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#327 – Metaversum für Kreativität

Gesucht: Kreative Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine
Viele von uns «Alten» haben spezielle Rituale bei der Nutzung von Computern. Einige Maschinen werden jeden Morgen, oder jeden Dienstagmorgen angeworfen, zur Beantwortung von E-mails, um dann für den Rest der Zeit herumzustehen. Andere dienen mit ihren veralteten Systemen noch als Schreib- oder Kalkulationshilfen. Die Geräte werden gerne als Ablenkung von Wichtigerem wahrgenommen, als Störfaktor in unserer Kreativarbeit. Zu den Störenfrieden gehören für mich speziell das analoge Telefon oder Videoanrufe. Besonders peinlich sind Videokonferenzen mit schlechter Audioübertragung oder schlechter Bildqualität (auch Fernsehredaktionen haben das nicht im Griff!). Seit Jahrzehnten wünsche ich mir deshalb eine kreativere Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.

Videoanrufe im Zeitalter des Metaversums
Zeitgleich mit dem bevorstehenden Markteintritt von Apples VisionPro, und den Diskussionen rund um KI künstliche Intelligenz im Metaversum, spricht im Video-Beitrag mit dem Titel: «Sind Videoanrufe das Beste, was wir im Zeitalter des Metaversums tun können…» Josephine (Jos) Eyre • TEDxCapeTown (13:07), über die Herausforderungen virtueller Kommunikation. Die Doktorandin an der Manchester Metropolitan University, UK, hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen, Organisationen und Gesellschaften zu helfen, sich intensiv miteinander zu verbinden, wenn sie nicht physisch zusammen sind, und dabei Technologie als Wegbereiter zu nutzen. Sie hat eine Leidenschaft für menschliche Kommunikation, digitale Anthropologie und Grenztechnologien und ist neugierig, wie sich neue Technologien auf die Natur der menschlichen Kommunikation auswirken. Jos Forschung konzentriert sich auf die Kommunikation im Berufsalltag, in Umgebungen der erweiterten Realität und wie das Metaversum die Kreativität am Arbeitsplatz neu entfachen und uns dazu inspirieren könnte, das scheinbar Unmögliche zu erreichen.

El Anatsui’s (79), ghanaischer Bildhauer, «Bottle-Top-Installationen» – Tausende Aluminiumverschlüsse von Alkoholflaschen mit Kupferdraht zusammengenäht. Materialien die scheinbar steif und robust sind, werden in Wirklichkeit frei und flexibel, zu stoffartigen Wandskulpturen. Ausstellung 2023: The Fowler Museum, an der UCLA, University of California at Los Angeles.

Was ist Realität
Ausgehend von zwei Fragen erklärt Jos ihre Forschungsarbeit.
Erstens: Was macht uns zu Menschen? Wie bleiben wir, in einer Welt in der Mensch und Technologie zunehmend zusammenwachsen und in der wir dank virtueller Realität alles was wir wollen verkörpern können, weiterhin menschlich? Von all den Begabungen, die uns als Menschen einzigartig machen, ist Voraussicht wohl eine der interessantesten, weil sie es uns ermöglicht, unsere Zukunft vorzustellen und zu gestalten. Dies gibt uns die Fähigkeit, zutiefst kreativ zu sein.
Zweitens: Leben wir in der Realität? Abgesehen von Simulationen besteht die Realität schliesslich nur aus den Geschichten, die wir uns selbst über das erzählen, was wir um uns herum zu sehen glauben, und die möglicherweise von den Geschichten anderer Menschen beeinflusst werden. Und so wird jede Geschichte, die wir jemals gehört haben oder jemals hören werden, unsere Version der Realität beeinflussen. Jos besinnt sich, wie sie in ihrer Kindheit besessen war mit «Alices Abenteuer im Wunderland» von Lewis Carroll (1865). Sie fand es faszinierend, wie unmöglich und gleichzeitig real alles war. Damals wurde das was die Königin sagt, dass man an alles glauben kann, wenn man sich genug anstrengt, ob es möglich ist oder nicht, zu ihrer virtuellen Realität.

«Alte» hadern mit ihrer Vorstellungskraft
Kreativität ist nicht nur etwas für Künstler und Musiker, sie ist der Motor für Innovationen an unseren Arbeitsplätzen. Sie kämpft gegen die Monotonie der Sitzungszimmer, PowerPoint-Präsentationen und Videoanrufe. Schaltet man während Videokonferenzen die Kamera ein, um mit den Leuten leichter in Kontakt zu treten, beeinträchtigt dies, gemäss einer Untersuchung der Carnegie Mellon University, unsere Fähigkeit zur kreativen Teamarbeit. Unsere Aufmerksamkeit wechselt zwischen den manchmal unklaren Gesichtsausdrücken unserer Gegenüber und den Objekten im Hintergrund. Wir erinnern uns an die sprechenden Köpfe vor Büchergestellen während der Coronapandemie, die keine natürliche Art der Kommunikation ermöglichten. Es ist eben keine 3D-Umgebungen, sondern wir sprechen zu diesen leuchtenden 2D-Bildschirmen. Und diese Bildschirme sind dazu da, Dinge darzustellen. Es heisst nicht umsonst Display-Technologie. Sie waren nie dazu bestimmt, über sie zu kommunizieren, meint Jos Eyre.

El Anatsui’s (79), ghanaischer Bildhauer, «Bottle-Top-Installationen» – hero 2018-48-1

Metaversum am Arbeitsplatz
Wenn Videoanrufe verwirrend sind und unserer Kreativität schaden, warum nutzen wir sie dann immer noch? Vor allem wir «Alten» sind überzeugt, es ist das Beste, was wir haben, oder es ist das, was dem wirklichen Leben am nächsten kommt. Was ist denn so gut am wirklichen Leben, könnte man sich fragen. Was wäre, wenn wir, anstatt zu versuchen, die Realität nachzubilden, etwas Besseres anstreben würden? Jos Eyre findet die Antwort in der Multimilliarden-Dollar-Spieleindustrie, die sich genau diesem Thema widmet und uns sofort woanders hinbringt und uns ermöglicht, mit Menschen aus der ganzen Welt präsent und kreativ zu sein. Sie stellt sich diese gerne als eine weiterentwickelte 3D- und Erlebnisversion des Internets vor, wo man mit seinen Freunden abhängt. Gamende Kinder üben folglich wichtige Lebenskompetenzen wie Empathie und Teamarbeit. Und sie kreieren und innovieren in diesen Bereichen oft weit mehr, als wir mit unserem vierten Videoanruf des Tages. Virtuelle Realität ist zwar nicht gleichbedeutend mit dem Metaversum, aber sie ist eine der mächtigsten Technologien, die wir nutzen können, um auf diese Räume zuzugreifen um die Kreativität am Arbeitsplatz neu zu entfachen die uns inspirieren wird, das Unmögliche zu erreichen.

Räumliches Denken und Arbeiten
Apples VisionPro macht sich die drei Hauptmerkmale der virtuellen Realität zu nutze: Immersion, Interaktion und Vorstellungskraft. Diese werden mit der realen Umgebung überlagert. Immersion bedeutet das Eintauchen in eine völlig andere virtuelle Umgebung, sodass wir in VR nicht nur Dinge sehen, hören und fühlen, sondern auch schmecken und riechen können, ist Jos Eyre überzeugt. Das «Internet der Sinne» ist da und revolutioniert die Art und Weise, wie wir in virtuellen Umgebungen miteinander interagieren. Immersion gibt uns Co-Präsenz, wobei unser Gehirn den Unterschied zwischen virtueller Realität und realer Realität nicht kennt. Durch Interaktion können wir Dinge in unserer Umgebung manipulieren, die nicht wirklich vorhanden sind. Anstatt sie traditionell auf 2D-Bildschirmen zu visualisieren, können wir dies in Echtzeit in 3D tun und unsere Entwürfe gemeinsam mit unseren Teams erstellen, diskutieren und bearbeiten.

El Anatsui’s (79), ghanaischer Bildhauer, «Bottle-Top-Installationen» – Gli (Wall) 2010

Gestalter unseres eigenen Schicksals
VR fördert die Vorstellungskraft und gibt uns die Möglichkeit, alles zu tun und überall zu sein, unabhängig davon, ob es in der Realität existiert oder nicht. Einschränkend ist lediglich unsere «strukturierte Vorstellungskraft», ein Konzept wonach wir uns beim Erschaffen von Dingen tendenziell auf bestehende Paradigmen verlassen. Die Erfahrung von «Alten» muss hier berücksichtigt werden. Der Einsatz immersiver Technologie ist nicht mehr die Zukunft von Kommunikation am Arbeitsplatz, sondern sie ist Gegenwart. Grosse und kleine Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern bereits VR-Headsets auf die gleiche Weise zur Verfügung, wie sie es traditionell mit einem Laptop tun, um den Zusammenhalt ihrer Teams durch Vertrauen zu fördern und Beziehungen auszubauen. Jos ist deshalb überzeugt, dass wir eine unglaubliche Chance vor uns haben, die Arbeit und die Art und Weise unserer Zusammenarbeit völlig neu zu denken. Aber wir müssen unsere menschliche Voraussicht nutzen, um die Zukunft zu schaffen, die wir sehen wollen. Wir müssen bewusste Gestalter unseres eigenen Schicksals werden.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator

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