Industrie 4.0

#325 – Digitalisierung braucht KI

«Alte» Datenmanager
Wir «Alten» sind mitschuldig am «Murks» (siehe auch Blog #269 – Generation Excel), der sich in den letzten Jahrzehnten auf unseren Computern angesammelt hat. Millionen von Datenbanken auf teils proprietären Systemen und privaten Servern, weil man die Weiterentwicklung der Digitalisierung unterschätzt hatte oder der Konkurrenz nicht traute. Heute sind wir vielfach überfordert, einmal etablierte Systeme anzupassen, auch weil uns der Überblick fehlt (Stichwort: Sensible Behördendaten auf den Servern der Softwarefirma Xplain in Interlaken-West). Wer ist überhaupt verantwortlich für die digitalen Konzepte, welche oft mit IT-Aufgaben verwechselt werden? Viele der Eigenentwicklungen sind für die Anforderungen an multidisziplinäres Computing ungeeignet und müssten neu strukturiert werden. Kurzfristig eine Kostenstelle, für welche es auch an Personal fehlt. Daraus entsteht eine ideale Aufgabe für neugierige, geduldige und erfahrene «Alte», welche im Team mit den «jungen Wilden» Prozesse überprüfen, Informationen ergänzen oder korrigieren, um Systeme zukunftsfähig zu machen.

Digitalisierung braucht KI künstliche Intelligenz
Wer schon je einen Online-Behördenschalter zur Bestellung amtlicher Dokumente benutzt hat, weiss von den unglaublichen Hürden bei der Registrierung. Diese Plattformen erkennen, trotz hoher Beschaffungskosten der Software durch den Staat, selbst rudimentäre Eingaben nicht auf Anhieb. Zusammenhänge zwischen Namen und AHV-Nummer werden nicht erkannt und die obligatorischen Eingaben von Telefonnummern und Kreditkartenangaben scheitern in neun von zehn Fällen am hinterlegten Format. Das relativiert denn auch die Angst vor Datenlecks, denn um die Millionen an Informationen sinnvoll nutzen zu können bräuchte es klare Strukturen. Die aktuelle Diskussion um das elektronische Patientendossier beleuchtet diesen inkompatiblen Datensalat exemplarisch. Ist generative KI wirklich eine Gefahr für unsere Gesellschaft, fragte Joachim Laukenmann, Tagesanzeiger vom 20. Juni 2023, den KI-Forscher Andreas Krause im Interview. Einige Fachleute warnten kürzlich in einem Brief davor, dass die Menschheit durch künstliche Intelligenz (KI) vernichtet wird und dieses Risiko sollte ebenso hohe Priorität erhalten wie die Risiken durch Pandemien oder einen Atomkrieg. Zu den Unterzeichnern gehören Pioniere der KI-Forschung wie Geoffrey Hinton und Sam Altman, CEO von Open AI, der mit ChatGPT einen der derzeit fähigsten Chatbots entwickelt hat.

«AI: More Than Human Co(AI)xistence» Justine Emard 2017, with Mirai Moriyama & Alter (developed by Ishiguro lab, Osaka University and Ikegami Lab, Tokyo University) © Justine Emard/Adagp, Paris 2018 – Artnet News.

Künstliche Intelligenz ist keine Gefahr für unsere Gesellschaft
Andreas Krause ist Professor für Informatik an der ETH Zürich, Akademischer Co-Direktor des Swiss Data Science Center und Vorsteher des ETH AI Center und meint dazu: «Bei solchen Aussagen befinden wir uns sehr weit im Bereich der Spekulation. Seit das Thema künstliche Intelligenz in den 1940er-Jahren aufkam, ist diese Technologie mit Träumen und Albträumen verknüpft. Diese werden immer dann diskutiert, wenn es technologische Fortschritte gibt. Aktuell ist das der Fall, weil die Öffentlichkeit wie nie zuvor in Kontakt mit der Technologie kommt, etwa durch Chatbots wie ChatGPT und Varianten davon.» Beim erwähnten Brief könnte es sich sehr wohl auch um eine PR-Kampagne der involvierten Firmen und Personen handeln. Denn wie die oben geschilderte Erfahrung mit dem Behördenschalter zeigt, sind wir noch Lichtjahre von einer möglichen Katastrophe durch KI entfernt.

Vorteile von KI überwiegen die Angst
Das Team von EINSTEIN auf SRF1 vom 29. Juni 2023 zeigt unter dem Titel «Künstliche Intelligenz für den eigenen Alltag» den Stand der Technik in einem unterhaltsamen 35-minütigen Video. Auch die Art und Weise wie und wo wir mit Computern interagieren, wird mit der Bekanntgabe von räumlichen Anwendungen gerade hinterfragt. In seiner Analyse zu Vision Pro, Apples erstem Mixed-Reality-Headset, schreibt Ben Schwan, Heise.de-online vom 26. Juni 2023, über die neuartige visuelle Suche, «Visual Search». Sie kann neben Texten auch Gegenstände identifizieren. So soll eine leichtere Interaktion mit dem Umfeld des Nutzers möglich werden. Die Übernahme von Textinhalten aus Bildern und Videos, soll Teil des täglichen Arbeitsprozesses werden, denn Apple sieht das Headset auch als Bürogerät. Dazu hält man etwa ein Blatt Papier einfach ins Blickfeld, um den Inhalt zu digitalisieren und dann in einem Dokument auf der Vision Pro weiterzuverwenden – ganz einfach per Copy & Paste. QR-Codes und Gegenstände werden ebenso detektiert und zugeordnet. Mittels visuellem Nachschlagen, «Visual Look Up», lassen sich bekannte Sehenswürdigkeiten, Statuen, Kunstwerke, Pflanzen oder Haustiere identifizieren um mehr darüber zu erfahren. Bis zum Erscheinen des Headsets im kommenden Jahr dürften wir uns noch auf einige Innovationen freuen.

KI wird den Arbeitsmarkt gewaltig verändern
Andreas Krause ist davon überzeugt, KI wird den Arbeitsmarkt gewaltig verändern, wie es auch bei grossen technologischen Durchbrüchen in der Vergangenheit der Fall war. Es ist immer leichter zu spekulieren, welche Tätigkeiten allenfalls durch Automatisierung betroffen sein können, als sich vorzustellen, welche neuen Aufgaben entstehen. Es ist sicher mit einem Wandel bestehender Tätigkeiten zu rechnen. Mehr als zuvor werden dabei auch kognitive Tätigkeiten betroffen sein. So könnte die KI auch sehr anspruchsvolle Tätigkeiten wie das Programmieren von Software oder die medizinische Diagnostik unterstützen. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass keine Softwareentwickler oder Ärzte mehr gebraucht werden. Grundlage für diese Veränderungen ist eine immense Datenmenge, die bei weitem noch nicht für den nahtlosen Gebrauch strukturiert ist. Für uns «Alte» besteht eine riesige Chance, diesen Prozess dank unserer Erfahrung und dem unvoreingenommenen Aussenblick unterstützen zu können.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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