In vielen Ländern, darunter Österreich und Deutschland, sowie in einigen Kantonen der Schweiz ist der 1. Mai ein gesetzlicher Feiertag. Zum Beispiel die USA kennen diesen Feiertag nicht. Aus dem Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse und dem Nationalen Feiertag des Deutschen Volkes wurde mancherorts der Tag der Arbeit, anderswo ein Tag des Friedens oder einfach nur ein Strassenfest für prekär Beschäftigte.
Arbeit unter Druck
Arbeit ist jedoch in Zeiten der grossen Transaktions- und Spekulationsgewinne längst nicht mehr die einzig relevante Quelle von Wohlstand und Reichtum. Immer mehr Menschen können auch in den entwickelten Ländern von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Automatisierung und Digitalisierung setzen die Arbeit unter Druck. Die digitale Revolution mit ihren Automatisierungsprozessen und Robotik ersetzt analoge, von Menschen verrichtete Arbeit. Diese technische Entwicklung zwingt uns, den Begriff der Arbeit neu zu denken.
Industrie 4.0
Automaten machen uns Mensch frei für andere Tätigkeiten, die nicht mehr unmittelbar der Produktion von Gütern dienen und kein Lohnarbeitsverhältnis mehr voraussetzen. Industrie 4.0 wird das Feld der menschlichen Tätigkeiten neu definieren und neu bewerten. Die Arbeit wird uns zwar nicht ausgehen, aber sie wird ihre Gestalt radikal ändern.
Frei nach einem Beitrag von Konrad Paul Liessmann, « Neue Zürcher Zeitung », 27. April 2016
Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien.