Industrie 4.0

Bildung ist nichts schlimmes

Die Rede von Philipp Hildebrand am SEF Swiss Economic Forum in Interlaken  und die anschliessende inspirierende Diskussion mit Martin Hirzel, CEO Autoneum Winterthur sind Auslöser zu diesem Diskurs.

Eine oder zwei Fremdsprachen in der Primarstufe?
Auf diese Frage konzentriert sich die Diskussion über den Sprachunterricht in der Schule zurzeit. Mehr zu erreichen wäre mit methodischen Verbesserungen und realistischen Erwartungen. Walter Bernet schrieb dazu einen lesenswerten Beitrag in der NZZ vom 11.6.2016. Auch Musiknoten, Bilder oder Programmiercode sind Kommunikationsmittel. Im Alltag stört mich die notorische «simultane» Übersetzung von Beiträgen in anderen Landessprachen im Schweizer Fernsehen, obwohl das Land die Sprachenvielfalt für sich in Anspruch nimmt.

Was ist zeitgemässe Bildung?
Nach Hildebrand gibt es für die Schweiz keinen anderen Weg als die Herausforderungen der globalisierten Welt anzunehmen. Vielmehr müsse in eine zeitgemässe Bildung investiert werden. In der Schweiz werde immer noch nach einem Lehrplan gelebt, der aus der Zeit der ersten industriellen Revolution stamme. Um für die laufende vierte industrielle Revolution, also die Digitalisierung, gewappnet zu sein, brauche es aber mehr. Zwar lerne jedes Kind in der Schweiz lesen und schreiben, nicht aber programmieren. Letzteres gehört laut Hildebrand aber zwingend in den Lehrplan.

Hier ein Kommentar zu Hildebrands Rede als Beispiel, notabene von einem Konferenzteilnehmer:
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W. Pip (W. Pip), Zürich
Freitag, 10.06.2016, 14:46
…aufdass es noch mehr digitalisierte Depen gibt, welche jeden Bezug zum Leben verloren habn? Lehrt unsere Kinder anständige Werte, solide Sprach- und Kommunikationkompetenz (1:1, nicht via App!) und ein profundes Technikverständnis. Mit einem Scheuklappenprogrammieren ist nichts gewonnen – im Gegenteil (diese Erfahrung mache ich mit «jungen Wilden» im IT-Berufsleben tagtäglich)… Es ist fürchterlich alarmierend!

Strom, 3D-Druck und Programmieren sind unsere Zukunft
Die Digitalisierung ist KEIN Generationenproblem. Anfang 1970-er Jahre erhielt das Technikum in Windisch den ersten IBM Grossrechner. Da war ich als Student noch keine 30 Jahre alt. Ich musste Fortran V lernen und wanderte mit Lochkartenpaketen unter dem Arm durch die Gänge. 1975 an der UCLA mit Prof. William John Mitchell (1944 – 2010) kam ein Studium in CAD Computer Aided Design dazu und 1984 an der Polytechnik Universtity Pomona nahe Los Angeles, erhielt jeder Dozent einen Apple Macintosh geschenkt. Seither arbeiten wir täglich mit solchen Maschinen, seit bald 10 Jahren mobil. Folglich ist die Einstellung zur Digitalisierung eine Kopfsache und nicht altersbedingt.

ITA_Dachkonstruktion
Gewellte Dachkonstruktion aus 50’000 Holzlatten, Gramazio Kohler ETHZ mit ERNE Holzbau AG (Portalroboter)

Gestaltung der Industrie 4.0
Mein Interesse im Zusammenhang mit Industrie 4.0 liegt bei der Produktion von Halbfabrikaten oder der Erstellung von Prototypen. Der Faktor «Kreativität» erhält dabei einen grossen Stellenwert. Jegliche Veränderung in einem Unternehmen MUSS VON OBEN KOMMEN. Ein VR verlässt sich bei der Umsetzung von Ideen ganz auf seine Führungscrew.

Die Hilfsmittel bestehen zu Hauf, wie wir sie einsetzen ist natürlich der entscheidende Punkt. Der verstorbene Apple-Chef Steven Jobs soll sich 2010, ein Jahr vor seinem Tod, das sogenannte V-Vehicle angesehen haben, das als Prototyp vorlag. Er gab den Machern Tipps. Das Gefährt, hinter dem der Entwickler Bryan Thompson zusammen mit den Designern Tom Matano und Anke Bodack steckte, sollte dank Verwendung von Polypropylen und Glasfasermaterialien 40 Prozent leichter sein als ein vergleichbares Standardfahrzeug. Es hätte in der Produktion 70 Prozent Kosten eingespart, schätzten die Entwickler.

Wie offen sind wir Schweizer gegenüber Neuem?
Das Generationenproblem in der Schweiz lässt sich auf den Führungsstil reduzieren und auf die Unfähigkeit zum Loslassen. Es geht uns (noch) zu gut. Patrons (meist Familienbetriebe), Leiter von (Klein-)Unternehmen oder «Frontleute» mit Entscheidungsbefugnis schotten sich ab. Sie haben genug von den «Hildebrands», den politischen Parteien und all den «Besserwissern». Um dieses Misstrauen zu knacken ist meine ältere Generation von ehemaligen Führungskräften bestens geeignet. Mit breiter Erfahrung und Empathie, ohne Erfolgsdruck suchen wir deshalb das Gespräch. Keine PowerPoint Präsentationen, kein Fachjargon, sondern Kommunikation auf AUGENHÖHE.

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