Blog, Industrie 4.0

#235 – «Alte» Brückenbauer

«Alt» und Arbeitslos, eine Herausforderung
Ältere Angestellte verlieren in der Krise seltener ihre Stelle als jüngere. Doch eine grosse Herausforderung bleibt. Die jüngsten Zahlen des Kantons Zürich zeigen, es sind eher die jüngeren, und nicht die älteren Mitarbeitenden, die in einer Krise ihre Stelle verlieren. Die Mehrheit der älteren Stellensuchenden findet wieder einen Job, zum Teil sogar einen mit einem höheren Lohn. Diese Fakten haben Verantwortliche des Kantons Zürich am 26. August 2021 an einer Medienkonferenz präsentiert. Siehe dazu den Beitrag von Annick Ramp, NZZ vom 27. August 2021. Doch müssen wir auch bereit sein, mit mehr Demut an die Sache heranzugehen. Denn mit unserem beschränkten Wissen und Können allein, wären wir als Individuen niemals in der Lage, in einem immer komplexer werdenden Umfeld zu bestehen. Vorteile von uns «Alten» sind, zusätzlich zur fachlichen Kompetenz, unsere Charaktereigenschaften. Moralische und ethische Regeln und Gepflogenheiten wie Anstand, Fairness, Wahrhaftigkeit, Rücksichtnahme, Einhaltung von Versprechen und dergleichen, die alle aus Überlieferung, Erziehung, Bildung, Erfahrung und Einsicht erwachsen sind, schaffen Vertrauen, und Vertrauen ist das beste Schmiermittel zum Erfolg.

René François Ghislain Magritte (1898-1967), Son of Man, 1964. Bild: Artists Rights Society, New York.

Die Generation 50+ muss digital fitter werden
«Wir sehen einen erheblichen Anteil älterer Stellensuchender, die keine oder kaum Probleme haben auf dem Stellenmarkt», sagte Edgar Spieler, der Leiter Arbeitsmarkt beim Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit. Doch Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh präzisiert, dass Stellensuchende ab 59 Jahren aufgrund fehlender Fähigkeiten oft Schwierigkeiten haben, den Anschluss nicht zu verpassen. «Die Generation 50+ muss digital fitter werden» sagt sie und fügt auch gleich an, dass dieses Ziel nicht einfach umzusetzen sei. Bei der Generation der 60- bis 64-Jährigen lag die Arbeitslosenquote im Juli 2021 klar höher. Mit dem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Stellenlose bei einem neuen Job weniger verdienen als früher. Bei der Generation 60+ ist dies bei rund 70 Prozent der Fall. Jeder und jede Siebte hat also bei der neuen Anstellung Ende Monat weniger Lohn auf dem Konto. Dies entweder, weil der Lohn tiefer ist, oder weil das Pensum reduziert wurde. Immerhin fast ein Drittel verdient allerdings gleich viel oder sogar mehr am neuen als am früheren Arbeitsplatz.

Pflege des eigenen Netzwerks
Die Chancen auf einen neuen, möglichst gut bezahlten Job hängen ganz wesentlich von der Ausbildung ab. Die Studie hat die Berufsprofile der über 50-jährigen Stellensuchenden mit den ausgeschriebenen Stellen verglichen und dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt. Fast jede fünfte Person über 50 und ohne Arbeit (18 Prozent) ist sehr gering qualifiziert. Nur 15 Prozent der älteren Arbeitslosen sind akademisch qualifiziert, aber 34 Prozent der Stelleninserate verlangen eine solche Ausbildung. Hier ist die Nachfrage nach geeigneten Leuten also gross, Stichwort Fachkräftemangel. Doch auch diese Zahlen sind zurückhaltend zu lesen. Längst nicht alle Stellen werden ausgeschrieben. «Vieles läuft über den verdeckten Arbeitsmarkt», sagte Katharina Degen, Leiterin Arbeitsmarktbeobachtung beim Amt für Wirtschaft und Arbeit. «Umso wichtiger sind das berufliche Netzwerk und die informellen Kontakte.»

Die Fähigkeit den Wandel und das Tempo mitzumachen
Was heisst das nun für ältere Personen mit und ohne Job? Andrea Engeler, die Chefin des Zürcher Amts für Wirtschaft und Arbeit, machte zwei Megatrends aus. Der erste ist ein demografisch-quantitativer: Die Gesellschaft altert weiter, mehr Menschen scheiden aus dem Arbeitsmarkt aus, während die Zahl der Jungen relativ konstant bleibt. Unternehmen werden also vermehrt auf ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen, sofern die Stellen nicht gleich automatisiert oder ins Ausland verlagert werden. Der zweite Trend betrifft die Arbeitnehmenden selbst. «Die Digitalisierung verändert die Anforderungen substanziell und zum Teil existenziell», sagte Engeler. Es gehe aber nicht nur darum, sich diese digitalen Fähigkeiten anzueignen. «Sie müssen auch fähig sein», sagt sie, «den stetigen Wandel und das steigende Tempo mitzumachen.»

Berufsbild «Digitale Brückenbauer» (aus einem Text von Dr. Urs Wiederkehr)
Digitalisierungsprojekte scheitern oft an der Kommunikation oder am Verständnis der Partner, was digital alles möglich wäre. Die Entwicklung digitaler Prozesse erfordert nämlich weit mehr als das blosse Nutzen gängiger Anwendungen, wie beispielsweise den SBB-Fahrplan, Google-StreetView oder einer Standardsoftware aus dem eigenen Fachbereich. Aus meiner Sicht ist diese Aufgabe, wie gemacht für uns «Alte». Die Arbeit entspricht auch physisch unseren Bedürfnissen, lässt sich orts- und zeitunabhängig erledigen und birgt eine hohe Zufriedenheit. Um ihre «Brückenfunktion» ausüben zu können, kennen digitale Brückenbauer beide «Welten»: Verfügen über eine umfassende Erfahrung aus der Praxis und ein breites Wissen beim Einsatz digitaler Technologien. Das Anforderungsprofil beinhaltet deshalb auch Grundkenntnisse in der Programmierung und das Erkennen von Schnittstellen zur Prozessoptimierung. Als Technologieberater treiben sie die Interaktion zwischen Mensch und Maschine vorwärts, bilden sie sich laufend weiter, sind Kundenorientiert und kommunizieren allgemeinverständlich (ohne Anglizismen) in gemischten Teams.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Ideen mit Engagement und auf Augenhöhe in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

Alte und ihre «Regenbogenkarrieren»

Warten auf den «letzten» Tag
(Inspiration: «Ältere Arbeitssuchende: ein Problem mit politischer Sprengkraft»
Nicole Rütti, NZZ vom 23.2.2019)

Einige Unternehmen betrachten ältere Mitarbeitende eher als lästigen Kostenblock denn als loyale Arbeitskräfte mit wertvollen Betriebskenntnissen. Doch Arbeitgebende, die das Potenzial der Älteren nicht zu schätzen wissen, disqualifizieren sich längerfristig selber. Vorurteile über die angebliche Inflexibilität älterer Arbeitnehmenden, über deren mangelnde Lernbereitschaft und fehlende Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem halten sich auch in kleineren Betrieben (KMU) hartnäckig. Die nach Alter gestaffelten Pensionskassenbeiträge, welche die Arbeitsleistung älterer Arbeitskräfte verteuern ist auch nicht das Killerkriterium, wie oft dargestellt. Die Beschäftigungsfähigkeit hängt nämlich nicht in erster Linie vom Alter, sondern vielmehr vom individuellen Lebenslauf, von den beruflichen Fähigkeiten und von persönlichen Kompetenzen ab. Voraussetzung ist auch ein gesundes Betriebsklima, denn eine mangelhafte Unternehmenskultur ist meist schuld am Desinteresse der Mitarbeitenden, diese warten dann (oft jahrelang) auf den «letzten» Tag.

Bild: Christian Beutler / NZZ 23.2.2019

«Regenbogenkarrieren» zeigen den Weg
Als Lösungsansatz bietet sich die vielzitierte «Regenbogenkarriere» an: Der schrittweise Abbau von Anforderungen, Lohn und Führungsverantwortung für ältere Mitarbeitende. Dies erfordert sowohl von Arbeitnehmenden als auch von Arbeitgebenden ein Umdenken. Mehr Flexibilität bei den Löhnen, der Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse sowie der beruflichen Laufbahnen wäre zentral, um ältere Arbeitskräfte verstärkt im Arbeitsmarkt zu halten und deren Potenzial weiterhin zu nutzen. Im Gespräch auf Augenhöhe offenbaren sich auch immer wieder versteckte Fähigkeiten und Interessen, wertvolle Erfahrungen am Ende einer «Karriere» und ohne Angst vor dem Stellenverlust, die ein Unternehmen weiter bringen.

Ins Ungesicherte denken
(Inspiration: «Sind wir noch exzentrisch oder nurmehr Schafe?»
Roman Bucheli, NZZ vom 23.2.2019)

Die Welt braucht dringend mehr originelle Köpfe. Zu viele denken und reden in vorgespurten Bahnen. Die Gegenwart und viele ihrer kleinmütigen Zeitgenossen hätten es wohl nötiger denn je, über die engen Grenzen ihres Denkens hinausgetrieben zu werden. Wir brauchen Menschen, die auf Augenhöhe miteinander sprechen und einander nichts schenken und dabei das Beste aus sich herausholen. Gerade ältere Mitmenschen strahlen in ihrer Unantastbarkeit eine gewisse Gelassenheit aus, eine Narrenfreiheit oder einfach Freiheit. Es sind die Freiheiten, die sich der selbstbestimmte, unabhängige, eigenwillige, kurz: der exzentrische Einzelne, im Denken und Handeln nimmt. Diese Originalität gilt es zu schützen und zu befördern, wenn es denn mit der Welt vorangehen solle.

Kompetente Ältere gesucht
«kompetenz60plus.ch», die Plattform als Sammelbecken kompetenter Senioren welche sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind, war Gegenstand eines doppelseitigen Zeitungsartikels Ende Januar 2019 in der Schweizerischen Gewerbezeitung  und wurde als Videobeitrag (3:43′) «FokusKMU» im Lokalfernsehen diesen Februar gezeigt*.  Das Echo war erstaunlich positiv. Unter den Rückmeldungen war auch die Anfrage eines bekannten Lehrmittelverlags aus Zürich. Netzwerke wie «kompetenz60plus.ch» erschliessen dem Verlag das Wissen und die (Lebens-)Erfahrung von «Alten». Ermöglicht wird eine Art Generationenmanagement (Talente finden, Wissen auffangen, Wissen erhalten). Ein Projekt «von uns. für uns».

Bitte engagieren Sie sich, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: Werner K. Rüegger | Skype: wernerkrueegger

 

  • Die Auswertung der Zuschauerzahlen hat gezeigt, diese Sendung war von allen Sendungen der Schweizerische Gewerbezeitung sgz in den zwei Jahren seit Bestehen des Formats eine der meist gesehenen. Auf TeleZüri war es die drittbeste Sendung für die sgz überhaupt.