Blog, Industrie 4.0

Wenn wir «Alte» das Internet erklären

Noch immer zählt das Beziehungsnetz
Kürzlich wurde mir erneut bewusst wie schwierig es ist für ältere KollegInnen, «neue» Technologien einzuordnen. Obwohl das Internet seit über 30 Jahren unser Leben beeinflusst, entschieden sich viele von ihnen für ein Abseitsstehen und Abwarten, da man ja sowieso bald pensioniert würde. Mit der erhöhten Lebenserwartung, viel freier Zeit und Neugier kommt der Wunsch nach Partizipation. Der Einstieg erfolgt über die traditionelle Nutzung des Internets. Kurse zur Erstellung von Webseiten, Programme und Anleitungen über den Einsatz von Bots, die Anwendung von QR Codes, Landing Pages oder Kampagnen mit Hilfe der sozialen Medien zielen meist auf das schnelle Geld ab. Der Erfolg über Nacht gelingt jedoch den allerwenigsten von uns. Milliarden von Nutzern, über den Globus verteilt, haben ähnliche Interessen und machen es für den Einzelnen fast unmöglich herauszuragen. Suchbegriffe ergeben oft Millionen von Treffern, die nicht selten auch voll daneben treffen. Versuche diese Quoten durch Optimierungen zu Gunsten der Suchmaschinen zu erhöhen ähneln einem Kampf gegen Windmühlen. Ein funktionierendes Beziehungsnetz ersetzt man eben nicht so schnell. Und genau hier liegt eine unserer Stärken.

«Böög» am Sechseläuten Zürich, 8. April 2019, 17.44 Uhr. Bild: SRF1

Gelassenheit statt Hype
Es soll ja auch nicht an uns «Alten» liegen, das Internet zu erklären. Unsere Aufgabe sehe ich deshalb im Bereich der Weitergabe unserer Kompetenzen. Da wir Teil der heutigen Entwicklung sind, mehr oder weniger geholfen haben dieses Netz aufzubauen, sollten wir die Interessen für die Qualität der Inhalte vertreten. Dabei müssen wir bedenken, dass wir nur ein kleiner Teil dieses riesigen Netzwerks sind. Müssen also unseren Beitrag richtig einordnen, ohne auf kurzfristige Hypes aufzuspringen. In einer Gesellschaft die das gemeinsame Wissen höher gewichtet als kurzfristige Gewinne, bleibt Kontinuität ein Faktor. Gelassen dürfen wir deshalb dort etwas beitragen was auf unseren Erfahrungen und persönlichen Präferenzen beruht. Für die meisten von uns ist das Internet nicht die Kernkompetenz. Auf Augenhöhe und im Team mit den «jungen Wilden» repräsentieren wir «Alte» Werte und Kontinuität im Wissenstransfer für zukünftige Entwicklungen.

Solide Werte bleiben
Im Interview von René Scheu, Los Angeles, (NZZ 3.4.2019) mit dem Venture Capitalist, Paypal-Gründer und Philosoph Peter Thiel äussert sich dieser wie folgt: «Irgend wann schwinden die Geschäftsmöglichkeiten, schwindet auch mein Interesse, denn irgendwann wird es auch intellektuell dürftig. Schauen Sie: Die Weisheit der vielen hat sich in die Dummheit der vielen, ja in eine Art Massenwahn verwandelt. Der intellektuelle, aber auch der politische Konformismus im Silicon Valley ist zum Schreien. Um es klipp und klar festzuhalten – ich muss es auf Deutsch sagen: Die Köpfe haben sich gleichgeschaltet. Der eine sagt, was der andere sagt, um ja nicht anzuecken. Auch im Business-Bereich spielt längst dieselbe Dynamik. Silicon Valley ist mittlerweile mehr Mode als Gelegenheit.» Die Schweiz scheint ihm jedoch interessant für das, was er Hardtech nennt – also das Geschäft ausserhalb der reinen Internet-Dienstleistungen, vor allem im Biotech-Bereich. Es braucht oftmals mehr Kapital und Einsatz, um diese Ideen zum Fliegen zu bringen. Es braucht Leute, die in Wissenschaft und Umsetzung, in Kreation und Vermarktung herausragend sind. Die Schweiz ist ein Pflaster, das den zweiten Blick verdient – gerade für diese Kombination.

Stagnierende Innovation
Wir stehen an einem Wendepunkt. Ein Vierteljahrhundert lang ging es einzig um Internet-Dienstleistungen für Konsumenten, man könnte auch sagen: um die Ökonomie digitaler Plattformen. Sie waren nur möglich dank dem Smartphone, einer echten Innovation, die allerdings schon über zehn Jahre zurückliegt. Die existierenden Internet-Firmen werden weiter wachsen, keine Frage, aber die wirklich disruptiven Ideen sind weitgehend ausgeschöpft. MIt Hardtech stehen wir gemäss Peter Thiel noch ganz am Anfang. Es ist an uns, die Kompetenz oder Weisheit zu finden und etwas mit ihr anzustellen, was uns weiterbringt. Künstliche Intelligenz basiert ja auf unseren Erfahrungen mit der Vergangeheit. Gemäss Thiel erleben wir im Westen seit längerem eine grosse Stagnation, weil die Innovationsraten seit den 1970er Jahren laufend fallen. Wir haben das Gefühl, dass wir ständig produktiver und effizienter werden, aber die neuen digitalen Gadgets täuschen uns darüber hinweg, dass wir letztlich an Ort treten. Taxifahrten oder Übernachtungen werden zwar billiger, dafür verliert der Kunde immer mehr Zeit am PC. Die Menschen freuen sich darüber ein modisches Smartphone haben, obwohl das viele nicht mal bedienen können.

Kompetente «alte Füchse» gesucht
«kompetenz60plus.ch», die Plattform als Sammelbecken kompetenter Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber jüngeren Generationen bewusst sind. Genaueres dazu erfahren Sie im doppelseitigen Beitrag von Ende Januar 2019 in der Schweizerischen Gewerbezeitung oder im Videoclip (3:43′) «FokusKMU» für das Lokalfernsehen vom Februar 2019. Bitte machen Sie mit, wir freuen uns über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: Werner K. Rüegger | Skype: wernerkrueegger