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#246 – WOKE, Gendern und Cancel-Culture

Ein langes Leben ist ein Geschenk
Als aktiver «Alter» folge ich den Ritualen des Tagesablaufs, arbeite, treffe mich mit Gleichgesinnten, besuche mein Lieblingskaffee und informiere mich aus verschiedensten Quellen über das Zeitgeschehen. Als Mentor freue ich mich regelmässig über den Austausch mit den Mentees, welche meine «Altersweisheit» herausfordern. Als Berater kann ich dank meiner Erfahrung zum Gelingen eines Projekts beitragen und meine Neugierde lässt mich teilhaben an Forschungsprojekten. Die Kontakte aus meiner früheren beruflichen Tätigkeit, soweit diese noch bestehen, pflege ich weiterhin. Möglich macht dies in erster Linie meine gute Gesundheit. Keine grossen finanziellen Sorgen und eine gute Partnerschaft, sind ebenfalls Voraussetzungen für ein erfülltes Leben im Alter. So gesehen wird man einfach älter, fast unbemerkt und ohne sich alt zu fühlen. Aktuell darf man erwarten, dass man 85 Jahre in relativ guter Verfassung verbringen kann. Ein langes Leben ist ein Geschenk! Eine Errungenschaft der Zivilisation.

Sammlung Uli Sigg (75), Eröffnung M+ Museum für visuelle Kultur, Hong Kong, 11. November 2021

Bevormundung der «Alten»
Doch spätestens wenn man von der Gemeinde, in meinem Fall von der Stadt Zürich, Anfang November einen persönlich adressierten Brief vom Gesundheits- und Umweltdepartement, Fachstelle für Altersfragen erhält, fühlt man sich alt. Der Staat meint es gut mit seinen Bürgern und bietet allerlei Hilfe an, beim erreichen eines gewissen Alters. Automatisch, dank Digitalisierung, werden solche Briefe versandt. Die herzliche Gratulation zum Geburtstag ist begleitet von einem Fragenkatalog zu Händen des geriatrischen Dienstes, der sich kostenlos und präventiv mit unseren Anliegen, mittels Hausbesuch, befasst. Alles ist freiwillig und die Bearbeitung der Rückmeldungen kann einige Wochen dauern. In einem separaten zweiten Couvert der «Infobrief Zürich», ein doppelseitig bedruckter Flyer mit Bewerbung der neuen Internetplattform «Zürich im Alter» und allerlei Informationen zu altersgerechten Themen. Nun bin ich also Teil einer Altersstatistik. Mein Alter ist nicht mehr nur meine private Angelegenheit, das grenzt an Bevormundung durch den Staat, zwar gut gemeint. Doch vorgefasste Meinungen zum Alter helfen nicht in der Diskussion um den Fachkräftemangel oder den Beitrag der «Alten» in der Gesellschaft.

M+ Kulturmuseum in Hong Kong, Architektur Herzog & de Meuron (beide 71), Basel, Bild: © Kevin Mak

Die «Gendersprache» wird uns nicht retten
Am gleichen Tag das Interview von Christoph Ruckstuhl, anlässlich der Frankfurter Buchmesse, mit Elke Heidenreich (78): «Diese Betroffenheitskultur finde ich völlig falsch», NZZ vom 10. November 2021. Heidenreich erklärt im Interview weshalb die «Gendersprache» uns nicht retten kann. Die Deutsche ist Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Kabarettistin und moderierte zahlreiche Fernseh- und Hörfunksendungen. Sie erhielt zahlreiche Ehrungen, zuletzt den Ernst-Johann-Literaturpreis. Geplant ist ein Auftritt im «Literaturclub» bei SRF 1 in der kommenden Sendung vom 16. November 2021. Nachdem Heidenreich einen Shitstorm über sich ergehen lassen musste, wurde über ihr neustes Buch «Hier geht’s lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben» (Julia-Eisele-Verlag, München 2021) an der Buchmesse am zweitmeisten geredet. Grund für die Aufregung war ihre öffentlichen Bemerkung, in der sie Sarah-Lee Heinrich, die Junge-Grüne-Sprecherin, einer sprachlosen Generation, die nicht liest, zuordnete.

«Cancel-Culture»
Heidenreich sieht in den sozialen Netzwerken Parallelen zur 1968-er Bewegung, bei der sie damals dabei war und die Professoren unterbrochen hatte. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist jedoch anders als schnell im Netz, ohne ein Gegenüber zu haben, seine Wut loszulassen. So findet sie auch die gegenwärtige «Betroffenheitskultur» völlig falsch. Es ist derzeit fast unmöglich Kultur, Unterhaltung oder Bildung ohne die Überlagerung von identitätspolitischen Fragen stattfinden zu lassen. Ähnliches gilt auch für die Gendersprache, wo in jedem Fall alle möglichen Beteiligten inkludiert werden wollen. Da schlägt die Hysterie gerade sehr weit aus, sagt Heidenreich. Sie glaubt deshalb, dass sich das nicht durchsetzt, denn das ist eine bestimmte Gruppe, die das macht. Das Gendern ist nicht in der Bevölkerung verankert.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung aus der analogen, zusammen mit Erkenntnissen aus der digitalen Welt, sind wir «Alten» gerne bereit, diese mit KMU’s oder im Team mit jungen Forschenden und Wissenschaftern auf Augenhöhe zu teilen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger

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