Industrie 4.0

Digitales Zeitalter: Wurden Sie genügend vorbereitet?

TA vom 10. Februar 2018

Die heutige Email von Thomas Möckli, Blattmacher beim Tages Anzeiger Zürich, bringt es auf den Punkt: «In den 80ern war «EDV» ein Freifach, das ich meist schwänzte. In den 90ern holte ich regelmässig einen dieser Compi-Freaks, um mir den PC einzurichten. Heute bereue ich, dass ich geschwänzt habe, denn aus den Compi-Freaks sind im Gegensatz zu mir erfolgreiche Unternehmer geworden.» Je älter man wird umso schwieriger ist es, seine Schwächen einzugestehen – man will sich doch nicht Blossstellen.


Bild: NZZ

Auch ich war lange ein Opfer dieser «Verweigerung»
Wie Thomas Möckli ging es hunderttausenden von Schulkindern. Ich kann mich noch erinnern als ich Ende 1950-er Jahre in einem dieser «Techbücher» für Jugendliche mich über das System von Nullen und Einsen informierte. Keine Unterstützung für meine Interessen fand ich beim damals 64 Jahre alten Primarlehrer, der lediglich auf seine Pensionierung wartete. Meine Eltern sahen nicht ein, weshalb ich ans Gymnasium sollte. Mein Vater gehörte zur «Aktivdienstgeneration», Verfechter der wehrhaften Schweiz. Diese nach innen gerichtete Sichtweise und Autoritätsgläubigkeit herrscht heute, 70 Jahre später, teilweise noch immer an unseren Schulen. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse äusserte sich dazu am 10. Februar 2018: Weil Schweizer Schüler ungenügend gerüstet seien, wollen ihre künftigen Arbeitgeber das Schulsystem umkrempeln. Was die Wirtschaftskapitäne in ihrem Forderungskatalog allerdings verschweigen, ist, dass ihre Arbeitsplätze für die digitale Zukunft noch weniger fit sind, als die Schulkinder, die nun noch häufiger am Computer büffeln sollen: Gemäss einer einschlägigen Studie nutzen Schweizer Unternehmen digitale Erfindungen zu wenig.

KEYSTONE/Walter Bieri

Digitalisierung ist eine Kopfsache
Die Einstellung zur Digitalisierung ist eine Kopfsache und schon gar nicht altersabhängig. Anfang der 1970-er Jahre erhielten wir am Technikum in Brugg-Windisch unseren ersten IBM Grossrechner. Verantwortlich dafür waren einige kluge Dozenten und der fortschrittliche Direktor, Prof. Walter Winkler. 1975 an der UCLA kam «CAAD Computer Aided Architectural Design» als Anwendung dazu. Dafür mussten wir uns die Programmiersprache «Fortran V» aneignen und wanderte mit Lochkartenpaketen unter dem Arm über den Campus zum Unispital mit dem damals einzigen Grossrechner. 1986 als Dozent an der California State Polytechnik University Pomona (Los Angeles) erhielt jeder von uns einen MAC LC geschenkt (1 MB flopy Disk, Zeichnungsprogramme und erste Menüführung) mit Rucksack zum Transport. Seither arbeite ich täglich mit den verschiedensten «Maschinen» und teile über die «Wolke» einige Terabyte an Informationen. Ein Kulturschock war damals meine Rückkehr in die Schweiz Ende der 1980-er Jahre. Der Schlüssel zum Raum mit den Computerarbeitsplätzen in einem grösseren Architekturbüro war nur mit Spezialbewilligung im Sekretariat erhältlich. Dieser Graben zwischen Mensch und Maschine ist heute vielerorts noch spürbar.


Bild: NZZ

Arbeitsräume neu denken
Dabei müssen wir heute die Arbeitsräume als solche neu denken: Immer mehr Leute nutzen mobile Geräte. Der «alte» PC ist noch für gewisse Arbeiten, aber immer weniger zum «Surfen» geeignet. Abends vor dem Fernseher kommt das Tablett zum Einsatz, im Tram das Smartphone, bald trägt man die Datenbrille als Fussgänger. Zwar ist Zürich ein wichtiger Technologiestandort, was jedoch von vielen traditionellen KMU’s als eher negativ wahrgenommen wird. Gefragt sind heute vor allem Arbeitswelten mit flachen Hierarchien, hoher Selbstverantwortung und Flexibilität. Die Motivation von Mitarbeitenden im Team ersetzt das lineare Denken von gestern. Anstelle vom «Brüten» im stillen Kämmerlein, mit dem selbstauferlegten Zwang  jeden «Gedanken» sofort zu Patentieren, vernetzt man sich und arbeitet industrieübergreifend an Innovationsbeschleunigungen.

«kompetenz60plus.ch»
Sachkenntnis und Empathie mit den «Sorgen» älterer Firmeninhaber helfen in der Diskussion zur Optimierung von Prozessen oder bei der Nachfolgeregelung. «kompetenz60plus.ch» ist ein Projekt «von uns. für uns.», eine Plattform für Klein- und Kleinstunternehmen (KMU’s) wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Geben Sie unserem Projekt eine Chance. Danke!

Werner K. Rüegger, Administrator kompetenz60plus.ch