Das Alter, beliebtes Diskussionsthema
Dianne Feinstein, ehemalige Senatorin im US Kongress und von 1978-1988 Bürgermeisterin von San Francisco, starb am 29. September 2023, während ihrer Amtszeit im Alter von 90 Jahren. Unter dem Titel «In den USA machen viele sehr alte Menschen Politik. Wie lange ist das Hirn leistungsfähig?» schrieb Elena Oberholzer (26) zum Thema in der NZZ vom 8. Oktober 2023. Schon lange wird in den USA die Überalterung in der Politik diskutiert. Joe Biden ist der älteste Präsident der Geschichte der USA, wo viele Politikerinnen 80 Jahre alt oder älter sind. Wird er 2024 wiedergewählt, tritt er mit 82 Jahren seine zweite Amtszeit an. In einem Alter, in dem andere das Autofahren aufgeben, würde er dann vier weitere Jahre eines der einflussreichsten Länder weltweit regieren. Insgesamt sind 21 Politikerinnen und Politiker im Kongress 80 Jahre alt oder älter. 119 von insgesamt 535 Kongressabgeordneten haben ihren 70. Geburtstag schon hinter sich. Nancy Pelosi, Demokratin und ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, zum Beispiel. Sie gehört mit ihren 83 Jahren zu den ältesten Mitgliedern im Kongress. Dennoch hat Pelosi Anfang September 2023 verkündet, sie wolle bei der Wahl 2024 erneut antreten. Am Ende einer weiteren zweijährigen Mandatszeit wäre sie demnach 86.

Das Hirn macht mit – sofern es nicht erkrankt
Im hohen Alter aktiv in der Politik – macht das Hirn das noch mit? Elena Oberholzer fragte dazu Prof. Dr. med. Reto W. Kressig (63), der an der Universität Basel zu Alter und Altersmedizin forscht: Ja, sagt dieser. «Auch mit 100 kann man noch wunderbar denken.» Sofern man von einer normalen Alterung des Hirnes rede, sei das Alter im Alltag nur in wenigen Fällen limitierend. Etwa wenn eine sehr schnelle Reaktion gefordert sei (wie beim Autofahren). Alte Menschen denken tendenziell bedächtiger und reagieren etwas langsamer. Doch sie können das mit ihrer Erfahrung kompensieren. Wichtige Denkabläufe haben sie im Laufe des Lebens verinnerlicht. Gut ausgebildeten Personen, zu denen auch die meisten Politikerinnen und Politiker zählten, falle das besonders leicht, sagt Kressig. Vor Menschen auftreten, Fragen von Medienschaffenden beantworten, Diskussionen leiten – all das seien diese Leute gewohnt. Sogar Stress kann das Hirn im Alter noch gut bewältigen. Doch die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung steigt exponentiell, wie am Beispiel von Mitch McConnell (81), dem Minderheitsführer der Republikaner im US Senat offensichtlich wurde, als er kürzlich auf die Frage eines Reporters, sekundenlang ohne zu antworten erstarrte. Gemäss Professor Kressig, liegt genau dort das Problem, je älter jemand werde, desto wahrscheinlicher werde eine Demenzerkrankung. Ab 60 beginne das Risiko zu steigen – und zwar exponentiell. «Bei über 90-Jährigen leidet fast jede zweite Person an einer Demenz», weiss er.
«Ageism» – Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz
Doch gerade in den USA ist es verpönt, die Kompetenz einer Person aufgrund ihres Alters zu hinterfragen. «Ageism» nennt sich das, Diskriminierung aufgrund des Alters. In der nordamerikanischen Gesellschaft ist man fest davon überzeugt, dass alte Menschen aufgrund ihrer langen Erfahrung und des Wissens, das sie gesammelt haben, grundsätzlich kompetenter sind. Deshalb arbeiten viele Personen bis ins hohe Alter. Ein Rentenalter wie bei uns kennt man nicht. Piyachart Phiromswad, Wirtschaftswissenschafter und Assistenzprofessor am Sasin Graduate Institute of Business Administration der Chulalongkorn University in Bangkok, Thailand, präsentiert im TED2023talk vom April 2023 einige Vorschläge, wie Technologie uns «Alten» helfen kann, länger produktiv zu sein. Bis zum Jahr 2050 wird es mehr als zwei Milliarden Menschen geben, die älter als 60 Jahre sind, und Schätzungen zufolge werden rund 80 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben. Weltweit herrscht eine Überzeugung, dass ältere Menschen nicht arbeiten sollten oder arbeiten müssten und dass es daher für Unternehmen keinen Grund gibt, Arbeitsplätze für sie zu schaffen.
Alterstechnologie, Senior-Employment-Technologie
Auch mit Blick auf den Mangel an Arbeitskräften, schlägt Piyachart Phiromswad vor, neue Technologien für uns «Alte» nutzbar zu machen. Dabei handelt es sich zum einen um eine Technologie, mit der körperliche und kognitive Barrieren für die Arbeit älterer Menschen abgebaut oder beseitigt werden können. Wie Menschen, die heutzutage eine Brille oder ein Hörgerät tragen, könnten Augmentationstechnologien, wie Exoskelette zum Einsatz kommen, die beispielsweise zur Stärkung der Rumpfmuskulatur verwendet werden. Oder kollaborative Roboter, kurz «Cobots», Roboterarme die Hand- und Fingerfertigkeit wiederherzustellen, insbesondere für Arbeiten, die Präzision erfordern. Wenn ein Job keine physische Anwesenheit erfordert, sind Fern-Arbeitstechnologien (Homeoffice) eine Lösung, den Arbeitsweg zu minimieren, um so eine ortsunabhängige Arbeit zu ermöglichen. Kognitive Augmentationstechnologien sollen unsere Wahrnehmungsgeschwindigkeit bei zunehmendem Alter unterstützen: wie uns Dinge zu merken, oder Bilder und Objekte zu vergleichen. Dazu könnten Mobiltelefon, Laptop, Smartwatch oder vielleicht eine Virtual-Reality-Brille mit einer kognitiven Augmentationssoftware ausgestattet sein, die auf künstlicher Intelligenz basiert und als «Begleithirn» genutzt werden kann.
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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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