Blog, Industrie 4.0

#355 – Erfahrene «Alte» trainieren GenKI

Kompetenz von «Alten» im Zeitalter der Informatik
Wir sind Zeugen einer Technologie, die sich vor unseren Augen explosionsartig entwickelt und unsere Sichtweise auf vermeintliche Erkenntnisse und Grundwerte verändert. KI künstliche Intelligenz begleitet unseren Alltag immer offensichtlicher, entscheidet selbstständig für uns, in beinahe penetranter Weise. Zwischen der Ohnmacht über dem aufgezwungen Wandel und der Furcht, irgendwann abgehängt zu werden, lohnt sich der Blick in die Forschung zur Beruhigung unserer Emotionen. Wie werden diese Systeme unseren Arbeitsalltag verändern und wo liegt das Potenzial im Beitrag von uns «Alten» beim Einsatz von künstlicher Intelligenz. Technologieverweigerung wäre der falsche Weg, es braucht eine gesunde Einstellung gegenüber der Nutzung neuer Werkzeuge. Als Architekt verfolge ich gerne die technologischen Entwicklungen in meinem Beruf. Fasziniert hat mich dabei kürzlich ein Bericht von Paul Makovsky im Architect Magazine, einer US-Publikation über neue Trends in der Planungs- und Baubranche.

Vom Einsatz künstlicher Intelligenz
Hilfreich für mein Verständnis fand ich die konkreten Beispiele für den Einsatz generativer KI in Architektur und Städtebau. Makovsky schreibt über einen neuen Forschungsbericht von Greg Lindsay an der «Cornell Tech», dem New York City Campus der Cornell Universität, Ithaka, NY. Der Bericht beleuchtet die Auswirkungen von AI «künstlicher Intelligenz» und AR «erweiterter Realität» bei der Planung unserer Städte. Es entsteht dabei eine Welt des digitalen Schaffens, die durch generative KI neu definiert wird und eine bahnbrechende Qualität von Werkzeugen hervorbringt, die sowohl Schöpfer als auch Nutzer faszinieren. Bildgeneratoren setzen neue Massstäbe im architektonischen Ausdruck und verwischen die Grenzen zwischen KI-generierten Bildern und der von Menschen geschaffenen Kunst. Solange wir diese Bilder so manipulieren, dass sie einzigartig und keine direkten Kopien sind, hindert uns gesetzlich nichts daran, dies auch zu tun.

Den Output von KI-Resultaten kritisch prüfen und korrigieren
Greg Lindsay, der den Bericht im Rahmen eines Cornell Tech-Stipendiums verfasste, sprach dazu mit Phil Bernstein, einem Architekten und Technologen, Verfasser eines Buches zum maschinellen Lernen in der Architektur. Zur Frage, ob es sich bei der generativen KI um einen Bruch mit früheren Techniken oder lediglich um eine Wiederholung handelt, ist Bernstein überzeugt, dass es für seine Studierenden möglich wird, ein ganzes Projekt zu entwerfen, ohne eine einzige Linie zu zeichnen. Diese Entwicklung muss den gesamten Berufsstand beschäftigen. Solche Programme bieten völlig neue Möglichkeiten, Ideen zu generieren und Dinge zu tun, in denen wir unter Umständen keine Expertise haben. Die Frage, ob man eine Linie zeichnen soll oder nicht, hängt von unserer Einstellung ab und wie wir mit unseren Werkzeugen, von denen die KI nur eines ist, umgehen. Mit Verboten zum vornherein die Möglichkeiten von KI zu beschränken greift zu kurz, da wir die Leistungsfähigkeit des Tools noch gar nicht verstehen. Nichts sollte deshalb Tabu sein, trotz einiger grosser Bedenken in Bezug auf die Verwendung von Daten, geistigem Eigentum, Ethik oder Halluzinationen. Uns «Alten» im Team kommt dabei auch die Rolle des «sozialen Gewissens» zuteil, auf Grund unserer Erfahrung und Seniorität. Egal, ob Text, Datenbank oder Modell – weiterhin unerlässlich sind fachkundige Menschen, die den Output kritisch prüfen und korrigieren.

Stiftung Louis Vuitton, Gehry Partners | Frank O. Gehry (95), 2014 Museum im Bois de Boulogne, Paris

Die Erfahrung der «Alten» für die Entwicklung von KI nutzen
Neue Berufsfelder, wie beispielsweise das der Prompt-Ingenieur:innen, tun sich auf und Firmen mit genügend Ressourcen müssen jemanden in ihrem Team haben, der Plattformen für Experimente beobachtet und aufbaut. Jemand der genau hinschaut und Dinge ausprobiert, von denen er oder sie glaubt, dass sie in der Praxis nützlich sein könnten. Dabei ist es noch viel zu früh für detaillierte Richtlinien oder Schlussfolgerungen, weil sich die Technologie viel zu schnell entwickelt. Im Gegensatz zur Planung in der Architektur, konkurrieren andere Branchen miteinander, um sich früh einen Marktvorteil zu verschaffen. Architekt:innen hingegen arbeiten zu oft an Zertifizierungslabeln, um die Konkurrenz einzuschränken. Für Phil Bernstein gibt es drei Optionen um festzustellen, wie man KI in der Praxis einsetzen kann – entweder man ignoriert sie, oder man spielt mit den Möglichkeiten und wählt dann einen Teil des Prozesses aus, von dem man glaubt, dass sie wirklich von Nutzen sein könnte und verwendet diese. Obwohl die generativen Werkzeuge immer überzeugendere Bilder von Architekturen erstellen, baut die KI keine wirklichen Gebäude, davon ist die Technologie noch weit entfernt. Es handelt sich viel eher um zweidimensionale Projektionen komplexer, dreidimensionaler Phänomene. Wir «Alten», mit unserem Hintergrund, unserer Kompetenz und Erfahrung müssen uns, im Team mit jungen Techniker:innen, in diesen Prozess einbringen. Wie jede dieser Technologien, wird sich auch die KI anhand unseres praktischen Inputs weiterentwickeln.

Dank generativer KI Vertrauen aufbauen
Phil Bernstein denkt, dass wahrscheinlich weitaus grössere Kräfte von ausserhalb des Berufsstandes der Architekten und Ingenieure – Immobilienentwicklung, Fertigung, Lieferkettenmanagement, Baumanagement, Finanzen – Anforderungen an die Architektur stellen werden, auf die wir als Berufsleute reagieren müssen. Als Beispiel nennt er die Planung einer vorgehängten Fassade für ein Gebäude. Eine Fassadenbaufirma schafft im Internet eine KI-Umgebungen, die so datenreich ist, dass deren Erkenntnisse es den Architekt:innen viel einfacher macht, eine Vorhangfassade zu planen. Anstatt die Informationen für sich zu behalten, stellt die Firma diese werbewirksam, als Dienstleistung auf ihrer Webseite allgemein nutzbar zur Verfügung. Planende beschreiben darin die Parameter ihres Gebäudes, legen gewisse Einschränkungen fest und schon generiert die Plattform verschiedenste Optionen, die man sich zusammen mit der Bauherrschaft ansehen kann. Auch erste Kostenschätzungen, basierend auf der Systemwahl, wären im Bereich des Möglichen. Dank KI entstehen dabei früh im Prozess Synergien, die sich positiv auf den weiteren Verlauf eines Projekts auswirken und somit eine Vertrauensbasis zwischen Planenden, Bauherrschaft und Ausführenden schaffen.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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