Blog, Industrie 4.0

#285 – Intergeneration, Projekt mit Zukunft

Eröffnung Generationenforum Zürich
Über 50 Gäste trafen sich letzten Samstag zur Eröffnungsveranstaltung «Generationenforum Zürich» im Kulturpark Zürich West. Durch das Nachmittagsprogramm mit musikalischen Einlagen begleitete Kaspar Hitz, Co-Geschäftsführer. Im humorvollen Dialog sprachen Samantha Zaugg (28), Journalistin / Kunststudentin und Ludwig Hasler (78), Philosoph / Publizist, über gesellschaftlich relevante Themen aus ihrem öffentlichen Briefwechsel. Stichwörter: «Alte» Klugscheisser, Hinhören, Hinterfragen, Austausch auf Augenhöhe ohne Anbiederung, Humor, der Wert von Arbeit («Alte» – zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen, «Junge» – Arbeit und Vergnügen nicht getrennt).

Intergenerationenprojekt
Viele gesellschaftliche Herausforderungen können nicht ohne ein generationenübergreifendes Miteinander gelöst werden. Das Forum soll gemäss der Gründungsgruppe eine veränderte Kultur der Wahrnehmung von Altersbildern, einen Mentalitätswandel des Generationenverständnisses in der Gesellschaft und ein selbstbestimmtes, sinnstiftendes und suffizientes Einbringen der «Alten» und «Jungen» als aktiver Beitrag zu einem besseren Generationen-Miteinander fördern. Künftig sollen deshalb Lösungen für gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen mit Partnerinnen und Partnern aus Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft als Eigenproduktion entwickelt und gefördert werden. Wir dürfen gespannt sein.

Niki de Saint Phalle (1930 – 2002), aus der Serie der Nanas – Der Schutzengel 1997, im HB Zürich

Generationenmanagement: Unterschätzte Kräfte
In der September 2022 Ausgabe von Harvard Business Manager mit dem Titel «Junge Säcke, alte Hüpfer», schreibt Susan Wilner Golden, Direktorin der «dciX impact initiatives» am Stanford Distinguished Careers Institute und Dozentin an der Stanford Graduate School of Business, wie ältere Arbeitnehmende enorm viel Erfahrung ins Unternehmen einbringen und wo es sich lohnt, Vorurteile abzubauen. Teams, in denen Jüngere und Ältere zusammenarbeiten, liefern bessere Ergebnisse. Denn ein guter Altersmix sorgt für mehr Qualität, Kreativität und Innovation. Tatsache ist, dass die Weltbevölkerung deutlich altert und mit ihr die Belegschaften der Unternehmen. In den USA werden in zwei Jahren fast 25 Prozent der Arbeitskräfte 55 Jahre und älter sein. Wenn da nicht die Vorurteile wären, wonach wir «Alten» vielfach als unflexibel gelten, im Verdacht stehen, sich Neuerungen zu verweigern, und die Unternehmen angeblich mehr Geld als jüngere Mitarbeiter kosten. Dem gegenüber belegen Studien und die Praxis eindrücklich, dass ältere Arbeitnehmende durch ihre Kompetenz und ihr Engagement dazu beitragen, die Kosten für ihre Arbeitgebenden zu senken – sofern sie die entsprechenden Aufgaben bekommen.

Länger leben und arbeiten ist kein Problem, sondern eine Chance.
Wir «Alten» sind weder Bremser noch mental aus der Zeit gefallen. Der ältere Teil der Erwerbsbevölkerung setzt sich sehr vielfältig zusammen. Die Frauen und Männer dieser Altersgruppe haben unterschiedliche familiäre wie ethnische Hintergründe, Erfahrungen und Ziele. Die Lebensspanne, in der die meisten Menschen gesund bleiben und ohne Pflege auskommen, wird länger. Deshalb werden viele von uns auch nach dem offiziellen Rentenalter noch lange arbeiten können und es wahrscheinlich auch wollen. Einige werden sich freiwillig dafür entscheiden, bis ins hohe Alter zu arbeiten. Etliche werden weiterarbeiten müssen, weil sie in jungen Jahren nicht ausreichend Geld verdienen und sparen konnten, um im Alter ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Hartnäckige Mythen und Stereotype sowie offene Altersdiskriminierung prägen jedoch die Art und Weise, wie wir über ältere Arbeitnehmende denken und sprechen, stellt Susan Wilner Golden fest. Das muss sich ändern. Unternehmen müssen Infrastruktur und Systeme entsprechend gestalten, um diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen und von ihrer Erfahrung, ihren Kompetenzen und ihrer Energie profitieren zu können.

Unternehmen müssen weg von der Altersdiskriminierung
Der Mythos, wonach sich Ältere schwer tun mit Technologie und dem Erlernen neuer Fähigkeiten, ist ein altersfeindliches Klischee. Die Zeit mit Zoom & Co. während der Pandemie, hat zu einem sprunghaften Anstieg beim Erwerb digitaler Fähigkeiten geführt und wir «Alten» nutzen moderne Technik genauso wie unsere jüngeren Kolleg:innen. Unternehmen sollten aufhören, sich darauf zu fokussieren, was ältere Arbeitnehmende nicht wissen oder können. Stattdessen sollten sie überlegen, welche Weiterbildungen und Schulungen sie anbieten können, um die Wünsche ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Lernen und Mitwirkung zu erfüllen. Schliesslich beherrschen nun alle Arbeitnehmenden gleichermassen jene technischen Neuerungen, die in der modernen Arbeitswelt gefragt sind. Unternehmen müssen weg von Altersdiskriminierung, hin zur Wertschätzung ihrer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrer Lebenserfahrung und ihrer Weisheit einen grossen Mehrwert bringen, meint Wilner Golden.

«Alte» steigern die Innovationsfähigkeit
Den hohen Wert älterer Mitarbeiter belegen Untersuchungen der Unternehmensberatung Mercer, die zeigen, dass wir «Alten» nicht nur mehr emotionale Intelligenz mitbringen, sondern auch die Innovationsfähigkeit von Unternehmen steigern. Dienstleistungen und Produkte, die sich an ältere Menschen richten, sind der am schnellsten wachsende Markt der Welt. In praktisch jeder Branche brauchen Unternehmen eine Strategie, um ältere Kunden anzusprechen. Es liegt auf der Hand, dass wir «Alten» bei der Konzeption und Entwicklung entsprechender Produkte und Dienstleistungen, sowie deren Markteinführung eine entscheidende Rolle spielen. Die Zielgruppe der älteren Kund:innen wünschen sich nämlich ebenso modische Produkte zu erschwinglichen Preisen, anstelle der eher unauffälligen, stabilen, teuren und langweiligen Ausführungen (gedacht für uns «Alte»).

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

#262 – Ehrgeizige «Alte» im Startup-Team

Entwicklung von Geschäftsideen
Neugierige und gut vernetzte «Alte» unterstützen die Geschäftsleitung von Startups, die oft gefangen ist in der eigenen «Informationsblase». Silodenken und übermässige Geheimnistuerei lassen Firmen in ihrer verklärten Realität verharren, was nicht selten zu Fehleinschätzungen führt. Als ehemalige Unternehmer kennen wir «Alten» solche Situationen aus eigener Erfahrung. Dank neutraler Aussensicht und einem breiten professionellen Verständnis sind wir ideale Partner in der Entwicklung und Schärfung von Geschäftsideen. Im Alter lässt die Hirnleistung nämlich nicht nach, unser Hirn funktioniert einfach anders. Wir können Wissen aus unserem Erfahrungsschatz tendenziell besser abrufen und komplexe Situationen schnell begreifen. Demgegenüber fällt es Jüngeren leichter, Neues zu lernen. Für komplexe Aufgaben lohnt es sich deshalb, «Alte» im Team zu haben. Als Sparringpartner in Jungunternehmen bringen wir Ruhe in die Diskussion, zeigen Alternativen auf und verfügen über die notwendige Ausdauer und Altersweisheit, um Ziele hartnäckig zu verfolgen. Oftmals ist die Ausdauer in Jungunternehmen nicht gross genug, Innovative Projekte werden unterdrückt und aus Bequemlichkeit in die traditionellen Organisationsprozesse hineingepresst. Die Innovationskultur eines Unternehmens muss von oben vorgelebt werden. Vielen Firmen gelingt es nicht, Mitarbeitende hinreichend zu stärken, zu inspirieren und intellektuell zu stimulieren, damit sie sich entfalten und ihre Innovationskraft einbringen können.

Unterschiedliche Charaktere an Bord holen
Alex Ochsner, NZZ vom 14. März 2022, schreibt unter dem Titel «Elon Musk und Jeff Bezos allein können es nicht richten» über Startups, die ihre Entstehung charismatischen, unkonventionellen Persönlichkeiten mit einer grossen Vorstellungskraft verdanken. Dabei erwähnt er die Verhaltensforscherin Linda Hill von der Harvard Business School, welche seit Jahren empirisch untersucht, wie Menschen in innovativen Organisationen zusammenarbeiten. Ihre wichtigste Erkenntnis lautet: «Innovationsfähigkeit hängt nicht an dem einen genialen Menschen im Unternehmen. Innovationen entstehen in der Zusammenarbeit von Menschen». Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten kommen zusammen, diskutieren und hauchen den gemeinsam erarbeiteten Ideen Leben ein – das ist laut Hill das Geheimnis wirklich innovativer Unternehmen. Für Bankmanagerin und Fintech-Pionierin Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg braucht es zum Erfolg Leute, die über den Tellerrand hinausschauen, auf andere Länder und Branchen. Um die Firmenkultur vermehrt auf Innovation auszurichten, hat die Bank externe Referenten eingeladen, in Mitarbeiterausbildung investiert, Coachs und Organisationsbegleiter ins Haus geholt sowie Hierarchien abgeschafft. Innovativen Unternehmen gelingt es, sich von innen heraus zu erneuern und agil zu werden. Sie lassen neues Denken jenseits hierarchischer Strukturen zu, binden Kunden aktiv in den Entwicklungsprozess ein und schaffen es, dass Mitarbeitende unterschiedlicher Abteilungen an einem Thema zusammenarbeiten.

Sprengung. Bild: Giulio Casti, Italien, Sony World Photography Awards 2022, Daily Mail, 15. März 2022

Innovation ist lernbar
Manchmal ist es auch besser, wenn ein Startup aufgibt und sich Neuem zuwendet, denn nicht alle sind innovativ. Doch Innovation sei lernbar meint Elon Musk, der wohl kreativste Unternehmer der Gegenwart. Es braucht sowohl die geniale Gründerpersönlichkeit als auch die Fähigkeit, im Team zusammenzuarbeiten und zu streiten. Für Musk gilt es hierbei drei Fragen zu beantworten. Erstens: «Haben Sie es versucht? Falls ja, dann strengen Sie sich mehr an.» Zweitens: «Wie können Sie eine Dienstleistung oder ein Produkt besser machen? Holen Sie negatives Feedback von allen Seiten ein, von Kunden und Nichtkunden.» Dritte Frage: «Verbringen Sie zu viel Zeit in Sitzungszimmern? Dann sind Sie auf der falschen Fährte.» Der Gründer von rund einem Dutzend Unternehmen – darunter Paypal, Tesla und SpaceX – ist kein Freund von Sitzungen. Er befindet sich lieber in einer seiner Fabriken und übernachtet zur Not auch einmal dort, wenn es an allen Ecken und Enden brennt. Für uns «Alte» gilt noch: «Learning by Doing» (Lernen durch Handeln) oder «Leading by Example» (mit gutem Beispiel vorangehen) und «Trial and Error» (Versuch und Irrtum), dabei nehmen wir bewusst auch die Möglichkeit von Fehlschlägen in Kauf. In der Umgangssprache bezeichnet man diese Vorgehensweise als «Ausprobieren», eine heuristische Methode, um Probleme zu lösen. Erfolgreiche Unternehmen erfinden sich neu, indem sie neugierig bleiben, immer wieder aktiv externe Perspektiven einnehmen und nicht in Regelwerken versinken.

Wenig ambitionierte Jungfirmen
Oliver Gassmann bezeichnet, im Interview mit Nicole Rüti, NZZ vom 14. März 2022, viele Jungfirmen in der Schweiz als «Walking Zombies». Er stellt fest, wie Schweizer Startups zu wenig ambitioniert seien. Die Schweiz gilt zwar als Innovationsweltmeisterin, doch es gibt zu viele Startups, die zu lange überleben. Sie sind zu gut, um zu sterben, aber nicht ehrgeizig genug, um wirklich stark zu wachsen. Sie tragen damit zu wenig zur Wertschöpfung unserer Volkswirtschaft bei. Es braucht mehr Unternehmen, die nicht nur im Erfinden und Patentieren gut sind, sondern auch im Skalieren ihrer Geschäftsidee. Gerade mittelständische Familienunternehmen schaffen es oft nicht, weil sie zu stark an ihrer Tradition festhalten. Es ist schwierig, das aufzugeben, was die Grosseltern und die Eltern aufgebaut haben, um auf attraktivere Geschäftsgebiete vorzustossen. Oftmals ist deshalb ein Bruch mit der Tradition angezeigt, um das Fortbestehen des Unternehmens nicht zu gefährden. Denn viele bahnbrechenden Technologiesprünge, wie die Entwicklung von der Schreibmaschine zur Textverarbeitung am Computer oder vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität, sind von den Branchenführern verpasst worden – sei es aus Selbstzufriedenheit und Überschätzung des eigenen Erfolgs oder aus Angst vor der Kannibalisierung durch neue Geschäftsmodelle. Doch innovative Unternehmen sind bereit, dieses Risiko einzugehen und alte Strukturen aufzubrechen oder ganz zu zerstören – nicht zuletzt, um nicht selbst kannibalisiert zu werden, schreibt Alex Ochsner.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. Suchen Sie einen Mentor, eine Mentorin oder Coach, «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger