Alternativen zum Büroalltag
Mit dem Beschluss des «Orakels von Bern», die Corona-Massnahmen ab sofort zu lockern, schlägt das Herz von uns «Alten» höher. Ausser für Aufgaben rund um das Tagesgeschäft sind die Möglichkeiten zum kreativen Austausch über virtuelle Plattformen begrenzt, mussten wir schmerzhaft feststellen. Zwischen Mentor*innen und Mentees beispielsweise, entstehen Ideen zu Strategien im persönlichen Gespräch, spontan und ohne technische «Hürden». Die Frage stellt sich deshalb, wie profitieren wir weiterhin von den Vorteilen des Arbeitens über Distanz, in Kombination mit dem persönlichen Kontakt am Arbeitsplatz. Wir hatten 18 Monate Zeit, uns mögliche Alternativen zum Büroalltag zu überlegen.

Implizites und explizites Wissen aus Erfahrung
Dabei gibt es so viele spannende Aufgaben: Unsere ganze Lebenswelt muss neu erdacht, erbaut, umgekrempelt werden. Was wir heute zum Beispiel unter nachhaltigem Bauen verstehen, ist nicht gut genug, sagt Dr. Chris Luebkeman (71) im Interview mit Judit Stolt, Fachjournalistin BR, Chefredaktorin TEC21 vom 23. Juni 2021. 20 Jahre lang arbeitete Chris Luebkeman rund um den Globus für das Ingenieurbüro Arup. Heute engagiert er sich unter Anderem im Stab des ETH-Präsidenten, als Leiter des «Strategic Foresight Hub». Dieses «Zentrum» bietet Raum, Anleitung, Werkzeuge und Methoden für alle, die sich für mögliche Zukunftsszenarien interessieren. Ziel ist es Netto-Null unterbieten, sehr viel saubere Energie ohne CO2 produzieren, die Ressourcen schonen, regeneratives Design verstehen, die Schweiz zu einem Vorbild für Kreislaufwirtschaft etablieren. Denken in künftigen Entwicklungen ist etwas ganz anderes als das, was die meisten von uns in der Regel tun, nämlich auf die Gegenwart reagieren. Dieses andere Denken muss daher erlernt und geübt werden. Muskeln müssen trainiert werden – wir trainieren den «foresight muscle», sagt Luebkeman. Wir können unsere Berufe nicht einfach so weiter praktizieren, wie wir sie einst erlernt haben; eine lebenslange Weiterbildung ist unabdingbar. Viel implizites und explizites Wissen steckt in jedem von uns – Wissen, das kein Computer ersetzen kann.
Design- Thinking
Regina Jaeger schreibt zum Thema in der NZZ vom 11. Februar 2020. Unter dem Titel «Das Design-Thinking lässt nicht nur bei Google Ideen spriessen» wie die Methodik «mit den bunten Zettelchen» Vertreter aller Altersgruppen und die unterschiedlichsten Charaktere anspricht. Der «Chief Innovation Evangelist» von Google, Frederik Pferdt, spornt nicht nur innerhalb von Google Leute an, in der Produktentwicklung neue Wege zu gehen. Er tut das auch als Lehrbeauftragter an der kalifornischen Eliteuniversität Stanford. In seinen interdisziplinären Seminaren lernen Studierende der Ingenieurwissenschaften, der Jurisprudenz oder der Medizin, wie man, wie es Pferdt ausdrückt, «mithilfe von Kreativität, Empathie und Experimentierfreude» auf ganz neue Ideen kommen kann. Die Seminarteilnehmer sollen lernen, Bestehendes zu hinterfragen und sich gemeinsam an Projekte zu wagen, deren Ausgang zu Beginn kaum jemand abschätzen kann. In der Schweiz ist man solchen Methoden gegenüber eher kritisch, gerne wüsste man von vornherein ob sich der Aufwand auch «lohnen» wird. Man doziert lieber anstatt zuzuhören und stellt seine Kunden vor ein Ultimatum.

Thesen zur Zukunft des Büros
Andrea Martel beschreibt in der NZZ vom 24.06.2021 einige Thesen zur Zukunft des Büros unter dem Titel «Warum Corona trotzdem nicht das Ende des Büros bedeutet». Eine hundertprozentige Rückkehr wünschen sich die wenigsten Büroangestellten. Viele möchten zwar wieder ins Büro gehen, um sich mit Kollegen auszutauschen – aber ohne die Freiheit zu verlieren, von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu arbeiten. Die Zukunft der Büroarbeit wird hybrid sein. Bei Google sind dies etwa drei Tage im Büro und zwei Tage dort, wo man am besten arbeiten kann. Firmen realisieren, dass es für die Firmenkultur und zur Förderung von Innovation wichtig ist, wenn voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2021 die Mehrheit der Mitarbeitenden wieder am Arbeitsplatz verbringt. Dies hat Auswirkungen auf den Flächenbedarf für Büroarbeitsplätze. Es braucht «Puffer» für Spitzenbelegungen und wird vermutlich zu weniger, jedoch grosszügigeren und flexibleren Arbeitsplätzen führen. Anstelle der wegfallenden Arbeitsplätze wird es künftig aller Voraussicht nach mehr und grössere Begegnungszonen und Konferenzgelegenheiten geben, denn das Büro wird vermehrt als Ort angesehen, wo man sich trifft, Ideen entwickelt, sich austauscht, die Unternehmenskultur und den Teamgeist pflegt. Dazu braucht es attraktive Büros, die ihre Mitarbeitenden motivieren können, nicht nur zu Hause zu bleiben. Wichtiger denn je spielt die Erreichbarkeit des Büros ebenso eine Rolle wie eine interessante, vielfältige Nachbarschaft, beispielsweise in zentralen städtischen Lagen.
«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Ideen mit Engagement und auf Augenhöhe in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!
Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator
Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger