Blog, Industrie 4.0

#243 – Digitalisierung ist nachhaltig

Eine seltene Gelegenheit
Spätestens ab Januar 2022 sollen die Mitarbeitenden der grossen Techkonzerne zwei Drittel ihrer Präsenzzeit wieder am Arbeitsplatz verbringen. «Wir mussten feststellen, wie sich nicht alles so einfach in virtuellen Räumen erledigen lässt, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den persönlichen Austausch», äussert sich etwa Tim Cook, CEO von Apple. Gemäss den Erkenntnissen der BCG Boston Consulting Group wäre es aber falsch zu denken, dass wir unsere Tätigkeit nach bald zwei Jahren im Ausnahmezustand, einfach im gewohnten Stil wieder aufnehmen. Führungskräfte müssen überdenken, wie ihre Organisationen strukturiert sind, wie ihre Mitarbeitenden arbeiten und wie sie selbst führen. Die gute Nachricht ist, dass wir die seltene Gelegenheit haben, mit den aus der Pandemie gewonnenen Erfahrungen neu anzufangen. Es gibt kein einheitliches Modell, aber jedes Unternehmen kann Schritte unternehmen, um seine Funktionen und Infrastruktur zukunftsfähig zu machen – angefangen beim Arbeitsplatz selbst, der sich möglicherweise zu einem zentralen Hub mit virtuellen Verästelungen weiterentwickelt.

Umbau KaDeWe Berlin 2021, Architektur OMA Rotterdam. Bild: © Marco Cappelletti, courtesy of OMA

«Alte» im Zeichen des Fachkräftemangels
Die «Zukunft der Arbeit» ist eine falsche Bezeichnung. Führende Unternehmen wissen seit langem, dass unsere Arbeitsweise den Bedingungen der Gegenwart, geschweige denn der Zukunft, nicht gewachsen ist. Die Lösung? Überdenken der Organisation, Talent, Kundenbindung und vor allem Führung. Auch die Erfahrung von uns «Alten» im Team mit den «jungen Wilden» muss in diese Überlegungen einfliessen. Niemand kann sich die Wiederholung der immer gleichen Fehler mangels «Altersweisheit» leisten. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei Chancen zum Erfolg, sagt der Adidas-Chef Kaspar Rorsted. Beides ist entscheidend, denn beides wollen die Kunden. Dabei betrifft die Digitalisierung sehr viele Firmenbereiche, etwa das Design des Produkts, die Kommunikation an die Konsumenten, die Analyse des Kundenverhaltens, die Pflege der App-Nutzer und natürlich den Online-Vertrieb. Um diese Fähigkeiten zu haben braucht es den Willen und die finanziellen Mittel in den Bereich der Digitalisierung zu investieren. Mobiles Arbeiten, Einkaufen und Bezahlen, sei es mit der Computeruhr oder dem Smartphone, ist Standard. Das traditionelle funktionieren einer «Webseite» verliert immer mehr an Bedeutung.

Veraltete Modelle und Arbeitsweisen
Da fällt auf, dass in der gegenwärtigen Wirtschaft ein Talentmangel besteht. Digitale Innovationen und der Nachweis der Wirksamkeit von Fernarbeit haben eine unangenehme Realität enthüllt: Unternehmen verlassen sich im Grossen und Ganzen auf veraltete Modelle und veraltete Arbeitsweisen. Mitarbeitende erwarten mehr. Kunden tun es auch. Gemäss dem Newsletter der BCG Boston Consulting Group, vom 14. Oktober 2021 suchen 20% der Wissensarbeiter heute nach neuen Jobs und 10mal mehr Stellen in den MINT Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) werden unbesetzt bleiben. Kommt dazu die demographische Entwicklung am Arbeitsmarkt, wenn immer mehr Babyboomer mit 65 in Pension geschickt werden.

Die Werkstatt der Zukunft ist vernetzt
Rolf Baumann, Leiter des Instituts für digitale Bau- und Holzwirtschft IdBH an der Berner Fachhochschule BFH ist überzeugt: Alle Unternehmen werden sich in eine von vier Richtungen bewegen. Einige könne auf Grösse setzen und eine starke Markstellung anstreben. Andere werden sich schleichend oder abrupt zurückziehen. Spezialisierung mit einer Nischenstrategie ist eine weitere Möglichkeit. Der vierte Weg ist besonders spannend: Die Kooperation. Kooperationen können horizontal erfolgen, wenn mehrere kleinere Firmen ein Grossprojekt in Angriff nehmen, oder vertikal über die Verarbeitungskette vom Kunden bis zurück zur Rohstoffgewinnung. Firmen können aber auch kooperieren, indem sie gemeinsam Spezialisten anstellen, die sie sich allein nicht leisten können.

Wenn Kunden zu Mitarbeitenden werden
Kunden erwarten vermehrt, dass sie ihr Produkt im Web konfigurieren und bestellen können, sagt Baumann. Um virtuelle Plattformen sinnvoll zu nutzen, muss man Grundprinzipien wie die Parametrik, die Vererbung und die Kombinatorik in den Konstruktionsprozess integrieren. Parametrisch heisst generell, Mengen nicht als konstante Zahlen zu definieren, sondern als eigenständige Variablen, die mit anderen verknüpft werden können. Dabei ist die Qualität nicht mehr das Hauptunterscheidungsmerkmal, das können die meisten. Wenn die Kunden ihre Produkte selber konfigurieren, ist die Herstellung dank Prinzipien und Prozessen in hoher Qualität kein Problem. Wichtig ist die Vernetzung zwischen Mensch und Maschine. Schwierigkeiten bei der Vernetzungen bestehen noch bezüglich proprietärer Systeme verscheidener Hersteller und die Verwendung von Daten mit unterschiedlichen Strukturen. Lösungen dazu finden sich auf dem Gebiet der Schwarmintelligenz, Swarm intelligence (SI). Die Vernetzung von Geschäftsprozessen geschieht im Zusammenspiel von Produktplanung (CAD Computer Aided Design), Geschäftsprozessen (ERP Enterprise Resource Planning) und Fertigungsprozessen (CAM Computer Aided Manufacturing). Lösungen finden sich auf dem Gebiet der Schwarmintelligenz, Swarm intelligence (SI).

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger