Vom Wunsch, nochmals etwas bewegen zu können
«Ich bedaure sehr, dass ich kein junger Bankier mehr bin. Während meiner Karriere gab es nie so viele interessante Gelegenheiten wie heute. Die Möglichkeiten, welche die neuen Technologien uns eröffnen, sind ausserordentlich. Diese Transformation in der Bankenwelt mitgestalten zu können, daraus Werte für die Wirtschaft und für die Gesellschaft zu schaffen! Als Banker denken wir heute über Nachhaltigkeit nach, über Klimawandel, Biodiversität, soziale Inklusion, Kreislaufwirtschaft. Früher war unsere Tätigkeit im Wesentlichen rein finanzorientiert. Hochschulabsolventen gingen zur Bank, weil die Bezahlung gut war. Heute kommen sie zu uns, weil die Arbeit interessant ist und einen wesentlichen Impact hat.» So äusserte sich Patrick Odier (64), geschäftsführender Teilhaber der Privatbank Lombard Odier, im Interview mit André Müller und Chanchal Biswas, NZZ vom 22. Januar 2022, zur Frage ob die Welt des Banking heute besser oder schlechter ist als vor 45 Jahren.

Nach der Pensionierung, Planung eines neuen Lebensabschnitts
Viele von uns «Alten» haben den Wunsch, nach der «gesetzlichen» Pensionierung nochmals etwas neues anzupacken. Über Jahre waren wir in unseren Karrieren gefangen, waren auch erfolgreich, aber mit fortschreitendem Alter oft weniger glücklich in unseren Rollen. Eine sinnerfüllte und passionierte Tätigkeit, die Planung eigener Projekte oder die vertiefte Auseinandersetzung mit dem eigenen Berufsfeld rücken immer mehr in den Fokus unseres Bewusstseins. Im kürzlichen Austausch mit einem Startup, das Menschen beruflich, privat und vor allem über das Pensionsalter hinaus unterstützt, sprachen wir über die Möglichkeiten der frühzeitigen Planung, sein Leben neu zu gestalten und nachhaltig zu verändern. In Workshops soll erarbeitet werden, welche Optionen – ob beruflich oder im freiwilligen Engagement – es für die Zeit nach dem «regulären» Arbeitsleben gibt. Die Auseinandersetzung mit diesem Lebensabschnitt, den viele Menschen bei guter Gesundheit, Elan, Neugierde und Motivation verbringen, muss jedoch vor dem «letzten Arbeitstag» beginnen.
Vom Wissen über die Erfahrung
Es liegt in der Verantwortung der älteren Generation, sich laufend weiter zu bilden, sich weiter zu entwickeln. Lebenslanges Lernen ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Wir «Alten» dürfen uns nicht auf früheren «Erfolgen» ausruhen, sondern müssen eigenverantwortlich unsere Stärken, Interessen und Fähigkeiten schärfen. Dabei unterscheiden wir zwischen Wissen, nicht «Besserwisserei», und Erfahrung. Das Spannungsfeld ist demzufolge nicht Jung-Alt, sondern Wissen und Erfahrung. Wir müssen bereit sein, jüngeren im Team Platz zu machen und unsere Erfahrung offen zu teilen. Die Jungen haben das frischere Wissen, mehr Elan und – hoffentlich – mehr Illusionen. Wir «Alten» können Erfahrung haben. Erfahrung kann man nicht lernen, Erfahrung muss man machen, sie ist das spezifisch Menschliche. Ein Zusammenspiel von frischem Wissen, aktueller Technik plus Elan und Erfahrung plus Skepsis wäre unschlagbar. Dazu braucht es jedoch den Willen der «Alten» sich einzulassen.
Im Alter schrumpft die eigene Zukunft
Mit 65 in den Ruhestand zu treten, findet der Philosoph Ludwig Hasler (78) im Interview mit Raffael Schuppisser, 18.8.2019 St. Galler Tagblatt, einen Irrsinn. Im Alter schrumpft die eigene Zukunft konstatiert er und findet, dass wir etwas mehr in Bewegung bringen könnten als nur uns selbst. Aus Egoismus können sich «Alte» altruistisch engagieren. Hasler bezieht sich dabei auf den Philosophen Arthur Schopenhauer: Es spielt überhaupt keine Rolle, über welche Kräfte ein Mensch verfügt, ob er mathematisch begabt, handwerklich geschickt oder ein guter Unterhalter ist. Hauptsache, er hat etwas im Kopf und im Herzen und in der Hand. Und er braucht es, macht es nutzbar, auch für andere. Gelegenheiten gäbe es reichlich. Im Alter schrumpft logischerweise die eigene Zukunft. Es lohnt sich immer weniger, in sie zu investieren. In die Zukunft anderer jedoch umso mehr, Junge fördern, die entwickeln sich dann natürlich grossartig. Der Respekt der Jungen kommt von selbst, wo wir «Alten» Akteure uns aufrichtig für die Zukunft einsetzen.
«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!
Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator
Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger