Blog, Industrie 4.0

#309 – Neue Rollenmodelle für uns «Alte»

25 Jahre Ausruhen – eine bescheuerte Perspektive
Unzählige Programme, Seminare oder Workshops haben zum Ziel, uns «Alte» auf das Leben nach der Pensionierung vorzubereiten. Viele von uns möchten sich im Alter nochmals verändern, einen lange gehegten Wunsch erfüllen und ausserhalb des angestammten Berufs eine neue Herausforderung annehmen. Wenn Menschen auch im Rentenalter beruflich aktiv bleiben und mit ihrer immensen Erfahrung Unternehmen tatkräftig unterstützen geht es auch um Soft Skills wie Agilität und Veränderungsbereitschaft. Mit 65 in den Ruhestand zu treten, findet der Philosoph, Autor und Redner Ludwig Hasler (78) einen Irrsinn. Er ist der Meinung, dass wir «Alten» uns bewegen müssen, uns altruistisch engagieren, im Team mit Jüngeren unsere Erfahrung und Reife einbringen, als Mentoren, Coaches oder Sparringspartner. Dank unserer Seniorität, Weisheit und Gelassenheit, erfüllen wir auch die Funktion des «sozialen Gewissens». Jemand bemerkte: Das Alter ist ein Zeichen von Stärke und dafür, dass wir dem Leben standgehalten haben.

«Alte» in jungen Teams
Hasler nimmt Bezug auf den Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) der meinte: Es spielt überhaupt keine Rolle, über welche Kräfte ein Mensch verfügt, ob er mathematisch begabt, handwerklich geschickt oder ein guter Unterhalter ist. Hauptsache, er hat etwas im Kopf und im Herzen und in der Hand. Und er braucht es, macht es nutzbar, auch für andere. Gelegenheiten gäbe es reichlich. Im Alter schrumpft logischerweise die eigene Zukunft. Es lohnt sich immer weniger, in sie zu investieren. In die Zukunft anderer jedoch umso mehr, Junge fördern, die entwickeln sich dann natürlich grossartig. Der Respekt der Jungen kommt von selbst, wo wir «Alten» Akteure uns aufrichtig für die Zukunft einsetzen. Ein Zusammenspiel von frischem Wissen plus Elan und Erfahrung plus Skepsis ist unschlagbar. Dazu braucht es jedoch auch den Willen von uns «Alten», denn Erfahrung ist kein Automatismus. Es gibt 60-Jährige, die sind frei von Erfahrung. Sie pochen auf ihr Wissen von gestern, fühlen sich bedroht durch Mentalitäten der Jungen. Immerhin hat die Wirtschaft ein vitales Interesse an älteren Mitarbeitenden. Im nächsten Jahrzehnt scheiden 200’000 gestandene Fachkräfte mehr aus dem Arbeitsleben aus, als junge nachrücken. So werden selbst Konzerne gezwungen sein, ältere nicht nur als Kostenstelle zu betrachten. Trotz Digitalisierung, Automatisierung und dem Megatrend künstlicher Intelligenz dürfte die Nachfrage nach Leuten steigen, die mit gesundem Menschenverstand, mit Herz und Hand bei der Sache sind.

KI DALL·E nach Textvorgabe: «ein gemischtes team jung und alt bearbeitet eine Prozessoptimierung»

Flexible Personalplanung contra Loyalität
Corinne Päper, Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today schreibt über die Situation von uns «Alten» unter dem Titel «Gefragt und trotzdem entlassen» in KMU_today vom 1. März 2023. Obschon die Arbeitsmarktchancen von über Fünfzigjährigen besser sind als früher, werden sie trotz aller Diversity- und Inklusion-Versprechen aktuell deutlich häufiger entlassen als Mitarbeitende anderer Altersgruppen. Die Widersprüche zeigen sich nirgends so offensichtlich, wie in der Diskussion über den Fachkräftemangel. «Dass jemand mit Erreichen des Pensionsalters aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet, ist immer weniger der Fall. Viele der Ü65 sind weiterhin erwerbstätig.» sagt Pascal Scheiwiller, CEO des Outplacement-Unternehmens von Rundstedt und Simon Wey. Andererseits gehen Unternehmen bei jüngeren Mitarbeitenden oft davon aus, dass diese länger bleiben und übersehen dabei, dass Jüngere ihre Stelle viel öfter wechseln als früher. Denn Verbindlichkeit und Loyalität verlieren immer mehr an Bedeutung, weil Arbeitgebende heute selbst keine längere Zusammenarbeit garantieren können. Firmen brauchen eine flexible Personalplanung, um der Veränderungsdynamik der Märkte gerecht zu werden, während Arbeitskräfte möglichst grosse persönliche Freiheit wollen.

