeiten. Dienstleistung sind weiterhin eingeschränkt und unter den auffällig spärlicheren Emails findet man Begründungen, weshalb eine speditive Erledigung von Anfragen auf Grund der ausserordentlichen Lage momentan nicht möglich sei. Vereine und Berufsverbände verabschieden sich vorzeitig in die Sommerferien, in der Hoffnung auf einen besseren Herbst. Möglich ist dieser Schwebezustand dank Kurzarbeit, auf die man nicht all zu früh verzichten will, man gewöhnt sich schnell an das «Sicherheitsnetz». Daneben gibt es jedoch viele Unternehmen, welche die aufgezwungene Auszeit als Chance nutzen, um sich am Markt neu zu positionieren. Trotz den Schwierigkeiten der eingeschränkten persönlichen Kontakte, sind diese Leute hochmotiviert, kreativ und damit besser gerüstet für eine Zukunft mit weniger Restriktionen.

Produktivität von zuhause
Die Corona-Pandemie hat auch gezeigt, dass viele KMU ihre Führungsstrukturen anpassen müssen. Mit straffen Befehlen von oben ist es in der Krise kaum möglich, eine Firma zu führen. Mitarbeitende waren zu einem grossen Teil im Home-Office. Abgesehen von einer funktionierenden IT erwiesen sich agile, dezentrale Entscheidungsstrukturen dabei als Vorteil. In einem solchen Umfeld müssen Patrons «Macht» abgeben. Statt alles selber steuern zu wollen, sollten sie die gemeinsame Mission aufzeigen und die kulturellen Werte des Betriebs vorleben. Die Krise zeigt eben deutlich, das wichtigste Vermögen einer Firma sind nicht mehr die Maschinen und Fabriken, sondern das Humankapital. (Siehe dazu den Beitrag von Albert Steck, NZZ vom 13. Juni 2020 «Teamplayer verdrängen Egomanen in der Chefetage».) Mit ins Team gehören auch ältere Mitarbeitende. Umfragen zeigen, dass ältere Menschen sich weniger von Ängsten und Unsicherheiten leiten lassen. In Krisensituationen behalten viele von uns einen kühlen Kopf, dank Erfahrungen mit ähnlichen Situation in der Vergangenheit. Wir «Alten» fungieren dabei idealerweise als Sparringpartner im Team mit den Jungen, die das aktuelle Wissen und Know-how in den Mint-Fächern, also Naturwissenschaften und Informatik beisteuern.

War es das?
Eine Pandemie ist eine Krise, die der Menschheit erlaubt, ihre gegenseitige Abhängigkeit und ihre Zusammengehörigkeit zu erfahren schreibt der Politologe Ivan Krastev (Gastkommentar in der NZZ vom 15. Juni 2020). In der Akutphase der Krise haben wir gesehen, dass die Eigenständigkeit der Betriebe von grösster Wichtigkeit ist. Im Bezug auf die Globalisierung legt die Seuche offen, in welche Abhängigkeit wir uns in den letzten Jahrzehnten begeben hatten. Die von wirtschaftlichen Überlegungen getriebene «Auslagerung» von Produktionen beginnt sich spätestens dann zu rächen, wenn wir zu gewissen Gütern keinen Zugang mehr haben. Just-in-time-Lieferketten sind solange von Vorteil, als der freie Austausch mit den Partnern möglich bleibt. Noch etwas beginnt sich abzuzeichnen, nämlich wie die ursprüngliche Angst vor dem Virus mit fortschreitender Zeit politische, ökonomischen und gesellschaftliche Spaltungen verstärken, die schon zuvor in allen Gesellschaften manifest waren. Je mehr die Angst vor Covid-19 schwindet, desto weniger werden wir anerkennen, dass die Bedrohung je real war. Wir beginnen die Lockdown-Politik zu hinterfragen, speziell mit Blick auf das eigene Geschäft. Die Zukunft wird wohl zeigen, dass Firmen sich vermehrt auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber unkontrollierbaren Ereignissen und auf dezentrale Managementmodelle konzentrieren werden.

Leidenschaft und Erfahrung von «Alten» als Ressource
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte», Frauen und Männer, im Team auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
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#162 – Reflexion dank Isolation

Das Tagebuch der Anne Frank – eine Annäherung
Wir Schweizer der Nachkriegsgeneration kennen kaum den Verzicht und die Isolation aus eigener Erfahrung und sind deshalb schlecht vorbereitet auf die gegenwärtige Gefahr einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus. Was es heisst, auf kleinstem Raum über Monate in ständiger Angst und mit Entbehrungen angesichts einer ungewissen Zukunft auszuharren, wurde im Filmklassiker «The Diary of Anne Frank», USA 1959, von George Stevens hervorragend nachempfunden. Demut ist deshalb angebracht in der gegenwärtigen Lage. Im Gegensatz zu den Virologen und Epidemiologen, basiert mein Wissen über die Gefahren der aktuellen Pandemie auf Medienmitteilungen. Dass in der Presse Senioren und Rollatoren im gleichen Satz genannt werden, als ob der Denkprozess in den Beinen stattfindet, stört mich dabei sehr. Ich wehre mich gegen jegliche Stigmatisierung oder das Auseinanderdividieren von Jung und Alt. Speziell wenn die zahlreichen «Experten» ebenfalls der älteren Generation angehören.

