Blog, Industrie 4.0

#225 – «Dreh dich um!»

Daily Mail, 16. Juni 2021, «Dreh dich um!» Bild: ©Eric J Smith @ esmith_images / Caters News Age

Weg mit dem Ballast
Das Bild hat den heutigen Blogbeitrag inspiriert. Vieles ist greifbar nah, nur sehen wir es nicht. Dies zeigt sich im Kontakt als Mentor mit den Jüngeren, wo wir «Alten» die Gelegenheit erhalten, unsere Erfahrung an die nächsten Generationen weiter zu geben. Zwischen 40 und 60 beschleicht viele von uns das Gefühl, etwas im Leben verpasst zu haben. Meist völlig zu Unrecht. Wir schauen in die falsche Richtung und sehen nicht wo unsere Opportunitäten sind. Es bietet sich an, gleich diverse Illusionen über Bord zu werfen. Nicht alle, aber ein paar. Die von der Karriere als Pianistin, dem herausragenden Architekten oder der Mutter von fünf Kindern. Die, dass am Ende immer alles gut wird. Die, dass das eigene Leben irgendwie herausrage. Die vom Neuanfang und so weiter. – Es ist befreiend, nicht mehr in die Geschichte eingehen zu müssen. Weg mit dem Ballast, schreibt Anja Jardine zur Mitte des Lebens, in der NZZ vom 9. November 2020.

Kollektiv in der zweiten Pubertät
Jardine beschreibt in ironischer Weise das Phänomen des «Mamil», wie die Spezies im englischsprachigen Raum genannt wird: «middle aged man in lycra». Frei übersetzt: Ein dicker Mann in den mittleren Jahren in schlauchartigen Kunstfasern auf einem Rennvelo. Angeblich hat das Marktforschungsunternehmen Mintel den Begriff 2010 geprägt, um eine Zielgruppe zu beschreiben, die aufgrund ihres Alters und ihrer psychischen Verfassung für zahlreiche Märkte attraktiv ist. Mamils personifizieren die Midlife-Crisis wie kaum eine andere Gruppe – oder, auch so kann man es sehen, die Überwindung ebendieser. Eines Tages, in der Regel Anfang 40, übertreten wir eine unsichtbare Linie. Es ist eine Art persönliches Sonnenwendefest; zum Glück kennen wir das Datum nicht. Von da an ist das Leben, das vor uns liegt, kürzer als das, welches hinter uns liegt. Eigenschaften wie Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit, Erfahrung – lauter Attribute, die dem Alter zugeschrieben werden – geniessen wenig Wertschätzung. Agilität, Flexibilität und Innovation verlangen nach Fitness.

Daily Mail, 16. 6. 2021, Walbeobachter, Mexico, Bild: ©Eric J Smith@esmith_images / Caters News Age

Den Fokus nicht verlieren
Über ein Drittel der Menschen in der Schweiz sind zwischen 40 und 64 Jahre alt, zusammen mit den noch älteren stellen sie 54 Prozent der Bevölkerung im Land, ähnlich sieht es in den meisten Ländern Mitteleuropas aus. Die Gaussche Kurve, welche die Verteilung der Altersstufen grafisch abbildet, ist bei den 50-Jährigen mit Abstand am breitesten. Für eine Nation ist es also durchaus nicht uninteressant, ob die Stützen der Gesellschaft gerade kollektiv in der zweiten Pubertät stecken oder nicht. Vor allem stellt sich die Frage: Wie umgehen mit diesem gigantischen Potenzial an Vitalität, Schaffenskraft, Expertise und Erfahrung, das in der langen zweiten Lebenshälfte zur Verfügung steht? Eine Frage, die sich nicht nur den Einzelnen stellt, sondern auch ganzen Volkswirtschaften.

Karriereleiter wird zum Hamsterrad
Trennung, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Frühpensionierung zählen zu den unerwünschten Umbrüchen. Bisher waren einem immer Headhunter auf den Fersen, und plötzlich jagt niemand mehr unseren Kopf. «Besondern diejenigen, die sehr ehrgeizig waren und besonders viele Kompromisse gemacht haben, um zu reüssieren, sind in diesem Alter gefährdet, eine Lebenskrise zu bekommen», zitiert Anja Jardine die emeritierte Professorin Dr. Pasqualina Perrig-Chiello, Präsidentin der Vereinigung der Schweizer Seniorenuniversitäten. «Im Beruf gilt noch immer: 50 ist alt», sagt Perrig-Chiello, für Männer ebenso wie für Frauen. Empirische Untersuchungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz belegten das eindeutig: Diese Altersgruppe werde diskriminiert. «Es zeigt sich auch in der Corona-Krise. Die Mitarbeitenden 50+ sind die Ersten, die entlassen wurden und die grosse Mühe haben, wieder Arbeit zu finden.» Ihre Karriereleiter erscheine ihnen plötzlich als Hamsterrad. «Sie fühlen sich eingesperrt, fremdgesteuert. Vor allem spüren sie, dass es sie nicht glücklich macht.» Überraschend viele werden Coach – oder Berater, Personal Trainer, Mentor. Das Bedürfnis, sofort weiterzugeben, was man soeben schmerzlich begriffen hat, nämlich dass «höher, schneller, weiter» nicht alles ist im Leben, scheint gross. Diese Lebensspanne bietet jedoch enorme Chancen.

Daily Mail, 16. 6. 2021, Walbeobachter, Mexico, Bild: ©Eric J Smith@esmith_images / Caters News Age

Schlendrian
Die Pandemie hat die Schweizer Industriefirmen gezwungen, rentabler zu werden. Schwerer werden sie es haben, ihre robuste Verfassung im konjunkturellen Aufschwung beizubehalten, schreibt Giorgio V. Müller, in der NZZ vom 18. Juni 2021. Die Aufmerksamkeit des Managements galt nur noch dem Überleben, die Sicherstellung der Liquidität hatte Priorität, Notfallkredite wurden vorsorglich beantragt, und für den Teil der Belegschaft, der unter den geänderten Bedingungen nicht mehr wie gewohnt seine Arbeit verrichten konnte, meldete man Kurzarbeit an. In den Medienmitteilungen der Firmen wurde dieses Verhalten als «konsequentes Kostenmanagement» bezeichnet. Es hielt in den Firmen während der Pandemie eine Sparsamkeit Einzug (Auffinden von Effizienzpotenzial), die in normalen Zeiten undenkbar wäre. Als Folge sind wegen der Corona-Krise viele Firmen rentabler geworden. Nun bekommen die Firmenleitungen eine zweite Chance, Mut zu beweisen. Denn die hohe Kunst wird sein, die internen Strukturen auch dann fit zu halten, wenn wieder bessere Zeiten anbrechen. Einige Firmenführungen, die bewiesen haben, dass sie rasch und viel einsparen können, dürften in Erklärungsnotstand geraten. Wenn auf so viel verzichtet werden kann und trotzdem unter dem Strich die Gewinne steigen, könnte man vielleicht ja auch künftig auf einige dieser Aufwendungen verzichten. Deshalb wäre der Zeitpunkt ideal, bestehende Strukturen weiterhin kritisch zu hinterfragen.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Ideen mit Engagement in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

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#222 – Mentor, Mentorin, Mentee

Mentoring
Der Begriff Mentor stammt aus der griechischen Mythologie, synonym für einen väterlichen Freund und Berater. Mentor war der Freund von Odysseus, welcher für die Zeit seiner Abwesenheit von Ithaka die Sorge für seinen Sohn übernahm. Heute wird unter «Mentoring» ein Beziehungssystem zwischen einer erfahrenen, meist älteren Person (Mentor/Mentorin) und einer weniger erfahrenen, meist jüngeren Person (Mentee) verstanden. Für uns «Alte» ergibt sich hier eine Gelegenheit, unsere Erfahrung an die nächste Generation weiter zu geben. Auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden» geben wir Ratschläge, führen in Netzwerke ein und helfen, die Mechanismen und ungeschriebenen Regeln der Berufswelt zu verstehen. Damit fördern wir erfolgreiche Karrieren und den Nachwuchs. Wir selbst profitieren von solchen «Tandems», da beide Parteien die Möglichkeit erhalten, ihre Perspektive zu wechseln. Entscheidend dabei ist unsere Lebenshaltung, die von Offenheit und Engagement geprägt ist. (aus dem Leitfaden für die Zusammenarbeit in Tandems, SIA Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein Mentoring-Programm 2021/2022).

LEGO® Diversity – Everyone is Awesome. Vielfalt – alle sind grossartig. Matthew Ashton, Design 2021.

Werden Sie Mentor, Mentorin
Für Startups, KMUs, für die Industrie generell ist die Erfahrung von uns »Alten» Voraussetzung, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die aktuelle Pandemie hat die Welt in die digitale Zukunft katapultiert und bestehende Qualifikationslücken vergrössert. Um sicherzustellen, dass ein Geschäft floriert, muss die Unternehmensleitung solche Lücken schliessen. Dazu muss sie die Lernrate ihrer Mitarbeitenden beschleunigen und den Lernvorteil nutzen. Denn wenn ein Unternehmen nicht lernt, wächst es nicht – und es befindet sich wahrscheinlich nicht auf einem erfolgreichen Weg. Um ein «Lernökosystem» zu schaffen, müssen Führungskräfte die Technologie und ihre Auswirkungen auf ihr Unternehmen verstehen und das neueste technische Vokabular erlernen, um intelligent darüber zu sprechen. Junge und altgediente Manager sollen in Zeiten der Digitalisierung an die Grundlagen von Produktionsphilosophie und Menschenführung erinnern, Entscheidungsprozesse beschleunigen und das Unternehmen für Allianzen öffnen. Patrons müssen den Überblick über Trends behalten und die vielen traditionellen oder neue Lern- und Reflexionsmethoden anwenden. Im Mai 2021 Newsletter der BCG Boston Consulting Group, identifiziert J. Puckett, Managing Director & Senior Partner, unter dem Titel «Leadership by Design» verschiedene Schritte um einen Lernvorteil zu erschliessen.

Lernarbeitsplatz aufbauen
Puckett schlägt dazu vor, einen Lernarbeitsplatz aufzubauen. Dazu müssen Führungskräfte Teil des Lernprozesses sein. Das bedeutet, das Lernen zu erleichtern und zu institutionalisieren, den Lernwillen der Mitarbeitenden zu fördern und selbst begeisterte Lernende zu sein. Bei der Entwicklung und Durchführung einer Lernstrategie muss berücksichtigt werden, wie Menschen lernen, welche neue Rolle die Technologie bei der Beschleunigung des Lernens spielt und wie sich die Arbeit selbst verändert. Mentoring soll als Teil dieser Startegie auch den Austausch mit uns «Alten» ermöglichen.

LEGO® Diversity – Everyone is Awesome. Vielfalt – alle sind grossartig. Matthew Ashton, Design 2021.

Lernen als Wettbewerbsvorteil
Entwickeln Sie eine unternehmensweite Strategie, die das Lernen als Motor für die Transformation und Leistung Ihres Unternehmens darstellt, unabhängig vom «Personalbüro». In die Geschäftsleitung gehört deshalb eine spezielle Lern- und Entwicklungsfunktion, eine Persönlichkeit die sich mit Visionen, Energie, Kreativität und Entschlossenheit auf die systematische Qualifizierung und Umschulung von Mitarbeitern konzentriert. In der heutigen schnelllebigen Welt, ist die Anwendung von Wissen kritisch geworden. Um sicherzustellen, dass Mitarbeiter neues Wissen am Arbeitsplatz anwenden und neue Fähigkeiten erhalten, müssen Unternehmen Lernprozesse in die tägliche Arbeit integrieren. Mithilfe digitaler Technologien können Unternehmen die erforderliche Mischung aus Hard- und Soft Skills für ihre Mitarbeitenden bereitstellen. Auf maschinellem Lernen und KI künstlicher Intelligenz basierenden und kuratierten Inhalten wird beispielsweise Verhandeln, Problemlösen oder kritisches Denken geübt. Die ausgereifte «Lernlandschaft» eines Unternehmens kann ein Magnet für Talente sein, um wettbewerbsfähige Arbeitskräfte aufzubauen, ohne voll ausgebildetes, aber teures Personal finden und einstellen zu müssen. Eine solche Lernlandschaft ermöglicht es einzelnen Mitarbeitenden, Teams und Geschäftsbereichen, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen, und gibt ihnen die Autonomie, aus einer Vielzahl von Lernoptionen zu wählen.

LESEN SIE AUCH VERWANDTE INHALTE
Why It’s Time to Bring Learning to the C-Suite: BCG Juli 2020.
Why You Need a New Approach to Learning: BCG Juni 2020.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Ideen mit Engagement in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


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Aus- und Weiterbildung im Betrieb

Herausgeberkreis «kompetenz60plus.ch»
Seit einigen Wochen arbeiten Mitglieder von «kompetenz60plus.ch» an einem Projekt zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Im Team mit Mitarbeitenden eines grösseren etablierten Lehrmittelverlags macht sich das Startup Gedanken über eine digitale Lernplattform. Ursprünglich berufsbegleitend als spielerische Lernmethode in der Freizeit gedacht, wurde man sich bald bewusst, dass Lernen nie einfach ist und von allen Beteiligten ein grosses Engagement erfordert. Im «Herausgeberkreis», einer Gruppe interessierter Autoren, arbeitet man orts- und zeitunabhängig und trifft sich zum Austausch am Geschäftssitz des Startups in Zürich. Helle Räumlichkeiten, Infrastruktur und Kaffeemaschine sind vorhanden. Ad hoc Arbeitsgruppen von «Fachspezialisten» setzen Themen, welche es den Firmen ermöglichen sollen, ältere Mitarbeitende länger am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen.

Lernen muss vernetztes Denken zulassen
Doch was heisst «Bildung» ganz allgemein in einer Zeit der digitalen Transformation sämtlicher Industrien und Lebensbereiche. Wie gestalten wir die Wissensvermittlung neu, weg von den bekannten Formeln des «Frontalunterrichts». Tatsache ist, dass digitale Transformation ziemlich wenig mit Technologie zu tun hat, sondern vielmehr mit der Fähigkeit, Dinge neu zu denken und zu kombinieren. Ähnliches gilt wohl auch auf dem Gebiet der lebenslangen Weiterbildung. Der «alte Wein in neuen Schläuchen», das digitale Aufbereiten analoger Texte als IT-Projekt, genügt bei weitem nicht. Gefragt sind kreative Ideen und Konzepte, welche mittels «gescheiten» Algorithmen (künstlicher Intelligenz) auf interaktiven Plattformen umgesetzt werden. Lernen muss vernetztes Denken zulassen, denn nicht alle Abläufe sind im voraus bestimmbar, Resultate dürfen variieren.

«Spiegel, der Mensch im Widerschein»: Ausstellung, Museum Rietberg Zürich, 26. Mai 2019

Unsere grösste Kompetenz ist der Verstand
«kompetenz60plus.ch» ist eine Plattform ehemaliger Kader, Freiberufler, Forschenden, Lehrkräften und UnternehmerInnen. Wir «Alten» haben den Vorteil, dass wir schon vieles miterlebt und mitgeprägt hatten – Höhen und Tiefen. Wir sind auch schon gescheitert, das gehört dazu. Unsere vielleicht grösste Kompetenz ist der Verstand und unsere Aussensicht. Ohne Karrieredruck und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten haben wir das Privileg, unsere Energie und Kompetenz für Projekte einzusetzen wo das Endprodukt noch nicht feststeht. Vergessen wir auch nicht den Umstand, dass nicht wenige von uns mitgeholfen haben die Digitalisierung voranzutreiben, sei es in Forschung, Lehre oder Praxis. Als Konsumenten bilden wir eine immer wichtiger werdende Gruppe. Lebenslanges Lernen, die digitalen Möglichkeiten auf dem Gebiet der berufsbegleitenden Weiterbildung, sind die Themen mit Zukunft. Die Zielvorstellung im Herausgeberkreis ist eine leicht zugängliche, selbsterklärende, flexible und agile Lernplattform ohne Redundanzen oder lineare ja-nein-richtig-falsch Sequenzen, mit der Möglichkeit seine Suchumgebung individuell zu gestalten.

Die 4K: Kreativität, kritisches Denken, Kommunikationsfähigkeit und ­kollaborative Fähigkeiten
Unter dem Titel «Sechs neue Superfächer für Schweizer Superkinder» in der NZZ am Sonntag vom 1. Juni 2019 postuliert Dennis Lück, Kreativchef der Kommunikationsagentur Jung von Matt/Limmat, in seiner Gastkolumne wie man schon die Grundausbildung entsprechend anpassen müsste. Industrie 4.0 braucht künftig Schülerinnen und Schüler, die mehr können, als der Pisa-Test prüft. Das standardisierte Abarbeiten von Aufgaben wird bekanntlich immer mehr durch künstliche Intelligenz (Software) erledigt. Die «Superfächer» heissen Kreativität, Inspiration (sie befeuert die Kreativität), Kommunikation, Kollaboration sowie Logik und Zusammenhänge, die beide ihren Ursprung im kritischen Denken haben. Zusammenhänge ist das grösste der Superfächer. Hier finden sich auch alle anderen Fächer, wie wir sie bisher kennen, wieder.

Der Betrieb als Innovationsraum
Beitrag von Hanspeter Beerli, Mitglied Herausgeberkreis «kompetenz60plus.ch»:
Wirksames Lernen ist individualisiertes, kooperatives Lernen mit Sinn und Motivation. Das beabsichtigte Projekt folgt der Zukunftsidee, dass Unternehmen ihre eigenen Mitarbeitenden im Arbeitsprozess aus- und weiterbilden. Der Betrieb ist der Innovationsraum. «Lernen in der Freizeit» ist ein veraltetes Konzept, motiviert nicht und ist keine Basis für Neues Denken. Das vor allem, weil Kommunikation und Kooperation wesentliche Anteile haben an Lösungsfindungen. Das Wissen, das man dafür braucht, dient der Problemlösung und ist nicht (mehr) Selbstzweck. Zudem tauchen komplexe Fragestellungen in den Betrieben direkt auf und können nur dort gelöst werden. Für komplexe Probleme gibt es weder aufbereitete good- noch best practice. Diese Auffassung verlangt nach einem neuem Rollenverständnis. Ehemalige Manager werden zu Coaches, das HR gibt seine veraltete Aufgabe auf und füllt diejenige eines Mentors und/oder Koordinators aus. Das wird umso wichtiger, da nicht mehr mit althergebrachten Titeln und Positionen gearbeitet wird. Mitarbeitende gestalten Rollen, sie wirken zum Teil in verschiedenen Teams mit. Hier ist Offenheit, Vertrauen, Verantwortung und Kommunikation entscheidend.

Lernen mit Sinn und Motivation
Die aktuelle betriebliche Aus- und Weiterbildung basiert vielerorts auf der Denkweise des klassischen Frontalunterrichts. Ein (häufig veralteter) Lehrplan anstelle der Nachfrage strukturiert und bestimmt das Angebot, das (Weiter-)Bildungsprogramm. Zudem wird suggeriert, dass man das vermittelte Wissen «später» brauchen werde. In einem herkömmlichen Kurs haben Experten das Know-how, das sie an Laien vermitteln, oft in der immer gleichen Form – neu als digitaler Frontalunterricht. Nicht die Wirksamkeit, sondern die Nachweisbarkeit des Gelernten stehen im Vordergrund (Diplome etc.). Der wissenschaftliche Wissensstand zeigt eindeutig, dass solches Lernen wenig wirksam ist. Zudem ist es häufig demotivierend und erst noch teuer. Wirksames Lernen dagegen ist individualisiertes, kooperatives Lernen mit Sinn und Motivation. Die besten Resultate werden durch Lernen durch Lehren erzielt – Lerner-Experte tausche die Rollen. Herkömmliche Lern-Management-Systeme (LMS), die auf einer didaktischen Wissensvermittlung nach dem Top-down-Prinzip basieren, ermöglichen es nicht, den Anforderungen moderner Lernenden in Sachen Interaktivität gerecht zu werden. Traditionelle Lern-Management-Systeme bieten Werkzeuge, die nur ein geringes Mass an Zusammenarbeit zulassen. Es ist sehr wichtig eine Lösung zu entwickeln, die wesentlich mehr Interaktion zwischen den Lernenden fördern sollte.

Instrumente zur Zusammenarbeit
Heute geht es darum Arbeitskräfte aus- und weiterzubilden und die digitale Revolution voranzutreiben. Mit relevanten neuen Fähigkeiten, dazu gehören insbesondere auch Soft Skills, sind sie für die nächste Entwicklung gewappnet. Es geht weniger um Inhalt als um Kommunikation und Kooperation. Basis der betrieblichen Aus- und Weiterbildung bildet eine digitale Plattform, die das beschriebene Lernen ermöglichen soll. Auf der Plattform findet man Lernangebote, Lernnachfragen und Vermittlungen von Lernpartnerschaften oder die Verlinkung mit Stellenportalen und Schlüsselindustrien. Die Inhalte der Plattform entwickeln sich organisch entlang der Nachfrage laufend weiter. Vorstellbar ist das als eine Art Lern-Wiki mit Instrumenten zur Zusammenarbeit.

Kompetente «alte Füchse» gesucht
«kompetenz60plus.ch», die Plattform als Sammelbecken kompetenter Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind. Genaueres dazu erfahren Sie im doppelseitigen Beitrag von Ende Januar 2019 in der Schweizerischen Gewerbezeitung oder im Videoclip (3:43′) «FokusKMU» für das Lokalfernsehen vom Februar 2019. Neu besteht die Möglichkeit sich im «Herausgeberkreis» für einen Lehrmittelverlag einzubringen. Bitte machen Sie mit, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: Werner K. Rüegger | Skype: live:werner_2636