Rezepte für den Aufschwung, auszugsweise aus einem Kommentar von Dominik Feldges NZZ vom 4.6.2016.
Jammern bringt die Schweizer Industrie nicht weiter
Industriefirmen befinden sich in einer schwierigen Phase, nicht nur wegen der Frankenstärke, sondern auch infolge flauer globaler Absatzmärkte. Viele KMU’s sind in ihrer Vergangenheit gefangen. Weitblick oder eine Öffnung gegenüber Veränderungen scheint für die Patrons fast unmöglich, die Hoffnung überwiegt: «Irgendwie wird es dann schon wieder weitergehen». Jammern ist einfacher als die eigene Situation nach Möglichkeiten für Veränderungen abzusuchen. Dabei würde ein Sparringpartner mit Aussensicht oft weiterhelfen.
Robotergemauerte Backsteinwände, Keller Ziegeleien
Schweiz weiterhin das innovativste Land der Welt
In starkem Kontrast zum Jammern gilt die Schweiz weiterhin als das innovativste Land der Welt. Jean-Pierre Kapp NZZ 17.9.2015.
Im «Global Innovation Index 2015» der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo), belegt die Schweiz wie bereits im Vorjahr den ersten Rang, gefolgt von Grossbritannien, Schweden, den Niederlanden und den USA. Die Spitzenposition verdankt die Schweiz dem anhaltend hohen Investitionsniveau in den Bereichen Forschung und Entwicklung und der guten Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen, der Privatwirtschaft und den staatlichen Stellen. Zur Stärkung des Standortes trägt nach Einschätzung der Wipo auch der hohe Stellenwert der verschiedenen Fachhochschulen, die praxisbezogene Berufsausbildung und die Tatsache bei, dass die im Hochtechnologiebereich tätigen Unternehmen in der Schweiz nicht nur forschen, sondern auch produzieren.
Kosten- und Absatzprobleme
Die hohen Löhne in der Schweiz werden für die aktuelle Misere verantwortlich gemacht. Viele Werke sind mangelhaft ausgelastet. Plötzlich sieht man sich mit einer bisher vernachlässigten Realität konfrontiert. Vielleicht versucht man etwas zu produzieren was nicht mehr gefragt ist. Was tun? Schweizer Industriefirmen tun gut daran, sich auf eine möglicherweise noch längere Durststrecke einzustellen. Angesichts schwacher Absatzmärkte bleibt Industriefirmen nichts anderes übrig, als ihre Kostenbasis zu verkleinern UND in Innovationen zu investieren.
Chance dank Digitalisierung
Unternehmen, die Wert auf Schweizer Qualität legen, sollten alles daransetzen, ihre Kernkompetenzen hierzulande zu erhalten. Bedenklich erscheint, wenn aus Kostengründen Lehrlinge nicht mehr ausgebildet werden. Es darf auch nicht sein, dass Berufe in der Schweiz nicht mehr erlernbar sind, die für die Produktion und Entwicklung zentral sind. Wegen des verschärften Wettbewerbs wird das Gedeihen der hiesigen Industrie künftig noch stärker von Innovationen abhängen. Nur so können die Unternehmen auch weiterhin hohe Preise durchsetzen. Eine grosse Chance sind dabei die Digitalisierung von Betriebsabläufen im Rahmen von Industrie 4.0 und der damit verbundene Einsatz neuer Herstellungsmethoden wie der additiven Fertigung (3-D-Druck). Firmen können dadurch nicht nur ihre Strukturen verschlanken, sondern auch neue Absatzmärkte erschliessen. Die Industrie benötigt eine Vorwärtsstrategie. Mit Jammern ist niemandem gedient.
Neutrale Beratung für die «Kreativwirtschaft»
Dieses Potenzial gilt es zielgerichtet zu unterstützen, auch wenn der Erfolg auf Anhieb nicht immer gegeben ist. Die Beratung von KMU’s ist auch eine Aufgabe der älteren Generation ohne persönlichen oder finanziellen Leistungsdruck. Mentoring oder Coaching eines Teams hilft Visionen zu schärfen, Vertrauen aufzubauen und aus einem breiten Erfahrungsspektrum Situationen neutral bewerten. Das Machbare muss im Vordergrund stehen, positives Denken und Freude am Erreichbaren muss den vielen Zauderern und Besserwissern entgegenhalten.