Botschaft (m)eines grossen Vorbildes
Ich fand kürzlich den folgenden Beitrag, der gut in die Diskussion zur eingangs erwähnten Veränderung passt. Es gibt viele Dinge, worüber wir «Alten» uns Gedanken machen sollten, was in unserem eigenen Leben wirklich wichtig ist. Marcel Schwantes, Inc. Mitherausgeber und Gründer von Leadership from the Core, schrieb in Inc. online, der täglichen Zusammenfassung für Unternehmer und Führungskräfte, am 20. Februar 2023 über die Botschaft, welche Steven (Paul) Jobs (1955-2011) in 2005 an die frischgebackene Klasse von Absolventen der Stanford University mitgab. Beim Mitgründer und langjährigen CEO von Apple Inc. wurde kurz zuvor Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, und ihm wurden noch drei bis sechs Monate zu leben prognostiziert. Die Konfrontation mit seiner eigenen Sterblichkeit hatte ihm vor Augen geführt, wie wichtig es ist, das bestmögliche Leben zu führen, und so vermittelte er die Botschaft: «Ihre Zeit ist begrenzt, also verschwenden Sie sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben.» Seine drei Fragen sind heute, bald 20 Jahren später, so aktuell wie damals, was mich veranlasste diese für uns «Alte» leicht anzupassen:

1. Lebe ich das Leben, das ich möchte, und mache ich die Arbeit, die ich tun möchte?
An die begrenzte Zeit zu denken, die uns «Alten» noch auf dieser Erde bleibt, soll kein Wermutstropfen sein. Im Gegenteil, es befähigt uns, diese kostbare Zeit so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Jobs nannte die Konfrontation mit seiner Endlichkeit «das wichtigste Werkzeug, das mir je begegnet ist, um mir zu helfen, die grossen Entscheidungen im Leben zu treffen». Fast alles, sagte er – unsere Ängste, unser Versagen und unser Stolz – «fallen im Angesicht des Todes weg und lassen nur das übrig, was wirklich wichtig ist.»

2. «Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich dann das tun wollen, was ich heute tun werde?»
Jobs sagte, er habe sich diese Frage jeden Morgen vor dem Spiegel gestellt und «immer wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander nein lautet, weiss ich, dass ich etwas ändern muss.» Doch in dieser Phase seines Lebens und seiner Karriere, war die Antwort ein klares «Ja!», denn er tue das, wozu er leidenschaftlich berufen sei, und er seine Bestimmung auslebe. Wir sollen darauf achten, was auf uns zukommt, während wir unsere Gefühle überprüfen. Wenn man sich selbst treu bleibt, kann es beängstigend sein, zuzugeben, dass man nicht das Leben lebt, das man sich wünscht, aber es ist der einzige Weg, sich auf die Suche nach etwas Neuem zu machen – etwas, das unsere wahre Berufung sein könnte.

3. Tue ich, was ich liebe?
Wie Jobs erklärt, verschwenden wir unser eigenes Leben, wenn wir das Leben eines anderen leben. Stattdessen forderte er uns auf, die Rolle zu finden, die uns ausfüllen sollte, man muss finden, was man liebt. Unsere Arbeit wird einen grossen Teil unseres Lebens ausfüllen, und der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, besteht darin, das zu tun, was wir für grossartige Arbeit halten. Und der einzige Weg, grossartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut, das gibt uns einen Sinn, morgens aufzustehen und, mit den Worten von Warren Buffett (93), «zur Arbeit zu steppen (von Stepptanz)». Eine im Harvard Business Review veröffentlichte Studie kam zum Schluss, dass Menschen das Gefühl haben müssen, dass ihre Arbeit wichtig ist und dass ihre Beiträge helfen, etwas Wichtiges zu erreichen, was auch die Produktivität steigert.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


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#299 – «Alte» im Fachkräftemangel

Engagieren Sie sich kostenlos im Netzwerk «kompetenz60plus.ch»
Immer mehr von uns «Alten» wollen nach der «offiziellen» Pensionierung weiterhin einer Beschäftigung nachgehen um gebraucht zu werden, haben jedoch ausser Gartenarbeiten oder Betreuungsangeboten oft wenig Auswahl. Auf der anderen Seite fehlen in vielen Branchen die Fachkräfte oder es fehlt an Vertrauen in die Fähigkeiten und Erfahrungen von bestehenden Mitarbeitenden. In einigen KMUs ist das mit ein Grund, warum kein Wachstum mehr möglich ist, denn neben den Ressourcen fehlen auch Ideen für mögliche «Befreiungsschläge». Das Netzwerk «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich als Mentoren oder Sparringpartner aktiv, mitunter auch kostenlos, mit KMUs über zukunftsfähige Lösungen austauschen möchten. Schauen Sie sich die Profile an auf unserer Plattform oder registrieren Sie ➔ hier kostenlos Ihre Kompetenzen mit Ihren Wünschen für die Gestaltung der eigenen Zukunft.

Unternehmen finden Unterstützung
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. Wir sind teamfähig bei der Erarbeitung von Strategien und erfolgreich in deren Umsetzung. Unsere Qualifikationen sind strategisches Denken, wir haben das grosse Ganze im Blick und treffen, nach Absprache, die richtigen Entscheide im richtigen Moment. Dabei hilft uns eine langjährige Erfahrung, kombiniert mit Neugierde, Ausdauer und Zuverlässigkeit. Viele von uns verfügen auch über gute Kontakte zu Wissenschaft, Industrie oder Politik. Als Unternehmung finden Sie geeignete Profile unter diesem ➔ Link.

Dionisio de Jesús “Chucho” Valdés (81), Kubanischer Pianist, Bandleader, Komponist. Gewinner Latin Gramy-Awards für bestes Latin Jazz Album: 2004, 2009 und 2019. Konzert Kirche Neumünster Zürich, 30. November 2022

Nutzen wir das bestehende Zeitfenster (window of opportunity)
Christin Severin schrieb in der Rubrik Personal & Bildung, NZZ vom 9. November 2022 unter dem Titel: «Die Altersguillotine fällt später: Über 50-Jährige finden leichter neue Jobs» über die heutige Situation am Schweizer Arbeitsmarkt. Derzeit führen eine tiefe Arbeitslosigkeit und der Fachkräftemangel dazu, dass auch über Fünfzigjährige wieder eine neue Stelle finden. Und trotzdem sinkt unter dem Strich das durchschnittliche Alter beim Austritt aus dem Arbeitsmarkt. Die Generation der Babyboomer (1946 – 1964) scheidet sukzessive aus dem Arbeitsmarkt aus und wird von den geburtenschwächeren Generationen Y (1980 – 1994) und Z (1995 – 2010) nur unzureichend ersetzt. Der Höhepunkt der Pensionierungswelle wird gegen 2030 erwartet. Auch weil uns trotz Digitalisierung die Arbeit nicht ausgehen wird, haben Arbeitnehmende weiterhin gute Karten. In der Sendung «10vor10» im Schweizer Fernsehen vom 28. November 2022, sprach Arthur Honegger darüber wie sich Firmen, vor allem in der Deutschschweiz, aktuell bei den Stellensuchenden über die sozialen Medien, oder Job-Messen, respektive Tage der offenen Tür um die besten Talente bemühen – aus der Notwendigkeit heraus.

Vorurteile gegenüber uns «Alten»
Firmengründer Gerhard Fehr (51) schreibt in seinem FehrAdvice blog vom 7. November 2022 unter dem Titel «Millenials, 68er, Boomer: Das Generationenmärchen widerlegt» über die herrschenden Vorurteile gegenüber uns «Alten». Als gefragter Referent zu Themen wie Verhaltensökonomie, Verhaltensänderung sowie Belohnungs- und Bestrafungssysteme, verstehen er und seine Kolleg:innen ihre Arbeit als Verhaltensdesigner. Sie messen menschliches Verhalten, verstehen menschliches Verhalten und sie verändern menschliches Verhalten. X, Y und Z-Generation, die Baby-Boomer, die 68er und die Millennials – der Phantasie bei der Benennung der Generationen sind keine Grenzen gesetzt. Doch die Forschung ist sich einig: Es gibt kaum Unterschiede bei den Lebenszielen und Wertvorstellungen der verschiedenen Generationen. Darüber hinaus ist diese Kategorisierung nicht nur wissenschaftlicher Nonsens, sondern erhöht erheblich die Risiken für Fehlentscheidungen im Management. Wiederholt stellt auch die Forschung fest, dass das Gehirn im Erwachsenenalter auf die gleiche Weise lernt wie in jungen Jahren. Auch das erwachsene Gehirn schafft unzählige neue Nervenverbindungen, sogenannte «stille Synapsen» die nur darauf warten, durch Lernprozesse aktiviert zu werden. Lesen Sie dazu den Beitrag «Gute Neuigkeiten aus der Hirnforschung» von Eveline Geiser in der NZZ vom 30. November 2022.

Verhandlungsmacht der Jungen
Trotz Vorurteilen (Kosten, Gesundheit oder Wissensdefiziten) gegenüber uns «Alten» gibt es einen Lichtblick, schreibt Christin Severin weiter. Gemäss einer grossen Befragung des Outplacement-Spezialisten Rundstedt, beurteilt eine knappe Mehrheit (51 Prozent) der Schweizer Human-Resources-Manager den zunehmenden Jugendwahn bei der Rekrutierung durchaus kritisch. So glauben 72 Prozent der über 9000 befragten HR-Manager, dass Junge zwar viel mehr fordern, aber dafür nicht mehr leisten als ihre älteren Kolleg:innen. Dass die Jungen ihre Verhandlungsmacht ausnutzten, komme in vielen Unternehmen nicht gut an. Hier sei bei den HR-Managern eine klare Unzufriedenheit zum Ausdruck gekommen, meint der Rundstedt-CEO Pascal Scheiwiller. Dieser Unmut könne durchaus ein grundlegenderes Umdenken zugunsten der Älteren auslösen, die gemeinhin als weniger anstrengend, zuverlässiger und loyaler gälten.

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kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Anfragen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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