Its just a little street where old friends meet – Tony Bennett (1926-2023) 1994
Schon am Morgen zeigt das Thermometer über 25 Grad Celsius und seit kurzem sind mir einige «Alte» (Männer) aus der Nachbarschaft aufgefallen. Sie sitzen zu zweit oder zu dritt auf den Gartenmäuerchen und diskutieren über Gott und die Welt. Draussen, im Schatten der Bäume ist es kühler als in ihren meist schlecht isolierten Wohnungen. Sie wohnen im Quartier und haben sich, dank der Sommerhitze, zufällig gefunden. Auch wenn das Beispiel etwas weit her geholt ist, zeigt es unser Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit im Austausch, das auch am Arbeitsplatz existiert.
Herausforderung Fern-Arbeit
Unter dem Titel: «Ist Remote-Arbeit besser als im Büro zu sein? Es ist kompliziert.» sprach Mark Mortensen, Associate Professor für Organisational Behaviour at INSEAD, im TED Talk vom 19. Juli 2023, über die «neue Normalität» und hybrides Arbeiten. COVID war ein riesiges soziales Experiment mit einzigartigen Bedingungen. Die Wirtschaft ist sich nicht einig, ob Fern-Arbeit zum Besseren oder zur Zerstörung unserer Unternehmen führt. Die Angst vor Vereinsamung ist begründet. Und was sagt die Forschung? Wie können wir wissen und nicht nur denken, dass hybrides Arbeiten tatsächlich funktioniert? Einige der Fragen, die es zu beantworten gibt:
Was ist die richtige Balance zwischen Arbeit von zu Hause und Arbeit im Büro? Und wer darf entscheiden? Sind es die Führungskräfte, sind es die Mitarbeitenden? Sind es beide? Wie lange können Mitarbeitende im Homeoffice tatsächlich produktiv bleiben? Gibt es Grenzen? Und wer darf in welcher Hinsicht arbeiten? Auf welchen Kriterien sollte dies basieren? Dienstalter, Aufgabe oder persönliche Situation?
Drei Herausforderungen
Darauf gibt es leider keine einfachen Antworten, auch deshalb nicht, weil wir die hybride Arbeitsgestaltung als ein ein einziges zu lösendes Problem betrachten, obwohl es eigentlich drei verschiedene sind. Mortensen unterscheidet zwischen Wirksamkeit, Personaldiskussion und Firmenkultur. Ist das Unternehmen weiterhin fähig, seinen Verpflichtungen gegenüber den Kunden effektiv nachzukommen. Wird die Firma in der Lage sein, die Talente, die sie braucht, anzuziehen und zu halten und kann ein Betrieb das soziale Gefüge seiner Kultur aufrechterhalten oder sogar kultivieren.

Veränderte Arbeitskultur
Umfragen zeigen, dass Fern-Arbeit die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert: Die Menschen arbeiten mehr Stunden, arbeiten aber weniger zusammen. Die häufigste Frage, die Personalvermittler:innen heutzutage gestellt wird: «Wie sehen die Richtlinien für flexibles Arbeiten aus?». Die aktuellen oder potenziellen zukünftigen Mitarbeitenden berücksichtigen plötzlich hybride Arbeitsrichtlinien als Schlüsselkriterium bei ihrer Entscheidung, wo sie arbeiten möchten. Und das ist der Kern der Personalherausforderung. Dabei geht es tatsächlich um den Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Arbeit aus der Ferne und der Wahrnehmung der Arbeit im Büro. Diese Erzählung müssen Arbeitgebende zurückerobern.
«Alte» erklären das Unternehmen
Mark Mortensen erwähnt im Zusammenhang das Beispiel des Arbeitswegs. Auf die Aussage: «Ich habe jetzt so viel Zeit gespart, seit ich nicht mehr pendeln muss», fragt man sich, um welche Zeit es sich handelt. Vielleicht Zeit zum lesen, Zeit um Anrufe oder E-Mails zu beantworten oder einfach Zeit zum Entspannen, um einen besonders rauen, nervigen und frustrierenden Tag abzuschütteln. Ein weiteres Beispiel ist die Nachbesprechung nach dem Treffen bei einem Kaffee, oder um eine Beziehung zu reparieren, vielleicht um eine kollektive Sinneswahrnehmung zu betreiben. Wir müssen das Narrativ zurückgewinnen, um sicherzustellen, dass alle erkennen, was ein bestimmter Ansatz für sie oder ihn bedeutet, auch für das sozialen Gefüge. Beim Antritt einer neuen Stelle sind es oft die «Alten» die uns den Job näher bringen. Die uns vermitteln wie es ist, im Unternehmen zu arbeiten. Die Forschung spricht von einer Verringerung psychologischer Sicherheit und Vertrauen, Veränderungen in der Machtdynamik sowie ein erhöhtes Gefühl der Isolation und Einsamkeit, wenn wir voneinander entfernt arbeiten. Soziale Systeme sind dynamische, entstehende und sich weiterentwickelnde menschliche Systeme, die unsere (Firmen-) Kultur prägen. Organisationskultur ist ein langwieriges Spiel. Was wir jetzt tun, wirkt sich auf das soziale Gefüge einer Firma aus und wird Auswirkungen auf die Zukunft haben. Führungskräfte müssen Effektivität schaffen und mit der Personalbesetzung oder der Kultur der Organisation umgehen können. Der Beitrag der «Alten» ist dabei nicht zu unterschätzen.
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