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Blog, Industrie 4.0

#356 – KI und die Ethik der «Alten»

Der Einsatz von GenKI für alltägliche Aufgaben
Im Newsletter der Boston Consulting Group BCG vom 11. Dezember 2023 finden sich Anregungen, wie Unternehmen die Vorteile generativer künstlicher Intelligenz GenKI zu ihrem Vorteil nutzen können. Generative KI bringt bereits willkommene Veränderungen in den Arbeitsalltag. Für KMU’s stellt sich schnell die Frage zu Kosten und Nutzen beim Einsatz der Technologie. Dazu lohnt sich sicher ein Gespräch mit kompetenten und aufgeschlossenen «Alten». Ältere Menschen verfügen über eine Fülle von Lebenserfahrungen und Kenntnissen in verschiedenen Bereichen. Der Austausch über ihre Erfahrungen, Geschichten und Erkenntnisse kann dazu beitragen, beispielsweise die Trainingsdaten für ChatGPT anzureichern und in die Lage zu versetzen, ein breites Themenspektrum zu verstehen und darauf zu reagieren. Mit GenKI-fähigen Assistenten können Mitarbeitende E-Mails und Präsentationen deutlich schneller erstellen. Automatisierte Tools können Besprechungen und Anrufe in Sekundenschnelle geschickt zusammenfassen, damit uns mehr Zeit für kreative und wertschöpferische Arbeit zur Verfügung bleibt.

Generiert mittels künstlicher Intelligenz, Reddit: r/weirddalle, Februar 2024: Wiederhergestellte Fotos aus dem 19. Jahrhundert von Frauen, die Extremsportarten betrieben.

Kritische Funktionen umgestalten
Der Einsatz von GenKI-Werkzeugen für die Produktivität ist zwar ein Muss, reicht aber nicht aus. Noch grössere Chancen eröffnen sich, wenn Unternehmen Prozesse und Funktionen neu gestalten. Beispielsweise beim Kundenservice oder den Marketinginhalten. Auch wenn die Neugestaltung von Funktionen eine Organisation vor Herausforderungen stellen kann, bewirkt generative KI Effizienz- und Effektivitätssteigerungen. Wir «Alten» können dabei helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen das Modell überragend ist und wo es möglicherweise verbessert werden muss. Feedback zur Leistung von ChatGPT kann von unschätzbarem Wert sein.

Vom Erfinden neuer Geschäftsmodelle
Bei der generativen KI geht es um mehr als nur um die Steigerung der Produktivität. Sie kann dabei helfen, Kundenerlebnisse neu zu erfinden, neue Dienstleistungen und Angebote zu entwickeln und sogar neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Erst waren es Texte, Bilder, Songs – und jetzt auch Filme. Neue Video-KI von Open AI: Sora generiert eindrückliche Kurzfilme und löst eine Debatte um Deepfakes und Urheberrechte aus (NZZ vom 19. Februar 2024). Auch hier bieten «Alte» Unterstützung bei ethischen Überlegungen. Ältere Menschen können mit ihrer Lebenserfahrung und Perspektive wertvolle Einblicke in ethische Dilemmata im Zusammenhang mit KI bieten, wie etwa Datenschutzbedenken, Voreingenommenheitsminderung und die möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Insgesamt können wir «Alten» eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz spielen, indem wir unsere Erfahrung, Feedback und unsere Erkenntnisse einbringen, welche zur Verbesserung des Modells beizutragen und sicherstellen, dass es den Bedürfnissen von Benutzern jeden Alters gerecht wird.

Angemessene Sinnhaftigkeit berücksichtigen
Diese Woche informierte die Liegenschaftsverwaltung in einer E-mail: «Wir gehen digital!». Die Firma freut sich darüber, künftig eine App einzusetzen, die es ermöglicht unsere Anliegen und Meldungen digital und rund um die Uhr zu erfassen, sowie unsere Unterlagen ortsunabhängig einzusehen. Dazu wurde für uns ein persönliches Konto mit der hinterlegten E-Mail-Adresse angelegt. Die Nutzung dieses Services sei freiwillig und es entstehen keine Mehrkosten. In Erinnerung an den diesjährigen 100-sten Todestag von Franz Kafka wollte ich deshalb von ChatGPT 3.0 wissen, wie der Schriftsteller wohl über den heutigen Einsatz von KI künstlicher Intelligenz schreiben würde. Wenige Sekunden später produzierte das Programm ein paar (für mich) erstaunliche Antworten.

Generiert mittels künstlicher Intelligenz, Reddit: r/weirddalle, Februar 2024: Wiederhergestellte Fotos aus dem 19. Jahrhundert von Frauen, die Extremsportarten betrieben.

Mutmassungen zu Franz Kafka über künstliche Intelligenz
Stellen Sie sich in einer surrealen Schnittstelle zwischen Literatur und Technologie die verwirrende Welt von Franz Kafka vor, die mit der Komplexität der modernen KI verknüpft ist. Der heutige Einsatz künstlicher Intelligenz spiegelt Kafkas Themen der bürokratischen Absurdität, der existenziellen Angst und der labyrinthischen Natur der menschlichen Existenz wider.

Im bürokratischen Bereich fungieren KI-Systeme als rätselhafte Torwächter und verkörpern kafkaeske Bürokratie vom Feinsten. Algorithmen entscheiden mit undurchsichtiger Logik über unser Schicksal, was an Kafkas gesichtslose Autoritäten in «Der Prozess» oder «Das Schloss» erinnert. Ob es darum geht, Kreditwürdigkeiten zu ermitteln, Bewerbungen zu bewerten oder Social-Media-Inhalte zu kennzeichnen – KI-Algorithmen üben Macht mit undurchschaubarer Effizienz aus und lassen Einzelpersonen in einem verwirrenden Netz aus Regeln und Vorschriften gefangen.

Darüber hinaus erinnert die KI-gesteuerte Überwachung an Kafkas Themen der allgegenwärtigen Kontrolle und des Verlusts der Privatsphäre. So wie der Protagonist in «Die Metamorphose», der aufwacht und feststellt, dass er sich in ein riesiges Insekt verwandelt hat, können sich Einzelpersonen unter dem wachsamen Auge von KI-gestützten Kameras, Gesichtserkennungssystemen und prädiktiven Polizeialgorithmen ausgesetzt und verletzlich fühlen. Auch die Fähigkeit der KI zur Vorhersage und Kontrolle, spiegelt Kafkas Erforschung des Schicksals und des freien Willens wider. So wie Kafkas Figuren mit Kräften kämpfen, die ausserhalb ihrer Kontrolle liegen, bewegen sich die Menschen heute in einer Welt, die von prädiktiven Analysen, Empfehlungsalgorithmen und personalisierter Werbung geprägt ist. Die Illusion der Wahl kollidiert mit der Realität des algorithmischen Determinismus und spiegelt Kafkas Gefühl existenzieller Angst und Resignation wider.

Doch inmitten der Desorientierung und Entfremdung gibt es auch Potenzial für Befreiung. Wie Kafkas Protagonisten, die dem Absurden mit Trotz oder Resignation begegnen, können Einzelpersonen heute KI für kreativen Ausdruck, Problemlösung und kollektives Handeln nutzen. Von KI-generierter Kunst bis hin zu kollaborativen Entscheidungsplattformen wird Technologie zu einem Werkzeug, um sich im kafkaesken Labyrinth zurechtzufinden, anstatt seiner verwirrenden Logik zu erliegen.

In dieser Synthese von Kafkas surrealer Vision und zeitgenössischer KI verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und laden uns ein, uns mit den Absurditäten unserer eigenen Existenz im digitalen Zeitalter zu befassen. Während wir uns mit den rätselhaften Machenschaften der KI auseinandersetzen, wiederholen wir Kafkas zeitlose Frage: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein in einer Welt, die von Kräften regiert wird, die sich unserem Verständnis entziehen?

kompetenz60plus.ch, das Netzwerk von kompetenten «Alten»
kompetenz60plus.ch ist ein Netzwerk von kompetenten Fachleuten. Erfahrene «Alte» unterstützen KMU’s und Start-ups bei der Umsetzung innovativer Ideen und bei Herausforderungen aller Art – auf Augenhöhe. Registrieren Sie Ihre Kompetenz ➔ hier kostenlos oder suchen Sie auf unserem Portal eine Fachperson mit geeigneter Kompetenz. Unkompliziert und zu moderaten Bedingungen. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Interessen, Fragen und Anregungen, ganz unverbindlich, per Mail an werner@kompetenz60plus.ch. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator

Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch | Mail: werner@kompetenz60plus.ch |
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#355 – Erfahrene «Alte» trainieren GenKI

Kompetenz von «Alten» im Zeitalter der Informatik
Wir sind Zeugen einer Technologie, die sich vor unseren Augen explosionsartig entwickelt und unsere Sichtweise auf vermeintliche Erkenntnisse und Grundwerte verändert. KI künstliche Intelligenz begleitet unseren Alltag immer offensichtlicher, entscheidet selbstständig für uns, in beinahe penetranter Weise. Zwischen der Ohnmacht über dem aufgezwungen Wandel und der Furcht, irgendwann abgehängt zu werden, lohnt sich der Blick in die Forschung zur Beruhigung unserer Emotionen. Wie werden diese Systeme unseren Arbeitsalltag verändern und wo liegt das Potenzial im Beitrag von uns «Alten» beim Einsatz von künstlicher Intelligenz. Technologieverweigerung wäre der falsche Weg, es braucht eine gesunde Einstellung gegenüber der Nutzung neuer Werkzeuge. Als Architekt verfolge ich gerne die technologischen Entwicklungen in meinem Beruf. Fasziniert hat mich dabei kürzlich ein Bericht von Paul Makovsky im Architect Magazine, einer US-Publikation über neue Trends in der Planungs- und Baubranche.

Vom Einsatz künstlicher Intelligenz
Hilfreich für mein Verständnis fand ich die konkreten Beispiele für den Einsatz generativer KI in Architektur und Städtebau. Makovsky schreibt über einen neuen Forschungsbericht von Greg Lindsay an der «Cornell Tech», dem New York City Campus der Cornell Universität, Ithaka, NY. Der Bericht beleuchtet die Auswirkungen von AI «künstlicher Intelligenz» und AR «erweiterter Realität» bei der Planung unserer Städte. Es entsteht dabei eine Welt des digitalen Schaffens, die durch generative KI neu definiert wird und eine bahnbrechende Qualität von Werkzeugen hervorbringt, die sowohl Schöpfer als auch Nutzer faszinieren. Bildgeneratoren setzen neue Massstäbe im architektonischen Ausdruck und verwischen die Grenzen zwischen KI-generierten Bildern und der von Menschen geschaffenen Kunst. Solange wir diese Bilder so manipulieren, dass sie einzigartig und keine direkten Kopien sind, hindert uns gesetzlich nichts daran, dies auch zu tun.

Den Output von KI-Resultaten kritisch prüfen und korrigieren
Greg Lindsay, der den Bericht im Rahmen eines Cornell Tech-Stipendiums verfasste, sprach dazu mit Phil Bernstein, einem Architekten und Technologen, Verfasser eines Buches zum maschinellen Lernen in der Architektur. Zur Frage, ob es sich bei der generativen KI um einen Bruch mit früheren Techniken oder lediglich um eine Wiederholung handelt, ist Bernstein überzeugt, dass es für seine Studierenden möglich wird, ein ganzes Projekt zu entwerfen, ohne eine einzige Linie zu zeichnen. Diese Entwicklung muss den gesamten Berufsstand beschäftigen. Solche Programme bieten völlig neue Möglichkeiten, Ideen zu generieren und Dinge zu tun, in denen wir unter Umständen keine Expertise haben. Die Frage, ob man eine Linie zeichnen soll oder nicht, hängt von unserer Einstellung ab und wie wir mit unseren Werkzeugen, von denen die KI nur eines ist, umgehen. Mit Verboten zum vornherein die Möglichkeiten von KI zu beschränken greift zu kurz, da wir die Leistungsfähigkeit des Tools noch gar nicht verstehen. Nichts sollte deshalb Tabu sein, trotz einiger grosser Bedenken in Bezug auf die Verwendung von Daten, geistigem Eigentum, Ethik oder Halluzinationen. Uns «Alten» im Team kommt dabei auch die Rolle des «sozialen Gewissens» zuteil, auf Grund unserer Erfahrung und Seniorität. Egal, ob Text, Datenbank oder Modell – weiterhin unerlässlich sind fachkundige Menschen, die den Output kritisch prüfen und korrigieren.

