Blog, Industrie 4.0

#257 – Die DNA einer Firma

Weitergabe an die nächste Generation
In der Schweizerischen Gewerbezeitung vom 21. Januar 2022 schreibt Patrick Koller über ein aktuelles Thema: Die Nachfolge in KMU. Für die unzähligen KMU-Betriebe in der Schweiz, die von Persönlichkeiten aus der Babyboomer-Generation geführt sind, steht in den nächsten Jahren die Frage nach einer Nachfolgelösung im Raum. Heerscharen von «Berater:innen» bewerten den «inneren Wert» von Firmen, meist nach Checklisten und Tabellen. Dabei präsentieren sich die Rahmenbedingungen oft sehr unterschiedlich: Viele der KMU sind seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten erfolgreich unterwegs. Neben guten Ertragszahlen verfügen sie darum auch über beträchtliche Substanzwerte: Die Betriebsliegenschaften sind abbezahlt, es bestehen Cash-Reserven und vielleicht auch umfassende Lagerpositionen, was zwangsläufig zu einer stattlichen Unternehmensbewertung und entsprechend hohen Vorstellungen beim Verkaufspreis führt. Damit entsteht vielfach ein Konflikt mit der finanziellen Situation der potenziellen Käuferschaft. Diese ist oft jung, ihre Möglichkeiten zum Aufbau von Eigenkapital sind zwangsläufig limitiert. Für uns «Alte» ist der Unternehmenswert auch eine hoch emotionale Angelegenheit, wir verkennen den wahren Wert der Firma und tendieren deshalb nicht selten zu übertrieben Preisvorstellungen.

Elemente eines Quantencomputers zur Kühlung der Chips mit Quantenbits. Bild: NZZ, Graham Carlo

Das wirkliche «Vermögen» einer Firma sind ihre Mitarbeitenden
Die Wunschlösung in vielen Familienunternehmen ist die interne Weitergabe an die nächste Generation. Allerdings steigen Kinder nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit ins elterliche Geschäft ein wie früher. Gründe sind mitunter komplizierte gewachsene (auch personelle) Strukturen, mangelnder Wille zur Veränderung, schwierige bauliche Situationen oder schlicht der falsche Standort. Die «Patrons» und langjährige, meist ältere Mitarbeitende, verfügen über ein wichtiges Netzwerk an Kontakten, das für den Erfolg der Firma massgebend war. Im Rahmen einer bevorstehenden Nachfolgelösung besteht die Gefahr, dass diese Schlüsselpersonen nicht mehr zur Verfügung stehen. Einige machen sich selbstständig um lange gehegte Pläne zu verwirklichen und nehmen «ihre» Kunden gleich mit. Diese Dynamik muss im Laufe der Verhandlungen thematisiert werden um zeitgemässe Strukturanpassungen vorzunehmen. Gerade die Corona-Pandemie zeigt, wie wir Menschen auf unsere Umgebung reagieren. Wenn Unternehmen sich nicht an die veränderten Erwartungen anpassen, werden sie Mitarbeitende verlieren, sagt der Architekt Stefan Camenzind im Interview mit Michael Schilliger, NZZ vom 11. Februar 2022. Die Ausgliederung von Teams mit verschiedenen Aufgaben, welche in ad-hock Situationen freier Denken können, muss beispielsweise möglich sein. Die Arbeitsumgebung soll deshalb den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen. Solche Überlegungen müssen Bestandteil der Diskussion um die Nachfolge sein.

Talente fördern, am Beispiel der Google-Büros
Das Büro wurde traditionell dazu benutzt, um die Menschen zu kontrollieren, auch ihre Gedanken zu kontrollieren. «Patrons» und Management müssen deshalb ihren Führungsstil ändern, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Wer von zuhause arbeitet, darf nicht vom Geschäft abgehängt werden und damit seine Karriere gefährden. Stefan Camenzind hat vor vierzehn Jahren für Google in Zürich das erste grosse Büro entworfen, welches sofort zu einer Art Ikone der Büroarchitektur wurde. Ausgerechnet die Konzerne, die eigentlich mit ihren Werkzeugen das Büro überflüssig machen, haben verstanden, was ein guter Arbeitsort ist, um Talente anzulocken. Es ist der Ort, um den herum das Unternehmen und seine Kultur erst entsteht. Ohne physisches Büro keine gemeinsame Vision, keine gemeinsamen Ziele und Werte. Wenn die Mitarbeitenden die Unternehmenswerte teilen, bleiben sie auch länger. Mit dem Home-Office wurde diese Philosophie erweitert, es gibt Freiheit, man kann den Tag flexibler gestalten, der Arbeitsweg fällt weg und es erlaubt konzentriertes arbeiten. Die Effizienz hat sich im Laufe der Corona-Pandemie gesteigert, weil Mitarbeitende besser mit den digitalen Tools zurechtkamen. Die Rolle des Büros beschränkt sich vermehrt auf die soziale Komponente, das Team, Pflege der Firmenkultur, der persönliche Austausch beim Kaffee. Ideen entstehen meist zufällig im Gespräch.

Attraktiver (Firmen-)Standort und bauliche Situation
Zu beachten sind auch Überlegungen zum Standort und der Konfiguration eines Gebäudes. Der Standort ist für die Mitarbeitenden fast der wichtigste Faktor, der über die Qualität eines Büros entscheidet, stellt Camenzind fest. Der Mensch bewegt sich lieber horizontal und kommuniziert mit den unmittelbaren Nachbarn. Mitarbeitende, die auf einem anderen Stock arbeiten, kennen sich viel weniger. Bis zur Pandemie musste man ins Büro, um seine Arbeit zu erledigen. Jetzt, mit dem Home-Office, ist das eigentlich nicht mehr nötig. Die Infrastruktur besteht jetzt zu Hause. Die Unternehmen sitzen damit auf Infrastrukturen, die theoretisch nicht mehr benutzt werden und müssen sich überlegen, wie sie für ihre Mitarbeitenden weiterhin attraktiv sein können. Interne «Trampelpfade» mit Löchern für Treppenverbindungen (oder eine Rutschbahn wie bei Google) erleichtern die Kommunikation über zwei bis maximal drei Stockwerke und sind Identitätsstiftend. Kleine Kaffeeküchen (mit Gratiskaffee, keine Chips!), nicht im Zentrum, sondern an Orten wo die Leute sich bewegen und auf dem Weg dorthin an anderen Mitarbeitenden vorbeimüssen. Die Arbeitsumgebung steht plötzlich in direkter Konkurrenz zu den Annehmlichkeiten in den eigenen vier Wänden.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
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Industrie 4.0

Der Wandel betrifft nicht nur Äusserlichkeiten.

Im Kommentar von Dominik Feldges, NZZ 10.8.2019, «Weg mit den Alleinherrschern in den Chefetagen» schreibt er von Managern, die alles unter eigener Kontrolle haben wollen. Diese sind bei Unternehmen zunehmend unerwünscht. Im Beitrag bezieht er sich zwar auf Grosskonzerne wie Novartis, ähnliches zeigt sich jedoch auch in KMU und sogar in Kleinstbetrieben, oft bezogen auf Nachfolgelösungen. Für die «Patrons» alter Schule wird es eng.

Der Wandel betrifft nicht nur Äusserlichkeiten.
Wer nach wie vor bei jeder Gelegenheit Anzug und Krawatte trägt wirkt antiquiert in einer Gesellschaft, die sich zunehmend um Konventionen foutiert. So erstaunt es nicht, dass der Schlips selbst bei wichtigen Zusammenkünften mittlerweile fast tabu ist. Doch der Wandel betrifft nicht nur Äusserlichkeiten. Man will an der Spitze keinen alles entscheidenden Manager mehr haben. Vom obersten Chef wird vielmehr erwartet, dass er (immer noch mehrheitlich ein Mann) Verantwortlichkeiten stark ins Team überträgt. Dieses soll so befähigt werden, flexibler zu agieren. In einer Welt, die sich besonders im Zuge der Digitalisierung immer schneller verändert. Immer öfter werden die Verantwortlichen im Hintergrund öffentlich vorgestellt: «Seht her, wir sind ein Team, ich entscheide nicht allein», lautete die Botschaft.

Sechseläutenplatz Zürich, Steetparade 10. August 2019,

Neue Geschäftsmodelle sind gefragt
Die Schweiz lobt sich gerne als digitalisiertes Land. Technisch gesehen mag das stimmen, bei den digitalen Geschäftsmodellen herrscht oft Ratlosigkeit. Das Land hat bisher fast keine «Digital Leaders» (Führungskräfte) hervorgebracht. Firmen digitalisieren das Kerngeschäft anstatt Neues zu erfinden. Es nützt nichts, einen Ablauf digital zu optimieren. Man muss alle Prozesse und die ganze Organisation neu denken. Man hat bis heute zu viel über Software und Technologie nachgedacht und zu wenig über die Interaktion mit der Produktion und die internen Prozesse und Arbeitsweisen. Unternehmen die weiterhin beim Management am klassischen Silodenken, den starren Hierarchien festhalten, werden ins Hintertreffen geraten. Digitale Arbeitsweisen machen das traditionelle Management mehr und mehr irrelevant oder sogar obsolet. «Agilität» untergräbt unvermeidlich (und zu Recht) dessen Status, Macht und Kontrolle. Neue Ansätze transformieren, was Manager – von der Spitze der Organisation bis zur vordersten Front des Unternehmens – tun und wie sie arbeiten müssen. In einigen Fällen definieren sie sogar neu, wer Manager sein muss.

Digitalisierung hat nur Erfolg, wenn wir Wissen miteinander teilen
Dazu müssen wir die «Arbeitsräume» neu denken: Junge mit Smartphones, Tabletts und in naher Zukunft wohl mit Datenbrillen werden das Bild in den Betrieben beherrschen. Gefragt sind heute vor allem Arbeitswelten mit flachen Hierarchien, hoher Selbstverantwortung und Flexibilität. Wichtig ist die Offenheit für industrieübergreifende Innovationsbeschleunigungen.

Kompetenz aus Fachwissen, Politik, Sprachen und Wissenschaft
«kompetenz60plus.ch» ist die Plattform für interessierte und kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind und sich in die Diskussion einbringen wollen. Mit dem Alter kommt nämlich eine gute Portion Weisheit und das gesammelte Wissen wird «Be-Greifbar». Vernetztes Denken ersetzt die ehemals linearen Abläufe, da wir zukünftige Entwicklungen immer weniger voraussehen können. Alles ist im Fluss, die Rahmenbedingungen verändern sich laufend, weil weltweit simultan Tausende an ähnlichen Ideen werkeln. Das bedingt unsererseits Kreativität, kritisches Denken, Kommunikationsfähigkeit und der Wille zur ­Kollaboration auf Augenhöhe. Unsere vielleicht grösste Kompetenz ist deshalb der Verstand und unsere Aussensicht. Ohne Karrieredruck und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten haben wir das Privileg, unsere Energie für innovative Projekte einzusetzen.

Kompetente «Alte» gesucht
Genaueres zur Plattform «kompetenz60plus.ch» erfahren Sie im doppelseitigen Beitrag von Anfang Jahr in der Schweizerischen Gewerbezeitung oder im Videoclip (3:43′) «FokusKMU» für das Lokalfernsehen vom vergangenen Februar.

Bitte machen Sie mit, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


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