Schweizerischer Verband für Weiterbildung, 30.11.2018, Interview (auszugsweise) von Irena Sgier mit Geri Thomann, Leiter der Abteilung Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Der Boom in der Beratung: «Alte» sind im Vorteil
Der rasante gesellschaftliche Wandel, den wir zurzeit erleben, ist geprägt von der Digitalisierung und von Phänomenen wie der Flexibilisierung der Arbeitszeiten oder der Entkoppelung von Betriebs- und Arbeitsorten. Das produziert enorm viel Unsicherheit. Leute suchen vermehrt Entscheidungshilfen. Sie wollen Optionen klären und wissen, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen. Dabei müssen sie mit Ambivalenzen, Spannungen und Paradoxien umgehen können. Eine Coaching-Kultur ermutigt Menschen zum Wissensaustausch, Mitarbeitende fühlten sich mehr verbunden. Kompetente «Alte» bringen dank ihrer «Unabhängigkeit» und der neutralen Aussensicht die notwendige Ruhe ins Team..

Welche Hilfe kann man von Beratern erwarten?
Es gibt verschiedene Beratungskonzepte. Die Ratschlagskonzepte und die Ratgeberliteratur versuchen, Unsicherheit zu absorbieren oder Sicherheit zu produzieren. Andere Konzepte siedeln sich irgendwo zwischen Fachberatung und Instruktion an, bieten also spezifische Unterstützung im Sinne von «Know-how». Bei Prozessberatung geht es nicht um den schnellen Ratschlag, sondern um die Erhöhung von Problemlösefähigkeit, um Lernen. Aus Kostengründen steigt der Druck auf die Berater, schnelle Lösungen zu liefern.
Die Metaerfahrung von «Alten» in der Prozessberatung
In der Prozessberatung versucht man das zu vermeiden. Dort geht es darum, die Fragen zu schärfen, Probleme zu definieren und Muster zu erkennen, bevor man eine Problemlösung ins Auge fasst. Man wirft den Klienten nicht von Anfang an Lösungen an den Kopf. In einer sich rasch verändernden Welt ist «Erfahrung» im Sinne von ursprünglich Gelerntem weniger wichtig als in traditionellen Gesellschaften. Oft ist deshalb nicht spezifische Berufserfahrung, sondern Metaerfahrung zentral. So kann Erfahrung mit schwierigen Kunden beispielsweise nützlich sein, um Konflikte zu vermeiden.

Widersprüche
Widersprüche sind in der Beratung sehr wichtig. Es ist im übrigen auch eine typische Anforderung an Beratungspersonen, mit Ambivalenzen umzugehen und sich in Spannungsfeldern bewegen zu können. Beratung wird leider häufig zu schneller Empfehlung. Es wird sehr vieles Beratung genannt, was eigentlich keine ist. Beraterinnen und Berater sollten sich möglichst wenig instrumentalisieren lassen. Genuine Beratung im Sinne der Prozessberatung setzt Freiwilligkeit, Neutralität und zeitliche Begrenztheit voraus. Beratende sollen über Konzepte verfügen, die ihre Klienten bei der Orientierung unterstützen, statt sie dazu zu bringen, sich einem System anzupassen. Wissenschaftliches Wissen ist deshalb für die Beratung enorm wichtig um Konzepte zu vergleichen.
«kompetenz60plus.ch»
Die Plattform «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken kompetenter Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind. Nicht das physische Alter steht im Vordergrund, sondern der Beitrag den wir «Alten» für unsere Gesellschaft immer noch zu leisten bereit sind. Mit unserer positiven Einstellung zum Leben schöpfen wir aus reicher (Lebens-)Erfahrung und verfügen über ein wertvolles Netzwerk, darunter sind auch «junge Wilde». Gerne stellen wir diese Kompetenzen den «Patrons» von KMU’s zur Verfügung: Wir freuen uns über Ihre Teilnahme am Projekt. Danke!
Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator
Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: Werner K. Rüegger | Skype: wernerkrueegger
Werner Rüegger, du bringst es auf den Punkt. Da ist nichts beizufügen.
Zusammen werden wir das Projekt in diesem Jahr weiterentwickeln. Heute erschienen «Alt wird man, jung kann man bleiben» von Adrian Uhlmann, Redaktion Schweizerische Gewerbezeitung (Auflage 107’000), 25. Januar 2019, Seite 18/19: «ARBEITEN IM ALTER – Der 72-jährige Werner Rüegger arbeitet gerne und praktisch jeden Tag – obwohl er gar nicht muss. Mit Leidenschaft und Herzblut gibt er sein Wissen an KMU im Arbeitsmarkt weiter und hat dafür eigens die Plattform «kompetenz60plus.ch» gegründet.» (e-paper Seite 26/27)