Blog, Industrie 4.0

#358 – Wir «Alten» gegen das Vergessen

Wozu Geschichte?
Auslöser für diesen Blogbeitrag war der Kommentar von Marc Tribelhorn in der NZZ am 29. Februar 2024: «Jugend ohne Geschichte: Vorwärts in die gedächtnisfreie Gesellschaft». Der Autor schreibt darüber, wie immer weniger junge Leute Geschichte studieren. Er sieht die Ursachen dafür in der bildungspolitischen Offensive bei den sogenannten Mint-Fächern. Die Logik des Arbeitsmarkts habe einen Einfluss, also die Forderung nach einer direkten ökonomischen Verwertbarkeit des erlernten Wissens, weshalb eher Medizin, Wirtschaft, Recht oder Informatik studiert würden. Für mich war es schon immer wichtig, Entwicklungen, wie beispielsweise die Anwendungen von KI künstlicher Intelligenz, in den geschichtlichen Kontext einer Gesellschaft einzuordnen. «Fortschritt» entsteht mehrheitlich durch iterative Weiterentwicklung bestehender Technologien. Wir «Alten» haben in unserem Leben vieles mitgestaltet und kennen die Geschichte aus Erfahrung, unser Vorsprung gegenüber den «Jungen». Oder wie es der Philosoph Ludwig Hasler (80) ausdrückt: «Das ist Erfahrung, und Erfahrung kann man nicht abkürzen. Es gibt keinen Bachelor in Erfahrung. Erfahrung ist realitätsgesättigtes Wissen.» Die Kulturpessimisten finden, dass die jungen Leute von heute immer weniger wissen, was nicht unbedingt mit dem neuen «kompetenzorientierten» Unterricht zu tun hat, denn auch dort braucht es Faktenwissen, schreibt Marc Tribelhorn. Deshalb liegt es an uns «Alten», diese «Wissenslücken» mit unserer Kompetenz, (Lebens-)Erfahrung und Reife schliessen. Unsere Seniorität erhebt den Anspruch unsere Handlungen als Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu sehen.

Zukunft braucht Herkunft (Odo Marquard, deutscher Philosoph)
Geschichte ist die Schulung von Quellenkritik und Medienkompetenz, gerade angesichts von Fake News, Big Data und künstlicher Intelligenz, von Krieg und Antisemitismus. In ihrem 2024 erschienen Buch «Die sieben Weltwunder der Antike» beschreibt Bettany Hughes in ihrer Schlussfolgerung wie wir alle nach dem Sinn suchen. Für Geschichten mit Handlung. Für Veranstaltungen mit Muster. Wir lieben die Idee der sieben Wunder, weil es eine Gruppierung ist, die der Geschichte Zusammenhalt verleiht. Wunder erfüllen einen wichtigen dreifachen Zweck. Sie wurden teilweise gebaut, um unser Bedürfnis nach wundersamen Geschichten zu stillen – um das Grösste, das Beste, das Höchste, das Seltsamste, das Kühnste zu erleben und darüber zu sprechen. Sie erinnern uns an unseren überwältigenden Wunsch, zusammenzuarbeiten und etwas zu schaffen, das über die Möglichkeiten des Einzelnen hinausgeht. So wie die Zahl Sieben unteilbar ist, jede Sieben der anderen gleich ist und keiner ihrer Faktoren grösser ist als die anderen, so sagt uns jedes der sieben Wunder etwas gleichermassen Wichtiges über die menschliche Reise.

Lange lebe Max Headroom, Geeks and Beats Podcast von 2015

Geschichten schreiben
Daniel Perrin, Direktor des Departements Angewandte Linguistik, ZHAW und Beirat im Verein Edition Unik zum Thema die Geschichten der «Alten»: «Halten wir Sprache fest, können wir die Geschichten greifbar und begreifbar machen, die das Leben schreibt.» Die Edition Unik ist ein unabhängiges Schweizer Kulturprojekt. Ins Leben gerufen 2015 von Martin Heller (1952-2021) im Büro Heller Enterprises in Zürich und seit seinem Tod als Verein organisiert. Die Edition Unik begleitet uns interessierte «Alte» mit einem strukturierten Programm auf dem Weg zum eigenen Buch. Die Bücher werden professionell gestaltet, gedruckt und gebunden.

