Blog, Industrie 4.0

#168 – Neustart nach der Krise, die Zeit ist reif

Rückkehr in ein weniger restriktives Leben
«Bald laufen alle Menschen mit Masken herum, aber in Wahrheit erleben wir die grosse Demaskierung: Alle Behauptungen, Berechnungen, Manöver, Dynamiken, Abläufe sind in der Krise sichtbar geworden. Dafür brauchte es den sozusagen unsichtbaren Hauch eines Virus, das wie ein Gespenst herumspukt und uns im Wahn technokratischer Unverwundbarkeit unerwartet getroffen hat. Wir sind keine Biocomputer, sondern unberechenbare geistbegabte Tiere, die grosser Unsicherheit ausgesetzt sind.» Sagte der 1980 geborene Markus Gabriel, Professor für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn und ständiger Gastprofessor an der Sorbonne in Paris im Interview mit Christoph Hardt auf Skype, NZZ vom 28.April 2020.

Nach der Krise die Ernüchterung
Es ist Zeit sich einige Gedanken zum Erlebten zu machen: Aus jeder Krise lassen sich Lehren ziehen, bemerkt Christof Forster im Kommentar aus Bern, NZZ vom 30.April.2020. Parlamentarier loben in Sonntagsreden gerne die Segnungen der Digitalisierung für die Wirtschaft und für alle anderen möglichen Lebensbereiche. Doch ihr eigenes Haus haben sie dabei offensichtlich vergessen. Das Parlament muss jetzt virtuell aufrüsten. Eric Gujer, in der Deutschlandausgabe der NZZ vom 1.Mai 2020, kommentiert «Armin Laschet und die Virologen: Die Corona-Krise ist viel zu ernst, um sie den Experten zu überlassen.» Der Zwilling der Wissenschaftsgläubigkeit ist die Angst vor der Technologie: vor Gentechnik, modifizierten Lebensmitteln oder angeblich krank machenden G5-Strahlen. Unser Verhältnis zu Forschung und Technik wird von Extremen bestimmt, und dies ist ein weiterer Grund, weshalb die Wissenschaft nur gefiltert in die Entscheidungsprozesse einfliessen sollte.

Bild: Carl Court, Getty Images

Von gesunden «Alten» zu gefährdeten Spezies
Im Beitrag von Andrea Bornhauser, 2. Mai 2020 in der NZZ am Sonntag, erzählen Paare aus ihrem Beziehungsalltag in den Quarantänewochen. Maria und Hannes aus Basel sind über 75 Jahre alt und verbringen in den Wochen des Lockdown so viel Zeit zusammen wie noch nie in den 29 Jahren ihrer Beziehung. Vor der Quarantäne arbeitete Maria in ihrer Physio-Praxis und Hannes programmierte von zu Hause aus Webseiten. Nun ist er traurig darüber, dass er seine Enkelkinder nur noch über Facetime sehen kann. Sowieso mache ihm zu schaffen, dass er nun zum ersten Mal offiziell höre, er sei alt. «Bisher habe ich mich fit und unternehmungslustig gefühlt.» Dieses Gefühl habe in den letzten Wochen einen Dämpfer abbekommen. «Ja, das war schon bizarr, wie wir von einem Tag auf den anderen von gesunden Alten zu einer gefährdeten Spezies wurden», wundert sich auch Maria. Und gesteht, dass es damit verbunden natürlich auch Momente der Sorge und Unsicherheit gebe.

Festklammern am Vertrauten
Büchergestelle erhalten in Zeiten von Corona-Videokonferenzen Symbolcharakter. Als Hintergrund für virtuelle Gespräche suggerieren sie Seriosität, Glaubwürdigkeit und Vertrautheit. Trotz Quarantäne scheinen wir alles im Griff zu haben. Auch die unzähligen Behauptungen in den sozialen Medien, wonach Projekte trotz der Gefahr einer Infektion mit dem Corona-Virus weiterhin auf Kurs sind, sollen uns beruhigen. Doch eigentlich wissen wir, dass diese Pandemie eine einschneidende Zäsur darstellt und wir erst ganz am Anfang einer grundlegenden Neuausrichtung stehen. Die gegenwärtige Ausnahmesituation muss uns dazu anspornen, Abläufe neu zu definieren. Auch die vielen «Berater» sind gefordert, über neue Geschäftsmodelle nachzudenken.

«Alte» als Brückenbauer
Vor 75 Jahren endete der zweite Weltkrieg, der folgende Marshallplan von 1948 ist ein Meilenstein in der Geschichte Europas mit Auswirkung bis in die Gegenwart. Ähnlich tiefgreifend sehen viele von uns den wirtschaftlichen «Neustart» nach der Corona-Krise. Am kommenden Montag werden die ersten Cafés und Restaurants wieder öffnen. Wie die Schulen, sind Gaststätten wichtige Referenzpunkte im Leben von uns Menschen. Der soziale Austausch, ursprünglich ein Hauptgrund für die Entstehung unserer Städte, fördert die Entwicklung von Ideen zu Wirtschaft und Gesellschaft. «Alte» als Brückenbauer zwischen analoger Erfahrung und dem digitalen Wissen und den Träumen der Jungen schaffen es, die Erkenntnisse aus der aktuellen Vergangenheit nachhaltig umzusetzen.Die sträfliche Vernachlässigung der Digitalisierung ist dabei nur ein Themenkreis.

Krisen machen Veränderungen erst möglich
Der Nachholbedarf ist gewaltig und wird uns in den kommenden Jahren beschäftigen. Dazu einige wenige Beispiele: Anstatt zu Jammern müssen Tourismusorte, wie Wengen im Berner Oberland (Winter 2020, beschrieben von Zarko Jerkic-Schaad), Bezahlungen mit Kreditkarte oder Smartphone ermöglichen. Gemeinden sollen geplante elektronische Dienstleistungen, darunter auch das e-Voting, zeitnah verwirklichen. Spitäler und Arztpraxen müssen endlich die Einführung digitaler Patientendossiers umsetzen, KMU ihre Kommunikation und Verträge internettauglich ausgestalten oder Zeitungsverlage den Übergang vom Druck ins Internet ohne Blattlayout-Denken anpacken. Mit der Lockerung der Pandemiemassnahmen ergeben sich folglich unzählige Chancen, bestehende Systeme zu hinterfragen und auf ihre Krisentauglichkeit zu prüfen. Kompetente und gesunde «Alte» stellen dazu ihre Erfahrung gerne zur Verfügung.

Leidenschaft und Erfahrung von «Alten» hilft
«kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. «Alte» Frauen und Männer im Team, auf Augenhöhe mit den «jungen Wilden», stellen ihre Erfahrung, auch in der Krise, mit Leidenschaft zur Verfügung. Bitte bringen Sie sich ein, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
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