Stiftung Louis Vuitton, Gehry Partners | Frank O. Gehry (95), 2014 Museum im Bois de Boulogne, Paris

Die Erfahrung der «Alten» für die Entwicklung von KI nutzen
Neue Berufsfelder, wie beispielsweise das der Prompt-Ingenieur:innen, tun sich auf und Firmen mit genügend Ressourcen müssen jemanden in ihrem Team haben, der Plattformen für Experimente beobachtet und aufbaut. Jemand der genau hinschaut und Dinge ausprobiert, von denen er oder sie glaubt, dass sie in der Praxis nützlich sein könnten. Dabei ist es noch viel zu früh für detaillierte Richtlinien oder Schlussfolgerungen, weil sich die Technologie viel zu schnell entwickelt. Im Gegensatz zur Planung in der Architektur, konkurrieren andere Branchen miteinander, um sich früh einen Marktvorteil zu verschaffen. Architekt:innen hingegen arbeiten zu oft an Zertifizierungslabeln, um die Konkurrenz einzuschränken. Für Phil Bernstein gibt es drei Optionen um festzustellen, wie man KI in der Praxis einsetzen kann – entweder man ignoriert sie, oder man spielt mit den Möglichkeiten und wählt dann einen Teil des Prozesses aus, von dem man glaubt, dass sie wirklich von Nutzen sein könnte und verwendet diese. Obwohl die generativen Werkzeuge immer überzeugendere Bilder von Architekturen erstellen, baut die KI keine wirklichen Gebäude, davon ist die Technologie noch weit entfernt. Es handelt sich viel eher um zweidimensionale Projektionen komplexer, dreidimensionaler Phänomene. Wir «Alten», mit unserem Hintergrund, unserer Kompetenz und Erfahrung müssen uns, im Team mit jungen Techniker:innen, in diesen Prozess einbringen. Wie jede dieser Technologien, wird sich auch die KI anhand unseres praktischen Inputs weiterentwickeln.

Dank generativer KI Vertrauen aufbauen
Phil Bernstein denkt, dass wahrscheinlich weitaus grössere Kräfte von ausserhalb des Berufsstandes der Architekten und Ingenieure – Immobilienentwicklung, Fertigung, Lieferkettenmanagement, Baumanagement, Finanzen – Anforderungen an die Architektur stellen werden, auf die wir als Berufsleute reagieren müssen. Als Beispiel nennt er die Planung einer vorgehängten Fassade für ein Gebäude. Eine Fassadenbaufirma schafft im Internet eine KI-Umgebungen, die so datenreich ist, dass deren Erkenntnisse es den Architekt:innen viel einfacher macht, eine Vorhangfassade zu planen. Anstatt die Informationen für sich zu behalten, stellt die Firma diese werbewirksam, als Dienstleistung auf ihrer Webseite allgemein nutzbar zur Verfügung. Planende beschreiben darin die Parameter ihres Gebäudes, legen gewisse Einschränkungen fest und schon generiert die Plattform verschiedenste Optionen, die man sich zusammen mit der Bauherrschaft ansehen kann. Auch erste Kostenschätzungen, basierend auf der Systemwahl, wären im Bereich des Möglichen. Dank KI entstehen dabei früh im Prozess Synergien, die sich positiv auf den weiteren Verlauf eines Projekts auswirken und somit eine Vertrauensbasis zwischen Planenden, Bauherrschaft und Ausführenden schaffen.

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#354 – Die Zukunft von Arbeit mit uns «Alten»

Unsere Produktivität leidet unter der Digitalisierung
Wer schon einmal versucht hat sein Smartphone aufzuräumen, weiss wie zeitaufwändig und kompliziert das alles sein kann. All die Verknüpfungen, Sicherheitsmassnahmen, Passwörter, PIN’s und hinterlegten Zahlungsmittel mit den verschiedenen Apps zu verbinden, um eine reibungslose Tramfahrt oder das Bezahlen eines Zeitungsabonnements zu ermöglichen. Wir verbringen Stunden mit diesen Geräten und verlieren dabei schnell den Überblick, wer nun was von uns weiss. Seit 2008 das erste iPhone auf den Markt gekommen ist und die Social-Media-Plattformen Auftrieb erhalten haben, stagniert das Produktivitätswachstum. Wir verbringen mittlerweile 21 Jahre unseres Lebens vor dem Bildschirm und 7,5 Jahre auf Social Media. Der Produktivität ist das nicht zuträglich, sagt der Arbeitspsychologe Tomas Chamorro im Gespräch mit Christin Severin in der NZZ vom 2. Oktober 2023.