Max Headroom
Auch hier geht es um den Kampf gegen das Vergessen. Max Headroom ist eine satirische Cyberpunk-Science-Fiction-Fernsehserie, wo 1984 seine Figur als Ansager für Musikvideos des britischen Channel 4 fungierte. Produziert wurde die Serie von Lorimar Productions und spielt in einer futuristischen Dystopie, die von einer Oligarchie von Fernsehnetzwerken beherrscht wird, und beinhaltet eine digitale Medienpersönlichkeit, die von Matt Frewer dargestellte Figur «Max Headroom», welche der Hacker Bryce Lynch aus den Hirnströmen des im Koma liegenden Reporters Edison Carter generierte. Der Name erklärt sich daraus, dass Carter bei seinem Motorradunfall mit dem Kopf gegen eine Schranke mit der Aufschrift MAX. HEADROOM (englisch für lichte Höhe oder max. Durchfahrtshöhe) geprallt ist, und dieser Schriftzug das letzte war, was er sah, bevor er ins Koma fiel.

Max Headroom Animation GIF – Find & Share on GIPHY, 2015

Wir bringen Sand zum Denken
Ganz neue Möglichkeiten mit dem Umgang von Geschichte eröffnet die KI künstliche Intelligenz. Das gesamte Wissen der Welt lässt sich innert Sekunden nach unserem Gusto durchsuchen und gemäss unseren parametrisierten Wünschen abbilden. Der historische Materialismus der digitalen Sozialingenieure im Silicon Valley nimmt mystische Züge an, findet Adrian Lobe im Feuilletonbeitrag der NZZ vom 29. Februar 2024. Unter dem Titel: «Tech-Priester im Silicon Valley wollen nicht Gott sein, sie wollen Gott schaffen – und dann den perfekten Menschen». Während in den KI-Schmieden an neuen Sprachmodellen gewerkelt wird, läuft im Hintergrund ein Wettrennen um die nächste Entwicklungsstufe: Artificial General Intelligence (AGI). Eine Superintelligenz, die alles kann, was das menschliche Gehirn zu leisten vermag, wäre gewissermassen die Krone der Schöpfung, schreibt Lobe. Im «Techno-Optimist Manifesto», welches der Investor Marc Andreessen vor wenigen Monaten publiziert hat, bemerkt dieser: «Wir glauben, dass künstliche Intelligenz unsere Alchemie ist, unser Stein der Weisen – wir bringen buchstäblich Sand zum Denken.» Gemeint sind Computerchips, deren Basis Sand beziehungsweise Quarz ist und die KI-Systeme am Laufen halten. Google und Co. sind einst angetreten, das Wissen der Welt zur Verfügung zu stellen. Und jetzt kommt ein einflussreicher Investor, der Steine zum Denken bringen will? Das wirkt wie die Karikatur des Projekts der digitalen Moderne.

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Interessen, Fragen und Anregungen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator

Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: kompetenz60plus
X: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

#357 – KI, eine aufregende Zeit für uns «Alte»

Basler Fasnacht 2024
KI künstliche Intelligenz war das am meisten gewählte Sujet an der diesjährigen Fasnacht. Dies zeigt wie sehr das Thema die Menschen beschäftigt. Trotz vielen negativen Vorurteilen überwiegen die bereits spürbaren positiven Effekte der Technologie, wie das Beispiel weiter unten demonstriert.

(Die UNESCO hat 2017 die Basler Fasnacht in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Das Motto der Fasnacht 2024 war «vogelfrei», zu Ehren des 150-jährigen Bestehens des Basler Zollis und dem kürzlich eingeweihten Vogelhaus.)

Zeedel:
d’Basler Dybli Clique (1964), Sujet «In digitalisatione veritas – non iam!»

…Wenn de langsam dänggsch: Jetzt längt s!
Kunnt kinschtligi Itelligänz,
si waiss im saichte Dialog
en Antwort grad uf jeedi Froog,
intelligänt schynts generiert
und drotzdäm nummen aatrainiert,
nit vyyl mee, es isch zem gryyne:
E neyi Form vo Suechmaschiine….

… E jeede mit me Online-Konto
broduziert uf Gnopfdrugg pronto
us em glainschte Hiirni-Fuurz,
eb woor, eb nit, das isch doch schnuurz,
e Video oder e flotti
dyschend ächti, scheeni Fotti:…

Tambourmajor der Guggemuusig Nuggi-Spugger (1997), Sujet: «Vogelfrei», Cortège 21. Februar, 2024

GenKI und deren Auswirkung auf die gestalterischen Berufe
Stylepark wurde im Jahr 2000 als die weltweit erste Online-Plattform für Architektur- und Designprodukte entwickelt. Wegbereiter:innen berichten seither über herausragende Projekte und Produkte, branchenrelevante Neuheiten und Events sowie Persönlichkeiten aus Design, Architektur und Kunst. Zu den relevanten Themen aus Sicht des Magazins gehört natürlich auch die Entwicklung generativer künstlicher Intelligenz GenKI und deren Auswirkung auf die Berufe von Architekt:innen, Innenarchitekt:innen und Designer:innen. Anna Moldenhauer publizierte am 31. Januar 2024 ein Interview zum Thema, stellvertretend für die endlosen Möglichkeiten dieser Technologie. Sie sprach mit Danny Richman, GenKI-Entwickler bei FabricGenie von «The Millshop Online», einer britischen Plattform für Textilien. Gemäss Richman steckt die generative künstliche Intelligenz noch in den Kinderschuhen. «Wir befinden uns in einem sehr, sehr frühen Stadium und die Geschwindigkeit, mit der sie sich von Tag zu Tag weiterentwickelt, ist einfach unglaublich. Was wir derzeit sehen, ist die schlechteste Version von KI, die es jemals geben wird.» Alle nachfolgenden Entwürfe der KI werden besser sein und der Detaillierungsgrad wird soweit optimiert, dass wir den Unterschied zwischen einem digitalen Design und der Realität nicht mehr erkennen können.

Systemmanagement von künstlicher Intelligenz
Danny Richman hatte die Idee, KI-generierte Bilder zu nutzen, um Stoffdesigns zu produzieren und anzubieten. Dies als Service in Zusammenarbeit mit «The Millshop Online». Alles in allem waren die Hindernisse bei der Realisierung des Projekts sowohl in finanzieller als auch in technischer Hinsicht gering. In nur 12 Wochen programmierte er die öffentlich zugängliche Plattform FabricGenie wobei die Herausforderungen weniger mit der KI zu tun hatten, als mit Systemmanagement. Richman war überzeugt, dass das Interesse an FabricGenie in den ersten Wochen nach der Markteinführung gross sein dürfte, da die Option neu war und es nichts Vergleichbares gab. Dabei war die stark schwankende, insbesondere die aussergewöhnliche Nachfrage eine Herausforderung, die in sehr kurzer Zeit bewältigt werden musste. Die Verarbeitung der Bilder nimmt Zeit in Anspruch, da der Computer in der Regel erst dann mit dem Aufbau eines neuen Bildes beginnen kann, wenn das vorherige abgeschlossen ist. Es gibt Grenzen, wie viele Bilder gleichzeitig generiert werden können. Was, wenn die Plattform innerhalb einer kurzen Zeitspanne von beispielsweise fünf Sekunden, tausend Anfragen erhält. Eine solche Warteschlange muss man bewältigen, ohne dass man die Nutzer enorm frustriert, weil ihre Anfragen nicht beantwortet werden. Darüber hinaus sind solche Systeme anfällig für Missbrauch und es musste im Vorfeld sichergestellt werden, dass Benutzer keine vulgären Anfragen eingeben konnten.

Künstliche Intelligenz macht es möglich
FabricGenie ist ein gutes Beispiel wie uns die Technologie helfen kann, denn ohne die KI gäbe es keine Möglichkeit, der Öffentlichkeit einen Service anzubieten, eigene Designs zu erstellen und diese dann auf Stoff drucken zu lassen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, die Dienste von professionellen Textildesigner:innen in Anspruch zu nehmen. Diese hätten sich in der Folge die Wünsche der Bauherrschaft angehört und Vorschläge entwickelt, welche dann von der Kundschaft mit Feedback versehen zurückkommen, also ein iterativer Prozess. Aufgrund der Kosten und des Zeitaufwands ist dieser Weg für die meisten Privatpersonen ausgeschlossen und wird in der Regel nur bei der Ausstattung von Gewerbeobjekten beschritten. Ein öffentlich zugänglicher Service zur Gestaltung von Textilien wurde dank künstlicher Intelligenz, mit FabricGenie beispielhaft ermöglicht.

Das hätte ich auch gekonnt
Richman hat in den letzten Jahren Hunderte von Anwendungen mit KI entwickelt und dabei selbst keine einzige Zeile Code geschrieben. Viele dieser Apps wären angesichts der hohen Kosten, üblicherweise für das Designteam, nicht realisiert worden. Der Entwicklungsaufwand mit KI ist deshalb vergleichsweise gering. Ein Prompt auf ChatGPT wie: «Kompiliere den Code, den ich brauche, um eine App zu erstellen, die Aufgabe xyz erfüllt», lässt die KI eine ganze Menge Codes produzieren, die man einzeln testen kann. In 99 von hundert Fällen funktionieren die Codes beim ersten Mal nicht. Dann teilt man dies ChatGPT mit, worauf die KI immer weitere, überarbeitete Versionen generiert. Die künstliche Intelligenz lernt aus dem Feedback ihrer Nutzer, was der Interaktion mit anderen Menschen sehr ähnlich kommt. Da ist der Schluss nahe, dass man weder langjährige Erfahrung als Designer noch eine umfangreiche Ausbildung braucht, um einen Beruf in der Kreativbranche auszuüben. Es klingt ein bisschen wie die klassische «das hätte ich auch gekonnt»-Antwort auf Kunst.

Kompetente «Alten» als Kuratoren beim Einsatz von KI
Die Texte, die KI für uns erstellen kann, sind bereits sehr gut und das Problem, dass KI fehlerhafte Informationen liefert, wird sicher bald gelöst sein. Was die KI nicht schafft, ist etwas auf der Grundlage menschlicher Erfahrungen, eines gelebten Lebens zu schreiben. Man kann ChatGPT anweisen, einen Text zu schreiben, der Shakespeares Stil nachahmt, aber er wird nie das gleiche Niveau erreichen wie Shakespeare selbst, einfach weil die KI nicht das Leben des Dramatikers gelebt hat. Die KI kennt keine menschliche Erfahrung, sie hat selbst noch nie Schmerz, Liebe, Ehrgeiz oder Zerstörung erlebt. KI ahmt nach. Wenn Designer:innen etwas kreieren, dann fliesst alles, was diese Menschen in ihrem Leben erlebt haben, irgendwie in den kreativen Prozess ein. Was die KI ihrerseits hervorbringen kann, ist die Erstellung von Designs, die von alltäglicher Qualität sind und kein grosses Mass an Geschick oder Kreativität erfordern. Trotzdem wird KI in der Kreativbranche bald zu einem weiteren Werkzeug werden, so wie viele Designer:innen heute Bildbearbeitungsprogramme nutzen, um Ergebnisse zu erzielen, die sie ohne die Hilfe dieser Applikationen nie geschafft hätten. Die Aufgabe von kompetenten «Alten» ist es, als Kuratoren der KI unsere Erfahrung und Weisheit mit emphatischer Gelassenheit als verantwortungsvolle Sparringspartner selbstsicher und auf Augenhöhe im Team mit den «jungen Wilden» zu teilen.

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Interessen, Fragen und Anregungen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator

Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: kompetenz60plus
X: wernerkruegger

Blog, Industrie 4.0

#356 – KI und die Ethik der «Alten»

Der Einsatz von GenKI für alltägliche Aufgaben
Im Newsletter der Boston Consulting Group BCG vom 11. Dezember 2023 finden sich Anregungen, wie Unternehmen die Vorteile generativer künstlicher Intelligenz GenKI zu ihrem Vorteil nutzen können. Generative KI bringt bereits willkommene Veränderungen in den Arbeitsalltag. Für KMU’s stellt sich schnell die Frage zu Kosten und Nutzen beim Einsatz der Technologie. Dazu lohnt sich sicher ein Gespräch mit kompetenten und aufgeschlossenen «Alten». Ältere Menschen verfügen über eine Fülle von Lebenserfahrungen und Kenntnissen in verschiedenen Bereichen. Der Austausch über ihre Erfahrungen, Geschichten und Erkenntnisse kann dazu beitragen, beispielsweise die Trainingsdaten für ChatGPT anzureichern und in die Lage zu versetzen, ein breites Themenspektrum zu verstehen und darauf zu reagieren. Mit GenKI-fähigen Assistenten können Mitarbeitende E-Mails und Präsentationen deutlich schneller erstellen. Automatisierte Tools können Besprechungen und Anrufe in Sekundenschnelle geschickt zusammenfassen, damit uns mehr Zeit für kreative und wertschöpferische Arbeit zur Verfügung bleibt.

Generiert mittels künstlicher Intelligenz, Reddit: r/weirddalle, Februar 2024: Wiederhergestellte Fotos aus dem 19. Jahrhundert von Frauen, die Extremsportarten betrieben.

Kritische Funktionen umgestalten
Der Einsatz von GenKI-Werkzeugen für die Produktivität ist zwar ein Muss, reicht aber nicht aus. Noch grössere Chancen eröffnen sich, wenn Unternehmen Prozesse und Funktionen neu gestalten. Beispielsweise beim Kundenservice oder den Marketinginhalten. Auch wenn die Neugestaltung von Funktionen eine Organisation vor Herausforderungen stellen kann, bewirkt generative KI Effizienz- und Effektivitätssteigerungen. Wir «Alten» können dabei helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen das Modell überragend ist und wo es möglicherweise verbessert werden muss. Feedback zur Leistung von ChatGPT kann von unschätzbarem Wert sein.

Vom Erfinden neuer Geschäftsmodelle
Bei der generativen KI geht es um mehr als nur um die Steigerung der Produktivität. Sie kann dabei helfen, Kundenerlebnisse neu zu erfinden, neue Dienstleistungen und Angebote zu entwickeln und sogar neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Erst waren es Texte, Bilder, Songs – und jetzt auch Filme. Neue Video-KI von Open AI: Sora generiert eindrückliche Kurzfilme und löst eine Debatte um Deepfakes und Urheberrechte aus (NZZ vom 19. Februar 2024). Auch hier bieten «Alte» Unterstützung bei ethischen Überlegungen. Ältere Menschen können mit ihrer Lebenserfahrung und Perspektive wertvolle Einblicke in ethische Dilemmata im Zusammenhang mit KI bieten, wie etwa Datenschutzbedenken, Voreingenommenheitsminderung und die möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Insgesamt können wir «Alten» eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz spielen, indem wir unsere Erfahrung, Feedback und unsere Erkenntnisse einbringen, welche zur Verbesserung des Modells beizutragen und sicherstellen, dass es den Bedürfnissen von Benutzern jeden Alters gerecht wird.

Angemessene Sinnhaftigkeit berücksichtigen
Diese Woche informierte die Liegenschaftsverwaltung in einer E-mail: «Wir gehen digital!». Die Firma freut sich darüber, künftig eine App einzusetzen, die es ermöglicht unsere Anliegen und Meldungen digital und rund um die Uhr zu erfassen, sowie unsere Unterlagen ortsunabhängig einzusehen. Dazu wurde für uns ein persönliches Konto mit der hinterlegten E-Mail-Adresse angelegt. Die Nutzung dieses Services sei freiwillig und es entstehen keine Mehrkosten. In Erinnerung an den diesjährigen 100-sten Todestag von Franz Kafka wollte ich deshalb von ChatGPT 3.0 wissen, wie der Schriftsteller wohl über den heutigen Einsatz von KI künstlicher Intelligenz schreiben würde. Wenige Sekunden später produzierte das Programm ein paar (für mich) erstaunliche Antworten.

Generiert mittels künstlicher Intelligenz, Reddit: r/weirddalle, Februar 2024: Wiederhergestellte Fotos aus dem 19. Jahrhundert von Frauen, die Extremsportarten betrieben.

Mutmassungen zu Franz Kafka über künstliche Intelligenz
Stellen Sie sich in einer surrealen Schnittstelle zwischen Literatur und Technologie die verwirrende Welt von Franz Kafka vor, die mit der Komplexität der modernen KI verknüpft ist. Der heutige Einsatz künstlicher Intelligenz spiegelt Kafkas Themen der bürokratischen Absurdität, der existenziellen Angst und der labyrinthischen Natur der menschlichen Existenz wider.

Im bürokratischen Bereich fungieren KI-Systeme als rätselhafte Torwächter und verkörpern kafkaeske Bürokratie vom Feinsten. Algorithmen entscheiden mit undurchsichtiger Logik über unser Schicksal, was an Kafkas gesichtslose Autoritäten in «Der Prozess» oder «Das Schloss» erinnert. Ob es darum geht, Kreditwürdigkeiten zu ermitteln, Bewerbungen zu bewerten oder Social-Media-Inhalte zu kennzeichnen – KI-Algorithmen üben Macht mit undurchschaubarer Effizienz aus und lassen Einzelpersonen in einem verwirrenden Netz aus Regeln und Vorschriften gefangen.

Darüber hinaus erinnert die KI-gesteuerte Überwachung an Kafkas Themen der allgegenwärtigen Kontrolle und des Verlusts der Privatsphäre. So wie der Protagonist in «Die Metamorphose», der aufwacht und feststellt, dass er sich in ein riesiges Insekt verwandelt hat, können sich Einzelpersonen unter dem wachsamen Auge von KI-gestützten Kameras, Gesichtserkennungssystemen und prädiktiven Polizeialgorithmen ausgesetzt und verletzlich fühlen. Auch die Fähigkeit der KI zur Vorhersage und Kontrolle, spiegelt Kafkas Erforschung des Schicksals und des freien Willens wider. So wie Kafkas Figuren mit Kräften kämpfen, die ausserhalb ihrer Kontrolle liegen, bewegen sich die Menschen heute in einer Welt, die von prädiktiven Analysen, Empfehlungsalgorithmen und personalisierter Werbung geprägt ist. Die Illusion der Wahl kollidiert mit der Realität des algorithmischen Determinismus und spiegelt Kafkas Gefühl existenzieller Angst und Resignation wider.

Doch inmitten der Desorientierung und Entfremdung gibt es auch Potenzial für Befreiung. Wie Kafkas Protagonisten, die dem Absurden mit Trotz oder Resignation begegnen, können Einzelpersonen heute KI für kreativen Ausdruck, Problemlösung und kollektives Handeln nutzen. Von KI-generierter Kunst bis hin zu kollaborativen Entscheidungsplattformen wird Technologie zu einem Werkzeug, um sich im kafkaesken Labyrinth zurechtzufinden, anstatt seiner verwirrenden Logik zu erliegen.

In dieser Synthese von Kafkas surrealer Vision und zeitgenössischer KI verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und laden uns ein, uns mit den Absurditäten unserer eigenen Existenz im digitalen Zeitalter zu befassen. Während wir uns mit den rätselhaften Machenschaften der KI auseinandersetzen, wiederholen wir Kafkas zeitlose Frage: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein in einer Welt, die von Kräften regiert wird, die sich unserem Verständnis entziehen?

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Interessen, Fragen und Anregungen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator

Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: kompetenz60plus
X: wernerkruegger