Blog, Industrie 4.0

#241 – Wille zur Veränderung

Wo dem Wissen die Zugänge versperrt sind, bleibt nur das Glauben
Mein Blog #232 «Glauben statt Wissen», vom 9. August 2021 wurde rekordverdächtige 600 mal angeklickt. Ob dies nur dem Selbstbildnis von Lucian Freud geschuldet ist, sei dahingestellt. Der Beitrag befasst sich mit der, aus meiner Sicht, bestehenden Herausforderung für uns «Alte», den Anschluss an veränderte Bedingungen nicht zu verpassen. Wir waren es, welche die Gesellschaft von heute geformt haben, mit allen Vor- und Nachteilen. Mit unseren Handlungen kümmern wir uns oft zu wenig um die negativen Auswirkungen auf den Planeten. Ich wünschte mir deshalb, dass wir «Alten» vermehrt Verantwortung übernehmen und uns mit Hilfe des technologischen Wissens und der Begeisterung der «jungen Wilden», am Brückenschlag zwischen analoger und digitaler Welt beteiligen.

9. Oktober 2021, Eröffnung Kunsthaus Zürich, nachhaltige Materialien: Architekt Sir David Chipperfield

Greenwashing
Zwar geht es im Interview von Judith Stolt, Fachjournalistin BR und Chefredaktorin TEC21, vom 30. September 2021, mit dem ehemaliger Arup-Vordenker und Mitglied im Stab des ETH-Präsidenten, Dr. Chris Luebkeman, um die Lage im Bau- und Planungssektor. Doch lassen sich die Argumente problemlos auf die Gesamtwirtschaft ausdehnen. Dr. Luebkeman plädiert, bezogen auf die Klimaziele, für schonungslose Ehrlichkeit, Pragmatismus – und eine positive Haltung. Wir müssen die Ursachen des Klimawandels besser verstehen, Wissen sammeln, vermitteln, ausbilden. Es gibt allerdings viele Hebel, die heute schon bekannt sind und bei denen wir unmittelbar ansetzen können: Welche Energiequellen wir nutzen, welche Materialien wir wählen, ob wir Kontrollsysteme implementieren oder nicht. Andere Faktoren sind schwerer zu steuern, etwa die Herkunft bestimmter Rohstoffe. Hier braucht es sicher noch Regelungen und Deklarationspflichten auf globaler Ebene. Vor allem aber braucht es einen Willen zur Veränderung, ein hohes persönliches Engagement aller: Wer nicht selbst überzeugt ist, wird niemanden dazu bewegen, etwas an seiner Praxis zu ändern. Der betreibt nur Greenwashing.

Graue Energie
Die graue Energie, welche für die Herstellung von Konsumgütern und die Errichtung von Bauten notwendig ist, rückt erst allmählich in den Fokus, obwohl diese bis zu 25% der gesamten Primärenergie für Erstellung, Betrieb und Mobilität ausmacht. In vielen Fällen, etwa im Infrastrukturbau, haben wir kaum Alternativen zu energie­intensiven Baustoffen wie Beton. Umso wichtiger ist es, dass wir den ganzen Lebenszyklus unserer Güter und Bauten verstehen und kon­trollieren, inklusive Transformationen und Rückbau. Wir tun immer so, als ob wir für die Ewigkeit bauen würden: Wir haben eine klare Vorstellung vom System, aber diese Vorstellung ist statisch, sie bezieht sich nur auf das Funktionieren zum Zeitpunkt der Fertigstellung, vielleicht noch auf den Betrieb. Darüber, was geschieht, wenn das Leben eines Systems zu Ende ist, mögen wir nicht nachdenken. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, wir verdrängen das Ende unserer Produkte ebenso wie unseren eigenen Tod.

Kreislaufwirtschaft
Dies ist absurd und kurzsichtig. Unser Ziel muss sein: «Circular Economy», eine Kreislaufwirtschaft von Fabrikaten und Bauteilen, die man nach Gebrauch demontiert und wiederverwendet. Die Rohstoffe und die graue Energie, die darin stecken, sollen nicht vernichtet werden, sondern anderen Nutzungen zugutekommen. Man muss bei der Entwicklung den Wandel und die Anpassbarkeit mitdenken. Auch die Materialhersteller bekommen diesen Druck allmählich zu spüren, und sie beginnen, CO2-neutrale Baustoffe zu entwickeln – Zementhersteller zum Beispiel tüfteln an einem Beton, der CO2 binden kann. Es braucht mehr Denkarbeit, aber wenn man es klug anpackt und den ganzen Lebenszyklus einbezieht, zahlt sich die Mehrinvestition wieder aus. Mit einem positiven, in die Zukunft gerichteten Diskurs können wir den Konsumenten signalisieren, dass wir der Herausforderung einer klimagerechten Produktion gewachsen sind und Lösungen anbieten. Auch wir «Alte» müssen uns aktiv mit diesen relevanten Themen auseinandersetzen und versuchen im Fachjargon zu kommunizieren.

«kompetenz60plus.ch»
Mit unserer Erfahrung und Engagement aus der analogen Welt sind wir «Alten» gerüstet, im Team zusammen mit dem digitalen Wissen der «jungen Wilden», Prioritäten und Ideen mit Engagement und auf Augenhöhe in Ergebnisse umzusetzen. «kompetenz60plus.ch» ist ein Sammelbecken für kompetente Senioren, die sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft beteiligen wollen. Bitte bringen Sie sich ein und registrieren Sie Ihre Kompetenz kostenlos hier. Wir freuen uns auch über Ihre Kontaktnahme per Mail an: werner@kompetenz60plus.ch, oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar weiter unten. Danke!

Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA
Projektadministrator und Initiator


Ein Projekt «von uns. für uns.»
Web: kompetenz60plus.ch I Mail: werner@kompetenz60plus.ch I
Linkedin: kompetenz60plus.ch | facebook: wernerkruegger