Blog, Industrie 4.0

#329 – Die «Alten» verabschieden sich

Zeitbombe Fachkräftemangel
Der Mangel an Spezialisten und Fachkräften sorgt dafür, dass ältere Arbeitnehmende wieder vermehrt gesucht werden, schreibt Michael Ferber im Kommentar der NZZ vom 16. Juni 2023 unter dem Titel: «80 ist das neue 60» – aber es gibt kein Grundrecht auf einen jahrzehntelangen Ruhestand. Die Lebenserwartung bei Geburt in der Schweiz gehört zu den höchsten in der Welt. Im Jahr 2021 lag sie für Frauen bei 85,7 und für Männer bei 81,6 Jahren. Der demografische Wandel spitzt sich zu und zeigt sich in den sozialen Sicherungssystemen, am Arbeitsmarkt sowie in zunehmenden Generationenkonflikten. Mit der Pensionierung der Babyboomer wird der Fachkräftemangel auch in der Schweiz grösser. Die Ökonomen der Grossbank UBS rechnen für den Verlauf des kommenden Jahrzehnts mit einem Mangel an Fachkräften in Höhe von 300 000 bis 500 000 Personen. Gemäss der Adecco-Gruppe und der Universität Zürich sind Ingenieur:innen sowie Fachkräfte in den Bereichen Gesundheit und IT besonders gesucht.

Arbeiten an der Produktivität
Dieser Mangel an Spezialisten und Fachkräften sorgt dafür, dass wir «Alten» wieder vermehrt gesucht werden mit deutlich besseren Chancen, eine Stelle zu finden und zu behalten. Für «Ü50»-Arbeitskräfte hat der demografische Wandel also durchaus auch seine positiven Seiten, auch Quereinsteiger erhalten damit mehr Freiheiten, vorausgesetzt sie bilden sich weiter und bleiben flexibel. Die Entwicklung zwingt Unternehmen, offener und toleranter zu werden. Im Zusammenhang findet sich dieser Leserkommentar: «Es gibt auch kein Grundrecht auf jahrelanges Faulenzen und Herumlungern bis über 30, bis man sich schlüssig geworden ist, welcher Job einem denn die beste Work-Life-Balance bieten könnte. Da ist der Zug eh längst weg.» Angesichts der Diskussionen um künstliche Intelligenz KI, womit unsere Arbeit durch eine fortschrittliche Software, welche Tätigkeiten (im Verhältnis) kostenlos und in gleicher oder besserer Qualität erledigt, überflüssig wird, könnte man sich fragen: weshalb arbeiten wir dann weiter? Doch generative KI wird nicht das Ende der Beschäftigung sein, sondern nur das von «langweiliger Arbeit». Selbst wenn die Arbeit keinen Mehrwert bietet, sehen wir im Weitermachen auch etwas tugendhaftes, etwas moralisches in der Anstrengung. Dabei geht es darum, dass unser Job nicht nur die Quelle unseres Lohns ist, sondern auch die Quelle unserer Identität und ein Weg zur Selbstverwirklichung.

Architekt Frank O. Gehry (94), Gehry Partners LLP, Walt Disney Concert Hall 2003, Los Angeles, California

«Alte» als Bremser der Innovationskraft
Für Michael Ferber stellt sich aber auch die Frage, ob die Produktivität und die Innovationskraft in einer alternden Gesellschaft auf dem bisherigen Niveau erhalten bleiben können. Als besonders produktiv gelten Menschen im Alter von 25 bis 45 Jahren. Zudem gehen Unternehmensgründungen zumeist auf das Konto von Personen im jüngeren bis mittleren Alter. Laut der Fachhochschule Nordwestschweiz ist die durchschnittliche Gründungsperson in der Schweiz männlich und 40,4 Jahre alt. Er verweist auch auf den Generationenkonflikt zwischen jüngeren Menschen und den Babyboomern. Die Jüngeren werfen den Älteren vor, die Umwelt und die Sozialsysteme zu plündern, den Klimawandel zu ignorieren und nicht an kommende Generationen zu denken. Dies äussert sich im Ausdruck «Okay, Boomer», mit dem Jüngere in letzter Zeit häufig auf als veraltet wahrgenommene Aussagen von Babyboomern reagieren.

Der Rückstand gegenüber den USA wird immer grösser
In seiner Analyse zur drohenden Rezession in Europa schreibt Armin Müller im Tages Anzeiger vom 27. Juli 2023, denn auch, wie die alternde Bevölkerung in Europa auf die Produktivität drückt. Neben den negativen Auswirkungen auf die Sozialwerke, verweist er auf die schwindende Kaufkraft und den Lebensstandard der Europäer im Vergleich zu den USA. Das offizielle Mindestalter zum Bezug der staatlichen Rente (SS social security, ähnlich der schweizer AHV) liegt dort für Babyboomer (1943-1954) bei 66 Jahren. Spätestens im Alter von 72 müssen diese dann mit ihren Bezügen aus privaten Pensionsplänen (IRA individual retirement account, ähnlich der schweizer Säule 3a), beginnen. Im Gegensatz zur Schweiz, wo man uns «Alte» gerne auf das biologische Alter reduziert, fokussieren die USA auf den Beitrag aller Menschen an die Wirtschaftsleistung. Wie wir aktuell miterleben, bleiben Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten, Abgeordnete oder Richter:innen bis ins hohe Alter, oft auf Lebzeiten im Amt, solange sie ihre Leistung erbringen.

Festival da Jazz St. Moritz 2023, Dee Dee Bridgewater (73), US-amerikanische Jazzsängerin und Schauspielerin, mit der NYO Jazz Carnegie Hall Bigband, einige der besten jungen Jazzmusiker:innen aus den USA

Die Stärke der EU sind Regulierungen
Armin Müller hält fest, wie die grössten Technologie­unternehmen der Welt, gemessen an deren Marktkapitalisierung, alle US-amerikanisch sind. Unter den Top 20 finden sich nur zwei europäische Unternehmen – der niederländische Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie ASML und der deutsche Softwarekonzern SAP. Von den hundert meistzitierten wissenschaftlichen Arbeiten über künstliche Intelligenz kamen 68 aus den USA und 27 aus China, aber nur eine aus Deutschland. Führend ist die EU in den Zukunftsbranchen höchstens bei der Regulierung. «In den letzten zehn Jahren ist die EU wirtschaftlich, technologisch und militärisch weniger leistungsfähig geworden als Amerika.» befinden Jeremy Shapiro und Jana Puglierin vom Thinktank European Council on Foreign Relations. In der kürzlich publizierten Shanghai-Rangliste der besten Universitäten der Welt finden sich fünf europäische Institute unter den Top 20: die ETH Zürich und vier aus Grossbritannien. Aber keine einzige aus der EU. Unter den Top 50 sind es mit Paris und München gerade mal zwei. Natürlich ist wirtschaftliches Wachstum nicht alles. Aber eine Wirtschaft, die um 2 Prozent wächst, verdoppelt sich in 35 Jahren. Eine Wirtschaft, die um 1 Prozent wächst, wie aktuell die Europäische, braucht dazu 70 Jahre.

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#312 – KI, eine neue Ära beginnt

Generative KI künstliche Intelligenz als Chance für uns «Alte»
Der Verlust von Arbeitsplätzen durch die Fusion von zwei schweizer Grossbanken zeigt uns einmal mehr das Dilemma zwischen technologischem Fortschritt und unserer Abhängigkeit von Lohnarbeit (Recht auf Arbeit). In Extremsituationen ist es wenig hilfreich, über den Sinn solcher Arbeit zu diskutieren. Dennoch bleibt die Tatsache, dass wir auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die Stellung von uns «Alten» in der Arbeitswelt, aktuelle revolutionäre Technologiedemonstrationen, wie die Entwicklung der KI künstlichen Intelligenz, zu sehr ausblenden. Im Blog von Bill Gates (67), GatesNotes online, beschreibt er am 21. März 2023 unter dem Titel «The Age of AI has begun», das Zeitalter der künstlichen Intelligenz hat begonnen, wie er im September letzten Jahres mit GPT (Generative Pre-Trained Transformer) gerade den wichtigsten technologischen Fortschritt seit der grafischen Benutzeroberfläche erlebt hatte. Die Entwicklung der KI sei so grundlegend wie die Entwicklung des Mikroprozessors, des Personal Computers, des Internets und des Mobiltelefons. Diese wird die Art und Weise verändern, wie Menschen arbeiten, lernen, reisen, sich medizinisch versorgen und miteinander kommunizieren, stellt er fest.

Bild: GatesNotes, März 2023

Wettbewerbsvorteile oder kreative Zerstörung
Generative KI künstliche Intelligenz, wie zum Beispiel ChatGPT, hat das Potenzial, nahezu jede Branche zu revolutionieren – sie verspricht sowohl Wettbewerbsvorteile als auch kreative Zerstörung. François Candelon, Abhishek Gupta, Lisa Krayer und Leonid Zhukov von BCG Boston Consulting Group veröffentlichten dazu am 7. März 2023 ihren CEO-Leitfaden zur generativen KI-Revolution. Sie gehen davon aus, dass CEOs oder KMUs die wahrscheinlich weiter von der eigentlichen Technologie entfernt sind, möglicherweise unsicher sind über die nächsten Schritte. Die Priorität für Führungskräfte besteht jedoch nicht darin, vollständig in die Technologie einzutauchen. Stattdessen sollten sie sich darauf konzentrieren, wie sich die generative KI auf ihre Organisation und ihre Branche auswirkt und welche strategischen Entscheidungen es ihnen ermöglichen, Chancen zu nutzen um Herausforderungen zu bewältigen. Dazu fokussieren die Autoren auf drei Hauptbereiche:

🟡 Potenzial: Identifikation der Anwendungsfälle, welche ein Unternehmen differenzieren werden.
🟡 Menschen: Anpassen der Organisationsstrukturen und Vorbereitung von Mitarbeitenden für den Einsatz.
🟡 Richtlinien: Einrichten von ethischen Leitplanken und rechtlichen Schutzmassnahmen.

Jeder dieser Bereiche beinhaltet kurz- und langfristige Überlegungen – und viele unbeantwortete Fragen. Auch KMUs müssen sich auf den Moment vorbereiten, wenn ihre aktuellen Geschäftsmodelle obsolet werden. Im Beitrag machen die Autoren Vorschläge, für eine strategische Vorgehensweise. Kompetente, weise und erfahrene «Alte» im Team mit den «jungen Wilden» agieren bei der Umsetzung idealerweise als Mentoren, Coaches oder Sparringspartner.

Bild: GatesNotes, März 2023

Veränderungen machen Angst
Jede neue Technologie, die so disruptiv ist, wird die Menschen zwangsläufig beunruhigen, und das gilt sicherlich für künstliche Intelligenz. Schwierige Fragen werden aufgeworfen, über die Belegschaft, das Rechtssystem, den Datenschutz oder Vorurteile. KIs machen auch sachliche Fehler und erleben Halluzinationen. Bill Gates schlägt in seinem Beitrag einige Möglichkeiten zur Minderung der Risiken vor und beschreibt seine Definition von KI, welche dazu beitragen wird, Menschen bei der Arbeit zu stärken, Leben zu retten und die Bildung zu verbessern. Technisch bezieht sich in seinem Verständnis der Begriff künstliche Intelligenz auf ein Modell, das erstellt wurde, um ein bestimmtes Problem zu lösen oder einen bestimmten Dienst bereitzustellen. Was Dinge wie ChatGPT antreibt, ist künstliche Intelligenz. Diese lernt, wie man besser chattet, kann aber keine anderen Aufgaben lernen. Im Gegensatz dazu bezieht sich der Begriff allgemeine künstliche Intelligenz auf Software, die in der Lage ist, jede Aufgabe oder jedes Fach zu lernen. AGI (artificial general intelligence) existiert noch nicht – in der Computerbranche findet darüber eine heftige Debatte statt, wie man diese erstellt und ob sie überhaupt erstellt werden kann.

Bild: GatesNotes, März 2023

Der Traum von der allgemeinen künstlichen Intelligenz
Die Entwicklung von KI und AGI war der grosse Traum der Computerindustrie. Jahrzehntelang war die Frage, wann Computer etwas anderes als Berechnungen besser können als Menschen. Jetzt, mit der Ankunft des maschinellen Lernens und grosser Mengen an Rechenleistung, sind ausgefeilte KIs Realität und sie werden sehr schnell besser werden. Gates denkt dabei zurück an die Anfänge der Personal-Computing-Revolution, als die Softwareindustrie noch so klein war, dass die meisten Protagonisten auf dem Podium einer Konferenz Platz fanden. Heute ist es eine globale Industrie. Da sich ein grosser Teil davon jetzt der KI zuwendet, werden die Innovationen viel schneller kommen als das, was wir nach dem Durchbruch der Mikroprozessoren erlebt haben. Egal, ob Text, Datenbank oder Modell – weiterhin unerlässlich sind fachkundige und kompetente Menschen, die den Output kritisch prüfen und korrigieren. Eine erfolgreiche Digitalisierung fordert mehr als zuvor unsere zwischenmenschlichen und kommunikativen Fähigkeiten heraus. Wir «Alten» sind dank unserer Erfahrung und Reife eine grosse Hilfe in den Entwicklersteams, denn solche Programme müssen so einfach werden wie die Bedienung eines Smartphones um Erfolg zu haben.

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#309 – Neue Rollenmodelle für uns «Alte»

25 Jahre Ausruhen – eine bescheuerte Perspektive
Unzählige Programme, Seminare oder Workshops haben zum Ziel, uns «Alte» auf das Leben nach der Pensionierung vorzubereiten. Viele von uns möchten sich im Alter nochmals verändern, einen lange gehegten Wunsch erfüllen und ausserhalb des angestammten Berufs eine neue Herausforderung annehmen. Wenn Menschen auch im Rentenalter beruflich aktiv bleiben und mit ihrer immensen Erfahrung Unternehmen tatkräftig unterstützen geht es auch um Soft Skills wie Agilität und Veränderungsbereitschaft. Mit 65 in den Ruhestand zu treten, findet der Philosoph, Autor und Redner Ludwig Hasler (78) einen Irrsinn. Er ist der Meinung, dass wir «Alten» uns bewegen müssen, uns altruistisch engagieren, im Team mit Jüngeren unsere Erfahrung und Reife einbringen, als Mentoren, Coaches oder Sparringspartner. Dank unserer Seniorität, Weisheit und Gelassenheit, erfüllen wir auch die Funktion des «sozialen Gewissens». Jemand bemerkte: Das Alter ist ein Zeichen von Stärke und dafür, dass wir dem Leben standgehalten haben.

«Alte» in jungen Teams
Hasler nimmt Bezug auf den Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) der meinte: Es spielt überhaupt keine Rolle, über welche Kräfte ein Mensch verfügt, ob er mathematisch begabt, handwerklich geschickt oder ein guter Unterhalter ist. Hauptsache, er hat etwas im Kopf und im Herzen und in der Hand. Und er braucht es, macht es nutzbar, auch für andere. Gelegenheiten gäbe es reichlich. Im Alter schrumpft logischerweise die eigene Zukunft. Es lohnt sich immer weniger, in sie zu investieren. In die Zukunft anderer jedoch umso mehr, Junge fördern, die entwickeln sich dann natürlich grossartig. Der Respekt der Jungen kommt von selbst, wo wir «Alten» Akteure uns aufrichtig für die Zukunft einsetzen. Ein Zusammenspiel von frischem Wissen plus Elan und Erfahrung plus Skepsis ist unschlagbar. Dazu braucht es jedoch auch den Willen von uns «Alten», denn Erfahrung ist kein Automatismus. Es gibt 60-Jährige, die sind frei von Erfahrung. Sie pochen auf ihr Wissen von gestern, fühlen sich bedroht durch Mentalitäten der Jungen. Immerhin hat die Wirtschaft ein vitales Interesse an älteren Mitarbeitenden. Im nächsten Jahrzehnt scheiden 200’000 gestandene Fachkräfte mehr aus dem Arbeitsleben aus, als junge nachrücken. So werden selbst Konzerne gezwungen sein, ältere nicht nur als Kostenstelle zu betrachten. Trotz Digitalisierung, Automatisierung und dem Megatrend künstlicher Intelligenz dürfte die Nachfrage nach Leuten steigen, die mit gesundem Menschenverstand, mit Herz und Hand bei der Sache sind.

KI DALL·E nach Textvorgabe: «ein gemischtes team jung und alt bearbeitet eine Prozessoptimierung»

Flexible Personalplanung contra Loyalität
Corinne Päper, Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today schreibt über die Situation von uns «Alten» unter dem Titel «Gefragt und trotzdem entlassen» in KMU_today vom 1. März 2023. Obschon die Arbeitsmarktchancen von über Fünfzigjährigen besser sind als früher, werden sie trotz aller Diversity- und Inklusion-Versprechen aktuell deutlich häufiger entlassen als Mitarbeitende anderer Altersgruppen. Die Widersprüche zeigen sich nirgends so offensichtlich, wie in der Diskussion über den Fachkräftemangel. «Dass jemand mit Erreichen des Pensionsalters aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet, ist immer weniger der Fall. Viele der Ü65 sind weiterhin erwerbstätig.» sagt Pascal Scheiwiller, CEO des Outplacement-Unternehmens von Rundstedt und Simon Wey. Andererseits gehen Unternehmen bei jüngeren Mitarbeitenden oft davon aus, dass diese länger bleiben und übersehen dabei, dass Jüngere ihre Stelle viel öfter wechseln als früher. Denn Verbindlichkeit und Loyalität verlieren immer mehr an Bedeutung, weil Arbeitgebende heute selbst keine längere Zusammenarbeit garantieren können. Firmen brauchen eine flexible Personalplanung, um der Veränderungsdynamik der Märkte gerecht zu werden, während Arbeitskräfte möglichst grosse persönliche Freiheit wollen.

Botschaft (m)eines grossen Vorbildes
Ich fand kürzlich den folgenden Beitrag, der gut in die Diskussion zur eingangs erwähnten Veränderung passt. Es gibt viele Dinge, worüber wir «Alten» uns Gedanken machen sollten, was in unserem eigenen Leben wirklich wichtig ist. Marcel Schwantes, Inc. Mitherausgeber und Gründer von Leadership from the Core, schrieb in Inc. online, der täglichen Zusammenfassung für Unternehmer und Führungskräfte, am 20. Februar 2023 über die Botschaft, welche Steven (Paul) Jobs (1955-2011) in 2005 an die frischgebackene Klasse von Absolventen der Stanford University mitgab. Beim Mitgründer und langjährigen CEO von Apple Inc. wurde kurz zuvor Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, und ihm wurden noch drei bis sechs Monate zu leben prognostiziert. Die Konfrontation mit seiner eigenen Sterblichkeit hatte ihm vor Augen geführt, wie wichtig es ist, das bestmögliche Leben zu führen, und so vermittelte er die Botschaft: «Ihre Zeit ist begrenzt, also verschwenden Sie sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben.» Seine drei Fragen sind heute, bald 20 Jahren später, so aktuell wie damals, was mich veranlasste diese für uns «Alte» leicht anzupassen:

1. Lebe ich das Leben, das ich möchte, und mache ich die Arbeit, die ich tun möchte?
An die begrenzte Zeit zu denken, die uns «Alten» noch auf dieser Erde bleibt, soll kein Wermutstropfen sein. Im Gegenteil, es befähigt uns, diese kostbare Zeit so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Jobs nannte die Konfrontation mit seiner Endlichkeit «das wichtigste Werkzeug, das mir je begegnet ist, um mir zu helfen, die grossen Entscheidungen im Leben zu treffen». Fast alles, sagte er – unsere Ängste, unser Versagen und unser Stolz – «fallen im Angesicht des Todes weg und lassen nur das übrig, was wirklich wichtig ist.»

2. «Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich dann das tun wollen, was ich heute tun werde?»
Jobs sagte, er habe sich diese Frage jeden Morgen vor dem Spiegel gestellt und «immer wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander nein lautet, weiss ich, dass ich etwas ändern muss.» Doch in dieser Phase seines Lebens und seiner Karriere, war die Antwort ein klares «Ja!», denn er tue das, wozu er leidenschaftlich berufen sei, und er seine Bestimmung auslebe. Wir sollen darauf achten, was auf uns zukommt, während wir unsere Gefühle überprüfen. Wenn man sich selbst treu bleibt, kann es beängstigend sein, zuzugeben, dass man nicht das Leben lebt, das man sich wünscht, aber es ist der einzige Weg, sich auf die Suche nach etwas Neuem zu machen – etwas, das unsere wahre Berufung sein könnte.

3. Tue ich, was ich liebe?
Wie Jobs erklärt, verschwenden wir unser eigenes Leben, wenn wir das Leben eines anderen leben. Stattdessen forderte er uns auf, die Rolle zu finden, die uns ausfüllen sollte, man muss finden, was man liebt. Unsere Arbeit wird einen grossen Teil unseres Lebens ausfüllen, und der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, besteht darin, das zu tun, was wir für grossartige Arbeit halten. Und der einzige Weg, grossartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut, das gibt uns einen Sinn, morgens aufzustehen und, mit den Worten von Warren Buffett (93), «zur Arbeit zu steppen (von Stepptanz)». Eine im Harvard Business Review veröffentlichte Studie kam zum Schluss, dass Menschen das Gefühl haben müssen, dass ihre Arbeit wichtig ist und dass ihre Beiträge helfen, etwas Wichtiges zu erreichen, was auch die Produktivität steigert.

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