Blog, Industrie 4.0

#262 – Ehrgeizige «Alte» im Startup-Team

Entwicklung von Geschäftsideen
Neugierige und gut vernetzte «Alte» unterstützen die Geschäftsleitung von Startups, die oft gefangen ist in der eigenen «Informationsblase». Silodenken und übermässige Geheimnistuerei lassen Firmen in ihrer verklärten Realität verharren, was nicht selten zu Fehleinschätzungen führt. Als ehemalige Unternehmer kennen wir «Alten» solche Situationen aus eigener Erfahrung. Dank neutraler Aussensicht und einem breiten professionellen Verständnis sind wir ideale Partner in der Entwicklung und Schärfung von Geschäftsideen. Im Alter lässt die Hirnleistung nämlich nicht nach, unser Hirn funktioniert einfach anders. Wir können Wissen aus unserem Erfahrungsschatz tendenziell besser abrufen und komplexe Situationen schnell begreifen. Demgegenüber fällt es Jüngeren leichter, Neues zu lernen. Für komplexe Aufgaben lohnt es sich deshalb, «Alte» im Team zu haben. Als Sparringpartner in Jungunternehmen bringen wir Ruhe in die Diskussion, zeigen Alternativen auf und verfügen über die notwendige Ausdauer und Altersweisheit, um Ziele hartnäckig zu verfolgen. Oftmals ist die Ausdauer in Jungunternehmen nicht gross genug, Innovative Projekte werden unterdrückt und aus Bequemlichkeit in die traditionellen Organisationsprozesse hineingepresst. Die Innovationskultur eines Unternehmens muss von oben vorgelebt werden. Vielen Firmen gelingt es nicht, Mitarbeitende hinreichend zu stärken, zu inspirieren und intellektuell zu stimulieren, damit sie sich entfalten und ihre Innovationskraft einbringen können.

Unterschiedliche Charaktere an Bord holen
Alex Ochsner, NZZ vom 14. März 2022, schreibt unter dem Titel «Elon Musk und Jeff Bezos allein können es nicht richten» über Startups, die ihre Entstehung charismatischen, unkonventionellen Persönlichkeiten mit einer grossen Vorstellungskraft verdanken. Dabei erwähnt er die Verhaltensforscherin Linda Hill von der Harvard Business School, welche seit Jahren empirisch untersucht, wie Menschen in innovativen Organisationen zusammenarbeiten. Ihre wichtigste Erkenntnis lautet: «Innovationsfähigkeit hängt nicht an dem einen genialen Menschen im Unternehmen. Innovationen entstehen in der Zusammenarbeit von Menschen». Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten kommen zusammen, diskutieren und hauchen den gemeinsam erarbeiteten Ideen Leben ein – das ist laut Hill das Geheimnis wirklich innovativer Unternehmen. Für Bankmanagerin und Fintech-Pionierin Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg braucht es zum Erfolg Leute, die über den Tellerrand hinausschauen, auf andere Länder und Branchen. Um die Firmenkultur vermehrt auf Innovation auszurichten, hat die Bank externe Referenten eingeladen, in Mitarbeiterausbildung investiert, Coachs und Organisationsbegleiter ins Haus geholt sowie Hierarchien abgeschafft. Innovativen Unternehmen gelingt es, sich von innen heraus zu erneuern und agil zu werden. Sie lassen neues Denken jenseits hierarchischer Strukturen zu, binden Kunden aktiv in den Entwicklungsprozess ein und schaffen es, dass Mitarbeitende unterschiedlicher Abteilungen an einem Thema zusammenarbeiten.

Sprengung. Bild: Giulio Casti, Italien, Sony World Photography Awards 2022, Daily Mail, 15. März 2022

Innovation ist lernbar
Manchmal ist es auch besser, wenn ein Startup aufgibt und sich Neuem zuwendet, denn nicht alle sind innovativ. Doch Innovation sei lernbar meint Elon Musk, der wohl kreativste Unternehmer der Gegenwart. Es braucht sowohl die geniale Gründerpersönlichkeit als auch die Fähigkeit, im Team zusammenzuarbeiten und zu streiten. Für Musk gilt es hierbei drei Fragen zu beantworten. Erstens: «Haben Sie es versucht? Falls ja, dann strengen Sie sich mehr an.» Zweitens: «Wie können Sie eine Dienstleistung oder ein Produkt besser machen? Holen Sie negatives Feedback von allen Seiten ein, von Kunden und Nichtkunden.» Dritte Frage: «Verbringen Sie zu viel Zeit in Sitzungszimmern? Dann sind Sie auf der falschen Fährte.» Der Gründer von rund einem Dutzend Unternehmen – darunter Paypal, Tesla und SpaceX – ist kein Freund von Sitzungen. Er befindet sich lieber in einer seiner Fabriken und übernachtet zur Not auch einmal dort, wenn es an allen Ecken und Enden brennt. Für uns «Alte» gilt noch: «Learning by Doing» (Lernen durch Handeln) oder «Leading by Example» (mit gutem Beispiel vorangehen) und «Trial and Error» (Versuch und Irrtum), dabei nehmen wir bewusst auch die Möglichkeit von Fehlschlägen in Kauf. In der Umgangssprache bezeichnet man diese Vorgehensweise als «Ausprobieren», eine heuristische Methode, um Probleme zu lösen. Erfolgreiche Unternehmen erfinden sich neu, indem sie neugierig bleiben, immer wieder aktiv externe Perspektiven einnehmen und nicht in Regelwerken versinken.

Wenig ambitionierte Jungfirmen
Oliver Gassmann bezeichnet, im Interview mit Nicole Rüti, NZZ vom 14. März 2022, viele Jungfirmen in der Schweiz als «Walking Zombies». Er stellt fest, wie Schweizer Startups zu wenig ambitioniert seien. Die Schweiz gilt zwar als Innovationsweltmeisterin, doch es gibt zu viele Startups, die zu lange überleben. Sie sind zu gut, um zu sterben, aber nicht ehrgeizig genug, um wirklich stark zu wachsen. Sie tragen damit zu wenig zur Wertschöpfung unserer Volkswirtschaft bei. Es braucht mehr Unternehmen, die nicht nur im Erfinden und Patentieren gut sind, sondern auch im Skalieren ihrer Geschäftsidee. Gerade mittelständische Familienunternehmen schaffen es oft nicht, weil sie zu stark an ihrer Tradition festhalten. Es ist schwierig, das aufzugeben, was die Grosseltern und die Eltern aufgebaut haben, um auf attraktivere Geschäftsgebiete vorzustossen. Oftmals ist deshalb ein Bruch mit der Tradition angezeigt, um das Fortbestehen des Unternehmens nicht zu gefährden. Denn viele bahnbrechenden Technologiesprünge, wie die Entwicklung von der Schreibmaschine zur Textverarbeitung am Computer oder vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität, sind von den Branchenführern verpasst worden – sei es aus Selbstzufriedenheit und Überschätzung des eigenen Erfolgs oder aus Angst vor der Kannibalisierung durch neue Geschäftsmodelle. Doch innovative Unternehmen sind bereit, dieses Risiko einzugehen und alte Strukturen aufzubrechen oder ganz zu zerstören – nicht zuletzt, um nicht selbst kannibalisiert zu werden, schreibt Alex Ochsner.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. Suchen Sie einen Mentor, eine Mentorin oder Coach, «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

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#194 – Austausch zwischen den Generationen

Die Wirtschaft braucht Erfahrung
Wir Senioren werden in der Schweizer Politik und in «Expertengremien» (trotz deren beträchtlichem Anteil alter weisser Männer) erneut stigmatisiert. Obwohl wir «Alten» uns durchaus jung fühlen, voller Temperament und ausgerüstet mit lebenslanger Erfahrung sind, zählt dort nur unser biologisches Alter (65+) als potenzielle Gefahr für das Gesundheitswesen. Seniorenorganisationen, wie zum Beispiel die staatlich geförderte Pro Senectute, gehen dabei seit Monaten auf Tauchstation und sind In der 70-köpfigen (!) «Task-Force» des Bundes nirgends zu finden. Die täglichen und grösstenteils widersprüchlichen Meldungen zur weltweiten Corona-Pandemie lassen uns beinahe vergessen, dass die Gesamtwirtschaft mehr oder weniger normal weiterläuft. Natürlich gibt es einige Verlierer in der gegenwärtigen Situation, doch die gibt es auch unter normalen Umständen immer wieder.

Julian Schnabel «Look to the Future» 2020, für die NZZ 22. 9. 2020, Bild: ProLitteris, Zürich

Auf die richtigen Partner setzen
Private Initiativen wie das Netzwerk «kompetenz60plus.ch» oder die Stellen-Plattform «seniors@work.ch» ermöglichen uns «Alten», unsere Kompetenzen für KMU’s sichtbar zu machen. Dabei gilt für uns besonders, eigenverantwortlich und professionell zu handeln. Kontaktanfragen von Firmen sind umgehend als kurze Rückmeldung zu beantworten, denn meist entstehen solche Angebote aus einer gewissen Dringlichkeit. Dass die Erfahrung von uns «Alten» erstaunlich hoch eingeschätzt wird zeigt sich immer wieder. So erreichte mich kürzlich eine Mailanfrage zur Beratung des Gründers einer Online-Plattform für Dienstleistungsaufträge im Segment «Handwerk» für Umbauen und Renovieren. Dem Team fehle es an Know-how aus der Bau- Ingenieur- und Architekturbranche zur Bearbeitung von alltäglichen Fragen privater Bauherrschaften. Dabei gehe es auch um die Entwicklung einer Strategie für Kunden, die zur Verwirklichung ihrer Projekte keine Architektur- oder Ingenieurleistungen wünschen.

Bereit für neue Erkenntnisse
Als gestandener Architekt mit internationaler Erfahrung verstehe ich natürlich auch die Gründe von Laien, die sich gegen die fachlich ausgewiesene Hilfe meiner Zunft entscheiden. Kosten- und Terminüberschreitungen, mangelnde Kommunikation oder fehlendes Verständnis sind Faktoren die solche Vorurteile am Leben erhalten. Ich entschied mich, auf das Angebot einzugehen und die Jungunternehmer zu treffen. Zum gegenseitigen Kennenlernen einigten wir uns auf eine persönliche Begegnung zu dritt, unter Einhaltung der Hygienevorschriften, Maskentragen und Sicherheitsabstand. Am grossen Konferenztisch entstand die Grundlage mit Themengebieten für das weitere Vorgehen und in der Folge die Unterzeichnung einer Vereinbarung für meine Beratungsleistungen auf Stundenbasis. Anfangs Januar 2021 wollen wir die angesprochenen Gebiete mittels digitaler Konferenzschaltung einzeln angehen. Die Führung und das technische Wissen liegen beim Startup, meine Aufgabe beschränkt sich auf das Einbringen meiner Erfahrung mit Architektur, Ingenieurwesen, Bau, Materialkenntnis und Nachhaltigkeit.

Bleiben wir trotz Covid-19 produktiv und professionell
Jammern bringt nichts, hadern ebenso wenig. Stattdessen können wir uns fragen, wie uns die Corona-Situation als Menschen reifen lässt, schreibt Rolf Dobelli (54), Gründer der Wissensgemeinschaft «world.minds» und Schriftsteller, im NZZ Feuilleton vom 7. November 2020. Verbannt im «Lockdown light», tun wir gut daran, uns mit den mentalen Werkzeugen vertraut zu machen, dank denen Seneca unter weit härteren Bedingungen bei geistiger Gesundheit blieb. Seneca war Stoiker, ein Anhänger jener praktischen Philosophie, deren Ziel die Erlangung von «ataraxia» ist, einem Zustand, den man am besten mit «Seelenruhe», «Gleichmut» oder «innerer Stabilität» übersetzt – oder, moderner, mit der Absenz von «toxischen Emotionen». Heute feiert der Stoizismus ein vorsichtiges Revival in undefinierten Kreisen in Europa, an der Ostküste der USA und im Silicon Valley. Das Coronavirus, dieses winzige Paket aus RNA und Eiweissen, kümmert sich einen Dreck um unsere Meinungen und Gefühle. Wir können das Virus nicht wegwünschen. Es ist komplett unnütz, ja geradezu idiotisch, sich um Dinge zu sorgen, die ausserhalb unserer Kontrolle liegen – und das sind die allermeisten Dinge. Also: Tun wir, was wir können (Masken, Social Distancing, Home-Office), ignorieren wir den unkontrollierbaren Rest, und geben wir uns Mühe, innerhalb unseres kleinen Einflussbereichs trotz Covid-19 produktiv und professionell zu bleiben. Frühere Generationen haben weit schlimmere Pandemien überstanden, dagegen sind diese paar Monate Covid-19 ein Klacks.

Kompetente «Alte» stellen ihre Erfahrung zur Verfügung
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Wir «Alten», Frauen und Männer, im Team auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen unsere Erfahrung mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger