Blog, Industrie 4.0

#267 – Herausforderung der Alphatiere

Wie wünschenswert ist eine Nachfolge
Immer wieder taucht in Beraterkreisen das Thema «Nachfolgeregelung» in KMU auf. Dabei geht es um rechtliche und finanzielle Fragen, wie ein Betrieb nach dem Ausscheiden der «Patrons» weitergeführt oder abgewickelt werden soll. Ein solcher Prozess kann einige Jahre dauern und ist oft begleitet von Streitereien und allseits übertriebenen Erwartungen. Die dafür eingesetzte Energie fehlt folglich im Unternehmen, der Fokus verschiebt sich vom Aufbau zur Besitzstandswahrung. Anstelle von Innovation tritt die Verteidigung des Status Quo. Die Frage sei deshalb erlaubt, muss ein KMU um jeden Preis weitergeführt werden? Ist der Betrieb interessant genug, sollte sich automatisch eine für alle Parteien befriedigende Lösung anbieten. Niemand will auf eine erfolgreiche Zukunft verzichten.

Roland Schneider (83), Fotograf, ca. 1969 HTL Brugg-Windisch, Ausstellung «Industrielandschaft», Sammlung des Historischen Museums Olten

Das Pensionsalter als statistischer Massstab
«Über 93’000 KMU suchen einen Nachfolger» titelte KMU_today online ihren Newsletter vom 7. April 2022. Bei einem Total der 614’247 von Dun & Bradstreet analysierten Firmen in der Schweiz, haben per April 2022 insgesamt 93’009 KMU (15,1 Prozent) während der nächsten fünf Jahre ein Nachfolgeproblem. Für die Erhebung durchforschte der Wirtschaftsinformationsdienst die firmeneigene Unternehmens– und Personen–Datenbank auf das Alter der eingetragenen Inhaber im Falle der Einzelunternehmen respektive der Gesellschafter (Gesellschaften) oder Verwaltungsräte (Aktiengesellschaften). Gemäss der Definition in der Studie hat ein Unternehmen eine potenziell offene Nachfolgeregelung, wenn die eingetragenen Personen 60 oder mehr Jahre alt sind.

Grösstes Nachfolgeproblem im Druck- und Verlagsgewerbe
Besonders betroffen sind gemäss Dun & Bradstreet dabei die Kleinst- und Kleinunternehmen mit 1 bis 49 Mitarbeitenden. Bei den mittelgrossen Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitenden stehen nur 7,9 Prozent vor einer offenen Nachfolge. Das grösste Nachfolgeproblem besteht im Druck- und Verlagsgewerbe (23,2 Prozent), bei den Architekturbüros (18,9 Prozent) sowie in der Unternehmens- und Steuerberatung und den Reparaturdiensten (beide 18,4 Prozent). Mit dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren, werden für eine erfolgreiche Weiterführung von Betrieben zunehmend Metakompetenzen wie logisches Denken, Neugier, Aufgeschlossenheit, Zusammenarbeit, Führung, Kreativität und Systemdenken wichtig. Kleine und mittlere Unternehmen benötigen vielfach grössere Investitionen, zum Aufbau einer digital fähigen Organisation. Bei der Gruppe von jungen Entrepreneuren, die für eine Nachfolgelösung in Betracht kommt, fehlen dazu oft die notwendigen finanziellen Ressourcen. Auch ist der Wille, sich mit veralteten Prozessen und Strukturen herumzuschlagen, ohne Erfolgsgarantie, an einem kleinen Ort.

Roland Schneider (83), Fotograf, Solothurn – Verein für künstlerische und dokumentalistische fotografie am Jurasüdfuss

Aussterbendes Gewerbe, aussterbendes Netzwerk
Der Stolz vieler KMU ist Tradition. Der nostalgische Blick zurück auf die lange Entstehungsgeschichte, die Gründerfamilie. Darunter gibt es Betriebe, die sich wenig entwickelt haben, deren Netzwerk zusammen mit den «Patrons» ebenfalls älter wird und schlussendlich wegstirbt. Ist das Unternehmen weiterhin erfolgreich, sollte sich die Nachfolgelösung problemslos anbieten. Unter den gefährdeten Firmen finden wir viele, die sich bis heute den «neuen» Technologien verweigern oder die für Routine- und Verwaltungsaufgaben möglicherweise nicht mehr benötigt werden. «Unsere Wirtschaft und Gesellschaft erlebt zurzeit den grössten Umbruch dieser Generation», sagte CEO Satya Nadella von Microsoft; Arbeitnehmende weltweit hinterfragen zunehmend wie, wo, und warum sie arbeiteten. Doch menschliche Kernfähigkeiten – wie Empathie, Vorstellungskraft, Kreativität und emotionale Intelligenz, die nicht durch Technologie repliziert werden können – bleiben weiterhin wertvoll. Wir «Alten» können dabei beispielsweise als Mentoren in Teams mit jüngeren Menschen unsere Erfahrung einbringen.

Aufregende Zukunft
Elon Reeve Musk (51) ist dieser Tage in den News, mit seinem Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter für 44 Milliarden Dollar. Der gebürtige Südafrikaner ist ein global wirkender Unternehmer mit südafrikanischer, kanadischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. Am bekanntesten als Mitinhaber, technischer Leiter und teils auch Mitgründer des Bezahldienstes PayPal sowie als Leiter des Raumfahrtunternehmens SpaceX und des Elektroautoherstellers Tesla. Er ist mit einem Gesamtvermögen von über 200 Milliarden US-Dollar einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist aber auch weiterhin sehr neugierig und glaubt an eine aufregende Zukunft, die er aktiv mitgestalten will. In einem kürzlichen Interview mit dem Leiter der Plattform TED, Chris Anderson, spricht er über seine (Lebens-) Philosophie (TED 1:06:28). In manchen KMU fehlt jedoch eine Kultur des lebenslangen Lernens im Geschäftsmodell. Solches Lernen muss in einer Vielzahl von Formaten bereitgestellt werden, integriert in die tägliche Routine, um eine flinke und agile Belegschaft zu gewährleisten. Dies muss auch im Rekrutierungsprozess zum tragen kommen, denn junge Arbeitnehmende suchen nach Positionen, in denen ihre vorhandenen Fähigkeiten erfolgreich angewendet werden können, je nachdem, wo ihre eigenen Interessen mit den Anforderungen des Marktes übereinstimmen. Wir «Alten» stellen dazu gerne unsere Lebenserfahrung in Form einer unvoreingenommene Aussensicht zur Verfügung.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. Suchen Sie einen Mentor, eine Mentorin oder Coach, «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
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