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#330 – Eruptive Disruption

Disruption
Der Begriff Disruption hat es in sich. Man wünscht sich die bahnbrechende Idee herbei, welche etablierte Normen stört, solange man davon nicht selber betroffen ist. Eruptiv sei die Geschwindigkeit, mit der sich beispielsweise künstliche Intelligenz entwickle, sagt Marcel Salathé, Epidemiologe und Mitgründer des Vereins CH++. Für uns «Alte» fand die grösste Disruption Ende der 1960er, anfangs 1970er Jahre statt. Nach der Industrialisierung mit ihrem Potenzial für Massenfabrikation, war die Innovation von persönlichen Computern (Desktop PC) ein Riesenereignis. Man verfügte plötzlich über seine eigene Druckerei, konnte seine eigenen Grafiken herstellen und mit Gleichgesinnten von Maschine zu Maschine kommunizieren. In der Arbeitswelt entstanden gleichzeitig zwei Parallelwelten – analog und digital – Redundanzen, die bis heute hartnäckig weiter bestehen, wie am Beispiel Tageszeitungen. (Analoge) Faxgeräte stehen laut einem kürzlich veröffentlichen Bericht immer noch in 50% der Firmen. Der disruptive Erfolg zeigt sich bei den Technologieaffinen, weit weniger in unserer Arbeitsweise, da bleibt vieles beim Alten. Viele Babyboomer zeigen wenig Veränderungsbereitschaft und entschieden sich früh dafür, den Trend bis zur Pensionierung auszusitzen. Daraus resultiert ein Fachkräftemangel, der kurzfristig für Engpässen sorgt.

The Design Museum London, Anlass im Oktober 2023, Design Museum Direktor Tim Marlow im Gespräch mit der englischen Künstlerin und Bühnenbildnerin Es Devlin (52) Bild: Es Devlin©

@ disruptive Technologien
Die gegenwärtige Diskussion um den Nutzen oder Schaden von KI künstlicher Intelligenz lässt uns vergessen, dass Veränderungen oft Jahrzehnte brauchen um in der Gesellschaft anzukommen. «Disruptive Technologien (oft auch «Disruptive Innovationen»; englisch to disrupt «unterbrechen» beziehungsweise «stören») sind Innovationen, welche die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung ersetzen oder diese vollständig vom Markt verdrängen und die Investitionen der bisher beherrschenden Marktteilnehmer obsolet machen. Oftmals beschreibt Disruption den Prozess eines ressourcenarmen Unternehmens, das grosse und etablierte Firmen herausfordert.» (Quelle: Wikipedia). Als gutes Beispiel für eine disruptive Technologie scheint mir, kurz zusammengefasst, die Geschichte der E-mail. Die parallelen Arbeiten von Paul Baran (1926-2011), US-amerikanischer Informatiker polnischer Abstammung, an der Rand Corporation (die erste Denkfabrik, 1946 von der U.S. Air Force gegründet) und von Donald Watts Davies (1924-2000), britischer Physiker und einer der Pioniere der Informationstechnologie am National Physical Laboratory in Middlesex, England, stehen für den telekommunikationstechnischen Paradigmenwechsel von leitungsorientierten zu «paketvermittelten» Konzepten (im Netzwerk verteilt). 1971 wurde die erste E-mail im ARPANET (Advanced Research Projects Agency Network) mit der von Leonard Kleinrock (89), amerikanischer Internetpionioer, an der UCLA entwickelten Paketnetzwerktechnologie verschickt. Die Nachricht sollte das Wort login sein; Allerdings brach die Verbindung nach dem Buchstaben o ab, sodass die erste ARPANET-Nachricht lediglich lo war.

Die Geister die wir riefen
Wir Babyboomer haben die Technologien geschaffen, welche uns heute bedrängen. Die Entwicklung der Arbeitswelt mit Hilfe von Automatisierungen ist für uns «Alte» eine gewaltige Disruption. Im Digitalisierungs-Tsunami verändern sich einmal erlernte Tätigkeiten fortlaufend und bedingen eine kontinuierliche Weiterbildung oder Anpassung unserer Fähigkeiten. Angesichts des hausgemachten Fachkräftemangels muss das Konzept Arbeit/Beschäftigung generell überdacht werden. Denn für all die Doppelspurigkeiten (analog UND digital) verfügen wir schlicht über zu wenig personelle, materielle und finanzielle Ressourcen. Auch weil Politik, Gesetzgebung und das Bildungssystem den Entwicklungen immer hinterher eilen, werden Computer oft nur als elektronische Werkzeuge eingesetzt, um händisches Arbeiten zu vereinfachen. Und weil vieles plötzlich quantifizierbar ist, werden Strukturen künstlich aufgeblasen und Redundanzen konsolidiert. Damit entstehen auch viele «Bullshit-Jobs» (David Graeber (1961-2020), US-amerikanischer Anthropologe), sinnlose oder unnötige Arbeiten welche mehrheitlich dazu dienen, alte Zöpfe am Leben zu erhalten, oder um die Berechtigung seiner eigenen Arbeit zu untermauern. Vieles davon könnte mittels künstlicher Intelligenz KI erledigt werden, beispielsweise die administrativen Aufgaben von Pflegenden, Lehrkräften oder Ärzten. Damit stünde mehr Zeit zur Verfügung für die Kernaufgaben dieser Fachleute, was dem Personalmangel entgegenwirken und zu einem positiven Berufsbild beitragen würde.

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Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
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