Blog, Industrie 4.0

#310 – «Alte» und ChatGPT

Zusammenarbeit von Mensch und Maschine – kompetente «Alte»
Künstliche Intelligenz KI wird die menschliche Arbeit nicht ersetzen, sondern ergänzen, denn die menschliche Urteilskraft bleibt essenziell. Neugierige und kompetente «Alte» mit Vorstellungsvermögen, prüfen dank ihrer Erfahrung die Verlässlichkeit von «produzierten» Inhalten der Text-Automaten. Dabei entstehen immer auch neue Tätigkeiten, neue Geschäftsfelder, wo wiederum menschliche, vor allem geistige, empathische und kreative, Arbeiten benötigt werden.

Überprüfen der Resultate von ChatGPT
Seit wenigen Monaten ist ChatGPT im Gespräch. Der «Generative Pre-Trained Transformer (GPT)» generiert Texte aus dem globalen Fundus des Internets. Anders als herkömmliche KI-Programme, zitiert ChatGPT nicht einzelne (vorprogrammierte) Texte. Die Algorithmen errechnen, welches Wort als nächstes am wahrscheinlichsten ist. Dank enormer Rechenleistung transformiert das Programm innert Sekunden, die gefundenen Informationen in verschiedenen Sprachen zu fliessenden Texten. Eigentlich handelt es sich um eine gigantische Antwortmaschine. Sie saugt ihr Wissen aus dem Internet ab und wird dank der Analyse neuer Daten jeden Tag ein bisschen schlauer. Um Programme wie ChatGPT gewinnbringend einzusetzen, braucht es Sachkenntnis, von der Fragestellung bis zur Überprüfung der Resultate.

Die Verschiebung von Berufen
Die Digitalisierung und Entwicklung im Bereich KI kommt der vierten industriellen Revolution gleich, es kommt zu einer Verschiebung von Berufen, eine Entwicklung die nicht aufzuhalten ist. Der Zukunftsforscher Georges T. Roos (60) äussert sich dazu Im Gespräch mit Ingrid Hess, Redaktionsleiterin ZESO von ©SKOS Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe. Er sieht eine weitere Automatisierung verbunden mit künstlicher Intelligenz und smarter Robotik auf uns zukommen. Es wird diesmal aber nicht den zweiten Sektor betreffen, also die handwerklichen oder technischen Tätigkeiten, sondern die geistig anspruchsvollen. Bereits heute ist die KI dem Menschen zum Beispiel beim Interpretieren von Röntgenbildern überlegen. Sie kann – zumindest teilweise – die Arbeit von Juristinnen und Juristen übernehmen, oder die der Controller. Das wird die Welt verändern.

Bildgeneration mit DALL·E aus Textvorgabe: «artificial intelligence in a wrist watch» Ergänzung: «arm»

Moralische Aspekte künstlicher Intelligenz
Viel wird über die moralische Dimension von KI geschrieben. Für Emily Bender, Professorin an der University of Washington, wo sie das Forschungslabor für Computerlinguistik leitet ist es absurd, bei heutigen Produkten wie ChatGPT von künstlicher Intelligenz zu sprechen. Im Interview mit Ruth Fulterer, NZZ vom 25. Februar 2023 erklärt sie, wie eigentlich nur Mathematik und keine Intelligenz hinter solchen Programmen steckt. Was GPT und ähnliche Modelle besitzen, ist eine sehr detailreiche Information über die Verteilung von Wörtern. Diese Verteilung ist nicht zufällig. Sie hängt davon ab, was bestimmte Menschen ins Netz geschrieben haben. Sie reflektiert ein Abbild der Welt, was nicht bedeutet, dass das Programm abstrahieren oder logisch denken kann. Die Datenmengen sind so gross, die Information über Wortverteilung ist so genau, dass wir uns das gar nicht vorstellen können. Diese Bots ahmen das Schreib- und Sprechverhalten von Menschen nach. Wortverteilungen, die wiederum die Gedanken von Menschen deren Texte im Netz stehen, über die Welt verteilt, widerspiegeln. Mit allen Vorurteilen und Diskriminierungen, als Teil unserer Gesellschaft.

Websuche per Chatbot
Wer ChatGPT ausprobiert, fragt vielleicht nach etwas im eigenen Fachgebiet und staunt über die toll formulierte Antwort. Aber normalerweise suchen wir im Netz nach Dingen, die wir noch nicht wissen. Dann brauchen wir nicht einen Absatz, der plausibel klingt, sondern eine vertrauenswürdige Quelle. Die Such-Chatbots von Microsoft und Google, Bing und Bart, geben zum Teil Quellen an, was nicht wirklich hilft. Ein Sprachmodell zitiert nicht einzelne Texte, sondern verteilt Wörter. Die Quellen gehen im Trainingsprozess verloren. Man kann zwar einen Text erzeugen und dann im Nachhinein vergleichen, wo im Netz ähnliche Dinge stehen, aber das ist ein ziemlicher Umweg. Bei wirklich wichtigen Dingen ratet Emily Bender, direkt auf eine Website zu gehen. Im Internet «manuell» recherchieren macht kompetenter. Man lernt, welche Quellen gute Informationen liefern. Bei welchen Fragen es verschiedene Meinungen gibt. Vielleicht leitet man eine Seite, die man gut findet, an Bekannte weiter. Davon profitieren wiederum die Betreiber. Wenn ein Chatbot die Inhalte vermittelt, werden jene nicht mehr belohnt, welche die Informationen bereitstellen.

Bildgeneration DALL·E nach Textvorgabe: «artificial intelligence in a wrist watch» Ergänzung: «hand»

Umfangreiches Wissen am Handgelenk
Eine kleine App von Hidde van der Ploeg aus den Niederlanden bringt die Text-KI ChatGPT auf die Apple Watch (einmalig CHF 4), womit auch Apple Nutzer in den Genuss dieser Anwendung kommen, Heise online vom 9. März 2023. Damit kann vor allem dem bei Wissensfragen immer wieder mal ratlosen Sprachassistenten Siri, unter die Arme gegriffen werden. In der Weiterentwicklung sollen auch alte Dialoge künftig für späteres Nachlesen gespeichert, sowie längere Dialoge und die Verwendung eines eigenen API-Schlüssels (application programming interface) möglich werden. Obwohl Ein- und Ausgabe auf der Apple Watch angesichts der geringen Bildschirmgrösse unter erschwerten Bedingungen stattfinden, hält der Entwickler die Uhr für das perfekte Gerät, um ChatGPT zu nutzen. «Man hat sie immer am Handgelenk dabei, und mit der Komplikation ist sie schneller als jede App auf dem iPhone es je sein wird», sagt er. Ein möglicher Zusatznutzen ist auch, dass Apple-Watch-Träger ChatGPT zum Beispiel mit wenigen Worten längere Nachrichten formulieren lassen können, die dann per iMessage oder E-Mail verschickt werden.

Das Ende der Kreativität?
Hat der Mensch als kreatives, denkendes Wesen ausgedient? Oder eröffnen sich ungeahnte Ressourcen, die schöpferischen Kräfte auszuweiten? Barbara Bleisch (50) und Wolfram Eilenberger (51) diskutieren am philosophischen Stammtisch «Sternstunde Philosophie» 5. März 2023 SRF1 (1:00:24) mit der Kulturwissenschafterin Dr. Mercedes Bunz (51), Senior Lecturer in Digital Society and Deputy Head of the Department of Digital Humanities, King’s College London und dem Philosophen und Literaturwissenschafter Hannes Bajohr (39). Wissenschafter und KI-Expertinnen warnen vor Datenschutz- und Datensicherheitslücken, aber auch vor einer Verengung des Wissensbestands, weil ein Chatbot nur neu kombiniert, womit er gefüttert wurde. Chatbots könnten zu Fake-News-Schleudern und letztlich zur Gefahr für die Demokratie verkommen. Die Gesprächsteilnehmenden sind sich jedoch einig, dass in einer verantwortungsvollen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine solche Programme ungeahnte Möglichkeiten eröffnen.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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