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Blog, Industrie 4.0

#308 – Soziale Räume im Wandel der Zeit

Soziale Netzwerke im 21. Jahrhundert
Nach 20 Jahren «kostenlosem» Zugang, wird in diesen Tagen viel über Bezahlschranken für soziale Medien spekuliert. Elon Musk begann kurz nach seiner Übernahme von Twitter das blaue Häkchen für den «Twitter Blue Account» zu vermarkten. Auch Facebook von Meta denkt über Bezahlmodelle nach, weil die Werbeeinnahmen zurückgehen. Wir alle haben uns an den «kostenlosen» Zugang (im Tausch gegen unsere Daten) gewöhnt und wissen noch wenig über die Vorteile von Bezahlmodellen. Professionelle Netzwerke wie LinkedIn bieten in ihrem Premium-Konto erweiterte Möglichkeiten, wie die In-mail Kommunikation oder die Identifikation von Besuchern des eigenen Profils. Soziale Netzwerke sind als Teil unseres Lebens nicht mehr wegzudenken. In den Informationsblasen werden Meinungen gemacht und «Bekanntschaften» unter Gleichgesinnten gepflegt. Doch wie nachhaltig sind diese Begegnungen?

Georges Pierre Seurat (1859-1891) Französischer Impressionist, 1884 «Sonntagnachmittag auf La-Grande-Jatte»

KI künstliche Intelligenz als nächster Schritt
Ganz allgemein stelle ich fest, dass sich Besuche von Beiträgen auf den sozialen Medien in der Regel auf wenige Sekunden beschränken. Unsere Wahrnehmung hängt vom jeweiligen Umfeld ab, ob man sich konzentriert oder sich einfach nur die Zeit vertreibt. Auch wenn Beiträge eingesehen werden oder gefallen, besteht keine Garantie, dass diese auch gelesen wurden. Videos mit einer Länge von mehr als 90 Sekunden sind eine Zumutung. Wer will schon einem sprechenden Kopf vor einer Bücherwand zuhören? Texte mit einer Lesezeit von mehr als einer Minute haben es ebenfalls schwer, Beachtung zu finden. Die eigenen Erwartungen an das Publikum sind in der Regel viel zu hoch, handelt es sich dabei doch meist um kurzlebige Einschübe in einer reizüberflutete Welt. Man kommuniziert innerhalb seiner eigenen Blase. Künstliche Intelligenz soll das wahllose Konsumieren von Inhalten in absehbarer Zeit ändern und einen dynamischen Austausch im Internet ermöglichen. Nach Microsofts Bing im Zusammenschluss mit ChatGPT will nun auch Mark Zuckerberg mit dem Sprachmodell LLaMA (Large Language Model Meta AI) künftig Forschende unterstützen.

Das Archiv – Facebook von Meta
Seit vielen Jahren nutze ich soziale Medien für berufliche Zwecke. In 2008 eröffneten wir ein Konto für die SBCZ Schweizer Baumuster-Centrale Zürich, das wir seither als Archiv für sämtliche Aktivitäten pflegen. Hunderte von Anlässen und Beiträgen lassen sich dort nach all diesen Jahren noch finden, denn das Internet vergisst bekanntlich nie. Die Seite hat inzwischen über 1’400 Verbindungen (Freunde), davon mehr als 100 Firmen im Baugewerbe. Über 1’500 Personen folgen den Neuigkeiten, die seit einigen Jahren auch Verlinkungen zu YouTube-Videos von Veranstaltungen umfassen. Von solchen Zahlen kann die «kompetenz60plus.ch»-Seite auf Facebook nicht profitieren. Diese bringt es nach vier Jahren gerade einmal auf 58 «Freunde» und 56 Interessierte. 547 «Freunde» sind es auf der «wernerkruegger»-Seite, die sich mit wenigen Ausnahmen auf Geschäftliches wie beruflicher Werdegang, Ausbildung, Mitgliedschaften und Themengebiete beschränkt.

Berufliches Netzwerk – LinkedIn
Seit 2010 nutze ich kostenlos LinkedIn, das weltweit grösste professionelle Netzwerk im Internet. Mit dem Dienst findet man den richtigen Job oder ein Praktikum, knüpft und stärkt berufliche Beziehungen und hat die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen um in seiner Karriere erfolgreich zu sein. Ein vollständiges LinkedIn-Profil mit beruflichem Werdegang, Erfahrung und Bildung hilft dabei, um mit Gleichgesinnten im Kontakt zu bleiben. LinkedIn hilft auch bei der Organisation von Offline-Events, um Gruppen beizutreten, Artikel zu schreiben, Fotos und Videos zu veröffentlichen und vielem mehr. Die durchschnittliche Anzahl von Verbindungen pro LinkedIn-Profil liegt bei etwa 500-999. Anfangs Februar 2023 erreichte ich 1’900 Verbindungen mit über 2’000 Anhängern (followers). Jemandem folgen ist eine Einwegverbindung, indem man die Beiträge sieht, ohne verbunden zu sein. Die Veröffentlichungen (posts) von «kompetenz60plus.ch» werden im Schnitt 250 Mal gesehen (impressions), manchmal gefallen (likes) diese sogar. Je nach Bild oder Thema können es auch bis zu 600 Besuche sein.

Digitale Werbung – Kompetenzbrief
Ein weiterer Baustein im sozialen Netzwerk ist der Newsletter. Im «Kompetenzbrief», welcher gleichzeitig automatisch auf den sozialen Medien wie Facebook, LinkedIn oder Twitter publiziert wird, findet sich ein Link zum wöchentlichen Blogbeitrag auf der «kompetenz60plus.ch» Webseite. Bis zu 37% der Kompetenzbriefe werden geöffnet und bis zu 1.2% davon klicken auf den Link, was etwas über dem Durchschnitt liegt. Obwohl mein Netzwerk aus Erfahrung lange Texte meidet, sind es doch rund 100 treue Seelen, die den Blog wöchentlich (wenigstens teilweise) lesen. Die Auswertung der automatischen Rückmeldungen informiert über Büroabwesenheit oder Stellenwechsel. Mit etwas Glück ergibt sich aus der Kombination aller digitalen Aktivitäten ein Kontakt pro Monat, was eigentlich erstaunlich ist und immer wieder Freude bereitet. Die Pflege seiner Kontakte und die Erschliessung neuer Geschäftsbeziehungen ist, entgegen den Erwartungen, dank dem Internet aber nicht einfacher geworden.

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Anfragen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
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#307 – «Alte» gegen den Status quo

Wir bringen Talente zusammen
Sachkenntnis und Empathie mit den «Sorgen» der Patrons von KMU helfen in Zeiten des Fachkräftemangels, bei der Optimierung von Prozessen. Kontaktieren Sie ganz unverbindlich «kompetenz60plus.ch», die Plattform für Klein- und Kleinstunternehmen wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Das niederschwellige Kompetenzangebot, vom ehemaligen Bundesrichter, über die Eventplanerin, den Architekten, bis zum Nuklearingenieur oder Softwaredevelopper finden Sie ➔ hier. «Alte» Führungskräfte stellen sich gerne als Mentoren zur Verfügung und sind dank ihrer Weisheit, Gelassenheit, Erfahrung und Reife Ihre idealen Sparringspartner. Denn der Arbeitskräftemangel ist eben auch unserer Bequemlichkeit geschuldet. Nicht jede Stelle muss im gleichen Umfang sofort wieder besetzt werden. Oft liesse sich durch Optimierung oder Rationalisierung von Prozessen ein vermeintlicher Mangel an Personal anderweitig kompensieren. Viel zu oft beziehen sich Analysen und Berichte zur Lage am Arbeitsmarkt auf den Status quo, was mittelfristig in Frage gestellt werden darf. Die Vorteile künstlicher Intelligenz, der Einsatz digitaler Hilfsmittel in der Produktion sowie im Bürobereich, sind für viele KMU noch zu wenig greifbar. Insofern wird der gegenwärtige Mangel an Fachkräften, ähnlich wie die Arbeit von zuhause während der Corona-Pandemie, einen weiteren Digitalisierungsschub auslösen.

Bild: AI artificial intelligence – Future of Life Institute, Narberth, Pennsylvania, USA

Aus- und Weiterbildung sind wichtig
Im Jahr 2022 hatten wir in der Schweiz die tiefste Arbeitslosenquote seit über 20 Jahren schrieb Stephanie Cengiz von Loopings am 26. Januar 2023. Sie wollte herausfinden, was wohl dahinter steckt und was das für ältere Stellensuchende und für die Zukunft des Schweizer Arbeitsmarkts bedeutet. In ihrer Umfrage bei Expert:innen waren sich fast alle einig, dass die unerwartet starke und international fast gleichzeitig erfolgte Erholung der Wirtschaft im Nachgang zur Aufhebung vieler einschneidender Massnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus ein Hauptgrund ist. Doch Thomas Bauer von Travail Suisse warnt davor, die aktuelle Situation zu beschönigen. Ende 2022 waren immer noch 168’000 Personen auf einem RAV als stellensuchend registriert. Insgesamt liege die Anzahl an erwerbslosen Personen, unter Berücksichtigung der Ausgesteuerten, weiterhin deutlich über 200’000. Seit den 1990er Jahren ist die strukturelle Arbeitslosigkeit fast stetig angestiegen, stellt er fest. Dies spricht dafür, dass wir im Interesse aller, deutlich stärker in die Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmenden investieren sollten. Massnahmen sollen verhindern, dass insbesondere ältere Personen erst gar nicht erwerbslos werden. Für alle Altersgruppen gilt, dass diese ihre digitalen Skills à jour halten.

Potenziale älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen
Befragt nach der Zukunft findet Michael Hasler von newplace AG, dass sich flächendeckend bei Vakanzen noch kein Trend zur Berücksichtigung älterer Stellensuchenden bemerkbar macht. Unternehmen werden jedoch kaum darum herumkommen, sich für den Erhalt der Arbeits(markt)fähigkeit ihrer Belegschaft – unabhängig vom Alter – zu bemühen und den Potenzialen älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Beachtung zu schenken. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass die Zukunft der Arbeit anders aussehen wird. Mobile Geschäftsmodelle, Automatisierung, Roboter, online Verfügbarkeit, Innovationskultur, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Umwelt, Kundenzentrierung oder die Nutzung von Datenbanken sind nur einige Themen, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Einige Modelle machen es möglich, dass ältere Menschen in der virtuellen Welt Dinge tun können, die sie aufgrund von körperlichen Einschränkungen in der realen Welt nicht tun können, was den Fachkräftemangel weiter entschärfen wird.

Lücken füllen, welche die Babyboomer hinterlassen
Auch Pauline Turuban ist der Meinung, dass der aktuelle Arbeitskräftemangel auf mehrere strukturelle Faktoren zurückzuführen sei und nennt einige in ihrem Bericht vom 6. Februar 2023 auf SWI Swissinfo online. Sie bezieht sich dabei auch auf Philippe Wanner, Professor am Institut für Demografie und Sozioökonomie der Universität Genf. Wanner nennt die alternde Bevölkerung als grösste Herausforderung in den Industrieländern. Die Babyboomer – geboren während der Bevölkerungsexplosion zwischen 1945 und Anfang der 1960er Jahre – gehen in den Ruhestand. Dieser Trend dürfte im Jahr 2030 seinen Höhepunkt erreichen und ein schwer zu füllendes Vakuum hinterlassen. Denn schon heute treten weniger junge Arbeitnehmende ins Erwerbsleben ein, als «Alte» in Pension gehen. Diese Kluft wird sich bis zum Ende des Jahrzehnts nur noch vergrössern und es wäre töricht zu hoffen, dass Neugeburten das Problem lösen werden. Zumal in kapitalistischen Gesellschaften kinderreiche Familien mit zwei berufstätigen Eltern oft nicht vereinbar sind, stellt Wanner fest.

Fähigkeiten den Bedürfnissen anpassen
Er identifizierte deshalb zwei Hauptstrategien zur Lösung der Arbeitskrise. Die erste besteht darin, bestimmte Kategorien von unterbeschäftigten Arbeitnehmenden besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gehören auch einige sinnentleerte «Bullshit Jobs» (David Graeber, US-amerikanischer Kulturanthropologe und Publizist). Der zweite Ansatz besteht darin, die Einwanderung zu fördern. Die Herausforderungen, vor denen die Volkswirtschaften der Welt stehen, sind nicht nur quantitativer, sondern auch qualitativer Natur. Die zunehmende Verlagerung hin zur Spezialisierung und zum Dienstleistungssektor führe zum Verschwinden bestimmter Berufe, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe; Es fördert auch die rasche Entwicklung anderer Berufe, beispielsweise in der Technologie. «Diese Veränderungen werden in Zukunft mit Fortschritten in der Robotik und künstlicher Intelligenz zweifellos noch auffälliger sein», sagt Wanner. Aber eine genaue Planung für den zukünftigen Bedarf ist sehr schwierig, insbesondere für Berufe, die es noch nicht gibt und er stellt fest: «Man muss in der Lage sein, die wirtschaftlichen Bedürfnisse in zehn Jahren vorherzusehen, um die allgemeine und berufliche Bildung entsprechend anzupassen.»

Die Revolution von künstlicher Intelligenz
Die Autoren eines Beitrags der BCG Boston Consulting Group vom 26. Januar 2023, setzen dabei auf den «Selbstlernzyklus» von künstlicher Intelligenz KI. Big Data und die Kraft von KI machen das einst Unmögliche plötzlich möglich. Durch die kluge Nutzung von Datenbanken können Unternehmen jetzt einen Einblick in ihre tatsächliche Leistung erhalten, während diese sich entfaltet. Anstelle einer Retrospektivenanalyse, wird es nun möglich sein, trotz vorhandenen Komplexitäten, Kurskorrekturen dynamisch und vorausschauend vorzunehmen. Durch das Einspeisen neuer Daten und das Hinzufügen von Daten aus dem Unternehmen verbessern sich die Algorithmen im Laufe der Zeit. Die Empfehlungsfunktion lernt, indem sie ihre Vorhersagen mit den tatsächlichen Ergebnissen vergleicht und entsprechend anpasst. Der sekundäre Lernzyklus wird durch die Analyse der anonymisierten Transformationsdaten anderer Unternehmen ermöglicht. Keine Organisation kann alle Mängel auf einmal beheben; aber Einblicke helfen, die Kompromisse zu beleuchten und Entscheidungen zu lenken, die Auswirkungen abzuschätzen und den Kurs zu korrigieren. Wenn der Algorithmus eine Gelegenheit zur Verbesserung von Massnahmen erkennt, können Anpassungen, wie Personalentscheide, schneller vorgenommen werden. Unternehmen müssen die richtigen Leute an den richtigen Stellen einsetzen und Erfahrung und Verantwortung als wesentliche Erfolgstreiber betrachten.

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Anfragen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


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#306 – «Alte» in neuen Berufen?

Chancen für uns «Alte»
Im Jahresausblick 2023 vom 19. Dezember 2022 kommt meine Faszination für die ungeahnten Möglichkeiten der Software ChatGPT, einem künstlichen Intelligenz (KI) System von OpenAI klar zum Ausdruck. Ich sehe darin nur Chancen für uns «Alte», wie wir bei der Entwicklung dieser Technologie unsere Erfahrung in gemischten Teams mit Chatbots einbringen können. ChatGPT wird kein Massensterben von Wissens- und Kreativjobs auslösen – umdenken müssen wir trotzdem, schreibt Christin Severin, NZZ vom 7. Februar 2023. Die künstliche Intelligenz erobert die bisher vor Automatisierung relativ geschützte Welt der Büros und macht Textern, Grafikern und Informatikern Konkurrenz. Die Berufswelt wird sich massiv verändern, doch die Arbeit wird uns nicht ausgehen ist sie überzeugt.

«Taschenrechner des Schreibens»
ChatGPT, das System mit künstlicher Intelligenz, das in Sekundenschnelle Antworten auf eine unendliche Zahl von schwierigen Fragen generieren kann, könnte zum «Taschenrechner des Schreibens» werden. Das zumindest, gemäss Christin Severin, meint Erik Brynjolfsson, Professor am Institut für menschenzentrierte künstliche Intelligenz der Stanford-Universität und Direktor des Stanford-Labors für digitale Wirtschaft. Die Aussicht ist radikal. Taschenrechner erledigen Rechenaufgaben in einer Geschwindigkeit, mit der kein Mensch mithalten kann. Wenn also der Chatbot des amerikanischen Unternehmens OpenAI zum Taschenrechner des Schreibens wird – was passiert dann mit all den Arbeitnehmenden deren Arbeit das Schreiben, das Zusammentragen, Analysieren und Verarbeiten von Informationen ist? Berufe, die als «White Collar»- oder auch «Knowledge»-Jobs bezeichnet werden, galten bisher als relativ geschützt vor einer Automatisierung. Das dürfte sich nun ändern.

Das Startup OpenAI hat mit DALL-E ein Programm entwickelt, das aus Texteingaben Bilder generieren kann – so wie dieses: Eine Reihe von «White-Collar»-Arbeitern, im Stich gelassen in einer leeren Büroumgebung, fotorealistischer Stil. NZZ, 7. Februar 2023

Ein Wettrennen zwischen Mensch und Maschine?
Seit dem Jahreswechsel berichtet deshalb die Presse auch vom Kampf «Mensch contra Maschine». Für mich bedeuted dies eher ein miteinander, verlangt jedoch eine positive Einstellung mit etwas Vorstellungsvermögen. Einer Agenturmeldung in der NZZ vom 8. Februar 2023 zufolge will Microsoft die ChatGPT-Software von OpenAI nutzen, um Google als Marktführerin bei der Internet-Suche den Rang abzulaufen. Der Text-Automat ChatGPT aus dem Silicon Valley soll es Microsofts Suchmaschine Bing ermöglichen, ausformulierte Fragen ebenso ausführlich zu beantworten. Die Internetsuche kommt mit diesem Schritt unserem Bedürfnis nach einem personalisierten Umgang mit Informationen etwas näher. Microsoft investierte mehrere Milliarden Dollar in OpenAI und bindet Software der Firma auch in seine Office-Büroprogramme ein. Microsoft-Chef Satya Nadella glaubt, dass die Technologie so ziemlich jede Software-Kategorie verändern werde. Die Konkurrentin Google wurde durch Ansammlung der richtigen Links zu einem bestimmten Thema zur dominierenden Suchmaschine mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent. Der Konzern arbeitet seit Jahren an einer Software, die sich mit Menschen unterhalten kann und will diese nun ebenfalls schrittweise für eine breitere Öffentlichkeit verfügbar machen, auch in der Web-Suche. Man darf gespannt sein.

DALL-E 2 von OpenAI – Texteingabe: retired architect explaining his creation. Bildauswahl nach 10 sek.

Mensch und Maschine arbeiten und lernen zusammen
Auch Thomas Fuster beschreibt in seinem Kommentar in der NZZ vom 8. Februar 2023 wie ChatGPT unsere Arbeitswelt beeinflussen wird. Seit die Dienstleistung Ende November 2022 freigeschaltet wurde, debattiert man rund um den Globus, was diese Innovation für den eigenen Job bedeuten könnte. In Fabrikhallen sind schon zahlreiche Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt worden. Sorgt die künstliche Intelligenz dafür, dass dasselbe nun bald auch in den Büros passiert? Gut möglich. Seit es bezahlte Erwerbstätigkeit gibt, existiert diese dunkle Vorahnung. Das war zur Zeit der industriellen Revolution so, und das ist heute nicht anders. Was sich ändert, ist nur das Streitobjekt: Waren es früher die Dampfkraft und die Elektrizität, die als Bedrohung empfunden wurden, sind es heute die Spielarten der Digitalisierung, die für Verunsicherung sorgen. Denn die künstliche Intelligenz von OpenAI hat einiges zu bieten: Sie kann Gedichte verfassen, Aufsätze schreiben, Bücher zusammenfassen, Computerprogramme erstellen und vieles mehr. Eigentlich handelt es sich um eine gigantische Antwortmaschine. Sie saugt ihr Wissen aus dem Internet ab, wird dank der Analyse neuer Daten jeden Tag ein bisschen schlauer und formuliert ihre Auskünfte in verschiedenen, (fast fehlerfrei) Sprachen. Dabei ist die Bedienung des Chat-Systems denkbar einfach: Man tippt eine Frage ins System, und die Maschine spuckt im Nu eine Antwort aus, die man durch Nachfragen weiter präzisieren kann.