Die Schweiz ist für den Ernstfall schlecht vorbereitet
Die gegenwärtige Situation, einmal abgesehen von der Gefahr für unsere Gesundheit, zeigt wie wenig die reiche Schweiz auf den Notfall vorbereitet ist. Wie sträflich viele (Klein-)Unternehmen die Digitalisierung vernachlässigt hatten und wie schlecht die Volksschule ihre Lehrmittel für den sinnvollen digitalen Unterricht aus der Ferne vorbereitete. Wer dieser Tage versucht, seine Lebensmittel online zu bestellen um den Gang in die Läden zu vermeiden, wird enttäuscht. Viele Artikel sind nicht verfügbar und die Lieferfristen für Bestellungen dauern bis zu zwei Wochen. Die Corona-Krise legt offen, dass die Kantone die Prävention vernachlässigt haben. Abstimmungen, wie letztes Wochenende in Solothurn, müssen unter Einhaltung von Hygieneanforderungen von Hand ausgezählt werden und die Ausweise zur Personenkontrolle existieren hauptsächlich auf Papier. Diese Zettelwirtschaft rächt sich nun. Mangelhafte Strukturen blockieren auch die Wirtschaft und verursachen hohe finazielle Schäden. In seinem Beitrag unter dem Titel: «Mitten in der Pandemie kommt Kritik am Krisenmanagement auf», NZZ vom 25. März 2020, schreibt Simon Hehli: Beim Einsammeln der relevanten Daten zum Pandemieverlauf kommen beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit auch Faxgeräte zum Einsatz. Schweizer Ärzte müssen laut Medienberichten in ein Formular, das sie aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt haben, von Hand Werte von einem Computerbildschirm abschreiben und per Fax nach Bern melden, wo jemand die Daten dann wieder ab Papier in den Computer eintippt. Fehler sind natürlich unausweichlich.

Digitalisierung in den Unternehmen und Verwaltungen jetzt anpacken
Wenn die gegenwärtige Krise ihre positive Seite hat, dann der Ansporn, Unternehmen und Verwaltung endlich digital fit zu machen. Die Schweiz muss sicherstellen, dass die Verfügbarkeit von Strom und die entsprechenden Bandbreiten zur Datenübertragung im Internet auch in Zukunft vorhanden sind. Damit die Firmen auf Grund der Corona-Krise nicht auch noch in eine Home-Office-Krise verfallen, hat smino, eine Plattform der Baubranche, die 15 besten Tipps für effizientes Home-Office bereitgestellt. Diese lassen sich natürlich auch auf andere Dienstleistungsbranchen übertragen. Auch Cloud-Skeptiker müssen zugeben: Wenn Daten und Unterlagen ausserhalb des Büros nicht zugänglich sind, ist Home-Office schlicht unmöglich und die Firma verliert an Produktivität. Anstatt reihenweise Bundesordner mit Papierdokumenten braucht es für das Datenmanagement innerhalb der Firma Informationen und Dokumente die jederzeit geräte- und ortsunabhängig zugänglich sind. Die aktuelle Situation ermöglicht es den Unternehmen, alteingesessene Prozesse zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern. Dazu gehören das Digitalisieren von Abläufen und Prozessen in den Projekten, oder Sitzungen problemlos in den virtuellen Raum verlegen. Die Nutzung digitaler Werkzeuge bringt endlich Struktur in das Aufgabenmanagement, welches idealerweise auf einer Kollaboratationsplattform mit anderen Personen im Team geteilt wird.

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
In der Home-Office Situation kann das Problem entstehen, dass Führungskräfte die Produktivität der Mitarbeitenden anzweifeln. Andererseits können Mitarbeitende sich gestresst fühlen, weil sie denken, sie müssen das Doppelte erledigen als normal, damit kein falscher Eindruck entsteht. Deshalb der Appell an alle Führungskräfte: Vertrauen Sie Ihrem Team! Kontrollieren Sie nicht, ob Ihre Mitarbeitenden arbeiten, sondern Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden bei ihren Zielen und richten Sie sich nach den Zielen, die erreicht wurden und nicht danach, wie viele Stunden die Mitarbeitenden online waren. Die aktuelle Krisensituation hilft uns Hierarchien abzubauen, Alt und Jung arbeiten zusammen auf Augenhöhe im Team. Auf humorvolle Weise beschreibt Stefan Betschon «Wie das Internet in der Corona-Krise neu erfunden wird», NZZ vom 25. März 2020.

Halten Sie sich gesund
Mit dem Home-Office fällt der Arbeitsweg, der Spaziergang zum Restaurant am Mittag und der tägliche Rundgang im Betrieb weg. Trotz der aktuell einzuhaltenden sozialen Distanzierung sollte man pro Tag mindestens 10’000 Schritte, am besten in der freien Natur zurücklegen. Und wenn einem die Decke auf den Kopf zu fallen droht, lohnt es sich an die Zeit nach der Krise zu denken. Dabei helfen soll der Beitrag von Matthias Horx vom Deutschen Zukunftsinstitut, Journal B vom 25. März 2020.

Wir «Alten»
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte» Frauen und Männer im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
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