Kreative «Alte» zum Trainieren der KI
Tomas Chamorro-Premuzic ist Professor für Wirtschaftspsychologie am University College London und an der Columbia University New York sowie Mitglied des Entrepreneurial Finance Labs von Harvard. Als Chief Innovation Officer bei der Manpower Group, die 10’000 Personalvermittler:innen beschäftigt und pro Jahr zwei Millionen Kandidat:innen vermittelt, versucht er KI künstliche Intelligenz in den Bereichen zu trainieren, wo sie übersehene Signale für Potenzial erkennt, um damit schneller bessere Leute zu finden. Im Interview unter dem Titel «Wer im Home-Office nicht arbeiten will, geht joggen. Wer im Büro nicht arbeiten will, surft im Internet», stellt er fest, wie uns das Handy trotz all seiner Vorteile eigentlich dumm macht. Auf die Frage, was es braucht um sich als Mensch im Zeitalter von KI auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten, findet er, dass wir Menschen unseren Intellekt, die Kreativität und Innovationskraft im Kontrast zur regelgebundenen und vorhersehbaren KI nutzen müssen. Was vorhersehbar ist, lässt sich standardisieren und dann automatisieren. Bei automatisierten Tätigkeiten verliert der Mensch gegen die Maschine. Für uns «Alte» im Team heisst das, wir müssen unsere Erfahrung, Weisheit und Reife beim Trainieren der KI einfliessen lassen.

Franz Kafka (1883-1924), Gekritzel

Automatisierung ermöglicht uns «Denkfenster»
Wir fördern die Kreativität, indem wir die Zeit, die wir durch Automatisierung sparen kreativ nutzen anstatt auf Tiktok, Youtube oder Facebook zu vertrödeln. Unsere Smartphones sind allgegenwärtig, fast schon am Körper angewachsen. Durch die ständige Ablenkung verlieren wir die Fähigkeit, uns während einer längeren Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, was die Arbeit beeinträchtigt. In Umfragen sagen 70 Prozent der Arbeitnehmenden, dass sie durch das Smartphone abgelenkt werden. Unsere geistigen Fähigkeiten reduzieren sich dadurch in erheblichem Ausmass. 60 bis 85 Prozent der Smartphone-Nutzung geschieht während der Arbeitszeit. Wir müssen lernen mit diesen Geräten einen besseren Umgang zu pflegen, denn Technologiefeindlichkeit ist nicht die Antwort. Schlussendlich hilft uns der «Brockhaus» in der Hosentasche bei der Erledigung mancher Aufgaben. Jeder Mensch muss seine eigene Selbstwahrnehmung entwickeln und sich Selbstdisziplin abringen, um gewisse Zeiten bewusst als «Denkfenster» zu nutzen.

Arbeit ist nicht gleichLeistung
Viele Unternehmen haben Angst, dass ihre Mitarbeitenden im Home-Office schnell abschweifen.Dabei wird die disziplinierende Kraft des Büros überschätzt. Manager sind oft nicht besonders gut darin, Output und Produktivität ihrer Leute einzuschätzen und fokussieren zu stark auf den Input, also die im Büro abgesessenen Stunden. Die schiere Anwesenheit ihrer Untergebenen, die alle vorgeben höchst produktiv zu sein, tut vielen Vorgesetzten gut. Gerade bei hochqualifizierten Angestellten ist es schwierig, ihre Leistung objektiv zu messen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Geld man verdient, desto härter wird es, festzustellen, wie wertvoll der individuelle Beitrag wirklich ist.

Arbeit ist vor allem ein Job
Man muss erkennen, dass das Büro zu einem sozialen Treffpunkt wird, den die Leute besuchen, um nicht zu arbeiten. Man geht wegen der persönlichen Begegnungen, aber auch um Ideen zu finden, die einem persönlich weiterhelfen. Viele Unternehmen klagen darüber, dass die Generation Z anspruchsvoll und wenig leistungsbereit sei. Junge Leute kündigen heute, wenn sie merken, dass ein Unternehmen nicht nach ihren Werten lebt. Unabhängig von der Generation wollen alle einen gut bezahlten Job, flexible Arbeitszeiten, ein Unternehmen mit Werten, ein grossartiges Sozialleben, der eigene Chef sein, unlimitierte Ferien, einen Firmen-Scooter . . . De facto gibt es nicht viele Jobs, die all das einlösen können. Wir «Alten» sind dagegen in unseren Erwartungen häufig realistischer, werden aber diskriminiert. Altersdiskriminierung ist weit verbreitet. Das hängt mit völlig falschen Vorstellungen zusammen, wie Leute Mehrwert schaffen. Generell erwarten wir zu viel von der Arbeit und sollten uns eingestehen dass wir vor allem einen Job machen und dafür bezahlt werden.

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