DALL-E 2 von OpenAI – Texteingabe: retired architect trying to understand a new building. Nach 10sek.

Es geht um «White-Collar-Jobs»
Dass dieses Programm in der Öffentlichkeit für mehr Verunsicherung sorgt als bisherige Formen der Digitalisierung, hat einen einfachen Grund, schreibt Fuster. Diese Automatisierung bedroht für einmal nicht Tätigkeiten, die eher handwerklicher Natur sind, sondern die Inhaber von White-Collar-Jobs. Diese zumeist höheren Angestellten – viele mit akademischem Abschluss – die sich bisher auf der sicheren Seite des technischen Fortschritts sahen. Es zeigt sich: Auch der menschliche Intellekt ist nicht gefeit vor Rationalisierungen. Viele Tätigkeiten, die bisher qualifiziertem Personal anvertraut waren, können auch Maschinen erledigen. Beispiele gibt es zuhauf, sei es die Analyse von Röntgenbildern, das Durchforsten juristischer Dokumente in Rechtsfällen, die Eruierung von Betrugsfällen bei Finanztransaktionen, die Bewertung von Aktien bei der Geldanlage oder die Empfehlung personalisierter Produkte für Kundinnen und Kunden. Für all diese Arbeiten braucht es nicht zwingend Ärzte, Anwälte, Finanzexperten, Werber. Oft erledigen Maschinen die Aufgaben schneller und präziser.

Wie künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt verändert
Aktuell herrscht ein Mangel an Fachkräften und die wachsende Rentnergeneration verschärft die Situation zusätzlich. Viele offene Stellen – darunter auch einige sinnentleerte «Bullshit Jobs» (David Graeber) – sind kaum noch zu besetzen. Das gilt für Fabrikarbeiten ebenso wie für White-Collar-Jobs, schreibt Thomas Fuster und warnt davor, die disruptive Kraft dieser Technologie zu verharmlosen. Vom Ende der Arbeitsgesellschaft zu sprechen ist bei aller Bewunderung für maschinelles Lernen aber noch zu früh. Die Mängel dieser Algorithmen sind offensichtlich: Künstliche Intelligenz im Stil von GPT vermag bis dato nichts Originelles zu kreieren. Sie bedient sich nur bei Bestehendem, klaut hier und dort einige Informationshäppchen und generiert daraus etwas halbwegs Plausibles. Das ist für viele Probleme ausreichend, aber eben bei weitem nicht für alle.

Avatar nach der Fotografie, kreiert mit der OpenArt AI Applikation. Bildaufbau weniger als 10 Sek.

Neue Berufe werden entstehen
Die menschliche Urteilskraft bleibt daher essenziell. Sie entscheidet, mit welchen Rohdaten die Maschinen gefüttert werden, wie die Resultate digitalen Lernens vernünftig zu interpretieren sind, wie aus der Ansammlung von Bestehendem etwas Neues entstehen kann und wo der Algorithmus keinen Platz hat, weil menschlicher Austausch unumgänglich ist. Die künstliche Intelligenz wird deshalb die menschliche Arbeit nicht ersetzen, sondern ergänzen. Einige repetitive und datenintensive Routinearbeiten, etwa in der Buchführung, in der Verwaltung oder im Kundenservice übernimmt die Maschine. Der Umgang mit künstlicher Intelligenz wird aber auch neue und komplexere Stellen schaffen. Deren Profil ist heute noch ebenso unklar, wie vor der Geburt des Internets die Berufe des Webmasters, des Social-Media-Managers oder des Online-Händlers irgendeinen Sinn ergaben. In einem Berufsbildungssystem, das auch immer erst auf Druck von aussen reagiert, weiss niemand, ob die neuen Stellen besser oder schlechter sein werden als die bisherigen. Sie werden anders sein. Und der Mensch erhält Freiraum für interessantere Aufgaben, bei denen typisch menschliche – und daher schwer automatisierbare – Fähigkeiten wie Kreativität und Empathie besonders wichtig sind. Das zwingt zur Neuerfindung vieler Berufe, ist Fuster überzeugt.

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