Der Brückenschlag
Es ist immer gut, bei aller Innovation, Tipps bei den «alten Hasen» zu holen, schrieb jemand als Kommentar zum letzten Blogbeitrag «#216 – COVID-19 treibt Innovationen». Werner K. Rüegger weiss da bestimmt mehr darüber zu erzählen, schrieb der Leser weiter, der die Plattform «kompetenz60plus.ch» als Brückenschlag sieht, zwischen den Generationen Y und Z (Generation Y: geboren zwischen 1979 und 1998. Generation Z: geboren ab 1999) und den «Babyboomern» (geboren zwischen 1946 and 1964). Viele von uns «Alten» sind das Produkt der «analogen» Entwicklung im Industriezeitalter. Die Nachkriegsjahre brachten der Schweiz Reichtum und weltweit grosses Ansehen als fleissiges Volk, inmitten prächtiger Landschaften. Die Märkte waren abgeschottet, Seilschaften aus dem Militärdienst und traditionelle Familienbetriebe bestimmten das wirtschaftliche Umfeld. Wir bewegten uns autoritäts- und staatsgläubig in einem klar definierten Wertesystem. Doch spätestens mit den Studentenunruhen von 1968, kamen Zweifel auf am Status Quo. Im Wandel zum Zeitalter der «elektronischen Datenverarbeitung», wurden einige Berufsgruppen auf dem falschen Fuss erfasst.

Erste Computer, die Zeit der Lochkarten
Viele von uns «Boomern» blicken auf ein ereignisreiches Leben zurück, inklusive Auslandaufenthalte und Weiterbildung. Haben wir doch mitgeholfen, die verrücktesten Ideen im kalten Krieg (1947 – 1991) umzusetzen. Das Internet, eine Folge des 1968 am Massachusetts Institute of Technology MIT entwickelten «Arpanet», (Advanced Research Projects Agency ARPA), entstand vor dem Hintergrund militärischer Investitionen. Noch heute faszinieren uns, in seltsamer Weise, die damals gebauten (Super-) Installationen zur Bespitzelung oder Täuschung unserer «Gegner». Dank meinem Physikprofessor, zusammen mit dem damaligen Rektor am Technikum Brugg-Windisch, erlebten wir Studierenden 1969 hautnah, wie im aargauischen Beznau das erste Kernkraftwerk der Schweiz ans Netz ging. 1970 installierte die Schule ihren ersten IBM Grossrechner und wir wurden in der Folge mit der Programmiersprache FORTRAN («Formula Translator») mittels Lochkarten vertraut gemacht.
Prägende Erfahrungen weitergeben
Es liegt auf der Hand, dass solche Begegnungen den Verlauf unserer Lebensbiografien prägen. Als Architekt haben mich Technologie, Entdeckungen und Prozesse immer fasziniert. Es waren elektrisierende Jahre, die mich dann auch in die Ferne zogen, wo ich die gewonnenen Grundlagen an zukunftsweisenden Projekten testen durfte. 1973 an der AA Architectural Association School of Architecture in London und 1975 an der UCLA University of California in Los Angeles, erstellten wir unsere ersten rudimentären, computergenerierten Zeichnungen (CAD Computer Aided Design). Solche Erfahrungen, zusammen mit einer guten Portion Neugier und Ausdauer, machen uns noch heute zum idealen Sparringspartner, Mentor oder Coach, im Team mit den «jungen Wilden» und ihrem aktuellen digitalen Wissen.
Gelassenheit
Unser produktives Leben ist nicht mehr auf dem Höhepunkt und die Karriere ist gelaufen. Probleme können wir fortan mit einer gewissen Gelassenheit angehen und auf unsere Erfahrung vertrauen. Dabei wissen wir nur zugut, dass Visionen oder Innovationen sich nicht auf Knopfdruck aktivieren lassen. Wichtig ist auch die Vertrauensbildung im Team, denn zur Entfaltung unserer Kreativität braucht es die physische Interaktion in der richtigen Umgebung, zum richtigen Zeitpunkt. Viele wichtige Ideen durchlaufen eine lange Inkubationszeit und bleiben, manchmal über Jahrzehnte, dem Verstand verborgen (Beitrag #203 – Kreativität im Lockdown). Im Gespräch versuchen wir Ideen zu schärfen und alternative Ansätze aufzuzeigen. Doch die Entscheidung ist nicht mehr die unsere, wir agieren lediglich als Katalisatoren oder «Brückenbauer». Ab und zu hilft sogar unser Netzwerk, auch wenn dieses mit jedem Jahr etwas weniger wird.
«Alte» im Team
Als Vertreter der «Alten» sehe ich hier unser Potenzial. Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Engagement in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation bewusst sind und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!
Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator
Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger